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Neues Jahr beginnt mit Sturmflut

Usedom / Lesedauer: 4 min

Hochwasser, Orkan, eingestellte Fährverbindungen: Das Jahr 2019 begann an der Ostseeküste mit einem Sturm. Entgegen erster Prognosen steigen die Pegel am Mittwochnachmittag weiter.
Veröffentlicht:02.01.2019, 21:41

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Mecklenburg-Vorpommern ist mit Sturm ins neue Jahr gestartet: Die Ostseeküste erlebte am Mittwoch ihre erste Sturmflut mit überschwemmten Stränden und Straßen. Teils fegte Sturmtief "Zeetje" mit Orkanstärke über das Land hinweg und knickte Bäume um. Am Dornbusch auf Hiddensee erreichte der Sturm nach Angaben des Wetterstudios Hiddensee Spitzenwerte von knapp 130 Stundenkilometern, das entspricht Orkanstärke 12. Entgegen erster Prognosen stiegen vielerorts die Pegel auch am Mittwochnachmittag noch weiter, gehen inzwischen (17 Uhr) aber wieder zurück. Straßensperrungen bleiben weiter bestehen, wie die Polizei betont.

Die Polizei berichtete von Schäden: Drei Menschen wurden verletzt, als bei Dambeck nahe Röbel und bei Richtenberg (Vorpommern-Rügen) Autos gegen umgestürzte Bäume prallten. In Ralswiek auf der Insel Rügen stürzte ein Baum auf ein parkendes Auto, in Göhren knickte ein Baum auf ein Ferienhaus. Zwischen Karow und Plau am See (Landkreis Ludwigslust-Parchim) riss eine Windböe einen Baum an der B192 um. Ein Autofahrer fuhr gegen den Baum und schob das Geäst gegen einen entgegenkommenden Wagen, der gebremst hatte. Rund 10 000 Euro Sachschaden meldete die Polizei.

In Barth riss "Zeetje" Ziegel von Hausdächern, wie eine Polizeisprecherin in Stralsund sagte. Bei der Bahn verursachte der Sturm Verspätungen und Zugausfälle. Die Fährverbindungen zwischen Schaprode und Hiddensee sowie in Warnemünde wurden zeitweise eingestellt.

Ein Hobbyfilmer hat am Mittwoch diese Szenen in Wolgast, Zempin, Koserow und Freest aufgenommen:

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Autos in Wismar und Rostock überschwemmt

An den Küsten schlugen Wellen über Strände und Kaikanten. Wismar erlebt mit 1,84 Meter über Normal sogar eine schwere Sturmflut. Dort stand das Wasser teils mehr als 20 Zentimeter auf den Straßen, wie ein Sprecher sagte. Einige Wagen seien abgeschleppt worden. Auch ein Auto der Polizei wurde überschwemmt und musste abgeschleppt werden. Anwohner erhielten Sandsäcke zum Abdichten ihrer Kellerfenster. In Rostock schwappte das Wasser über die Warnow. Dort musste die viel befahrene Straße Am Strande halbseitig gesperrt werden, wie ein Sprecher sagte. Auch in Stralsund wurden Menschen aufgefordert, ihre Autos aus den gefährdeten Bereichen wegzufahren.

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Viele Urlauber auf Usedom und Rügen nutzen ihren Kurzurlaub zum Jahreswechsel zu einem ausführlichen Spaziergang, um das Naturschauspiel zu erleben. In Binz auf der Insel Rügen schlug das Wasser bis an den Dünenfuß. In Zempin auf der Insel Usedom, wo vor zwei Jahren ein Kiosk bei einer Sturmflut ins Wasser stürzte, ist der aufgespülte Sand zu großen Teilen wieder ins Meer gerissen worden. Schäden konnten bislang noch nicht beziffert werden.

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie hatte Wasserstände von bis zu 1,50 Meter vorhergesagt, in Wismar sogar mehr. Umweltminister Till Backhaus (SPD) sieht das Land beim Küstenschutz gut aufgestellt. "Die Küstenschutzanlagen des Landes sind für solche Ereignisse gut gerüstet", sagte Backhaus. "Diese Wasserstände können durch die Küstenschutzanlagen des Landes überall sicher beherrscht werden." Die Investitionen des Landes in den Küstenschutz von jährlich fast 20 Millionen Euro zahlten sich aus.

Greifswald: Sperrwerk geschlossen

In Greifswald wurde das Sperrwerk geschlossen und damit die Stadt vor einem Hochwasser aus dem Greifswalder Bodden gesichert. Nach Angaben der Stadt stieg der Pegel bereits auf bis zu 6,68 Meter (14 Uhr) und lag damit deutlich über den Prognosen. Inzwischen gehe das Wasser aber zurück (17 Uhr). Am Abend und in der Nacht könne das Sperrwerk wieder geöffnet werden. Die aktuelle Situation zeige, wie richtig es gewesen sei, das Bauwerk zu errichten, betonte der Minister. Am Nachmittag war der Höhepunkt des Sturmes bereits überschritten, wie Meteorologe Uwe Ulbrich vom Wetterstudio Hiddensee sagte.

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Die im Gefolge des Sturms abgekühlte Luft brachte teils glatte Straßen. Auf der A20 ereigneten sich am Mittwochmorgen in der Nähe von Wismar zwei Glätte-Unfälle. Kurz vor sechs Uhr geriet ein 37-Jähriger in Richtung Lübeck mit seinem Auto ins Schleudern und kam quer auf dem Überholstreifen zum Stehen, wie die Polizei mitteilte. Der Mann, der nicht angeschnallt war, blieb unverletzt. Wenig später verlor ein 48-Jähriger die Kontrolle über seinen Wagen, als er bei Straßenglätte einen anderen Pkw überholte und mit diesem seitlich zusammenstieß. Auch dort blieb es bei Sachschaden.

In Freest schien das Rettungsboot "Heinz Orth" der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger im "Parkverbot" zu stehen, weil im Hafen das Wasser so hoch stand, dass die Kaikante nicht mehr zu sehen war.

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Auch im Binnenland von Mecklenburg-Vorpommern hatten Einsatzkräfte an diesem stürmischen Tag gut zu tun, etwa in Woldegk und Neustrelitz. In der Uckermark mussten Feuerwehrleute mehrere Straßen frei räumen. Dort hatte es zudem sogar etwas Schnee gegeben. Auch die Nordsee ist vom Sturm betroffen. Ein Frachter hat dort bis zu 270 Container verloren, darunter Gefahrgut.

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