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Versperrter Weg nach Polen

Rauchern im Grenzgebiet stinkt die Corona-Krise

Ueckermünde / Lesedauer: 3 min

Wegen der geschlossenen Polen-Grenze müssen Raucher aus Vorpommern seit Wochen tiefer in die Tasche greifen. Deutsche Händler vermelden kräftige Umsatzsteigerungen.
Veröffentlicht:05.05.2020, 21:39

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Mehr als acht Wochen sind die polnischen Grenzübergänge für Deutsche dicht, das spürt auch der Handel in Vorpommern. Ausflügler, die sich bisher mit günstigerem Treibstoff, Glimmstängeln und Einkäufen auf oder in polnischen Märkten in Stettin, Linken und Swinemünde versorgten, steuern wieder vermehrt Tankstellen und Geschäfte auf deutscher Seite an.

Besonders den Rauchern stinkt die Corona-Krise gewaltig. Knapp 40 Euro kostet die zollfreie Stange „Davidoff Classic“ in Polen, versteuerte 70 Euro werden dafür in Deutschland fällig. „Der Vorrat an Zigaretten aus Polen wird langsam knapp. Da gibt es viel Gemecker“, sagte Wolfgang Urbanek, Bürgermeister der grenznahen Gemeinde Hintersee, bereits Ende März. Inzwischen dürfte auch die letzte Kippe aus Polen abgedampft sein.

Stopfmaschinen zeitweise ausverkauft

„Wir müssen im Moment deutlich mehr Zigaretten beim Großhandel bestellen. Die geschlossene Grenze macht sich wirklich bemerkbar“, sagt Verkäuferin Stefanie Möbus vom A-Z Getränkemarkt in Penkun. „Beim Zigaretten-Verkauf stieg der Umsatz in den vergangenen Wochen um 50 bis 60 Prozent“, heißt es bei einer Tankstelle in Ueckermünde. „Weil Zigaretten so teuer sind, kaufen die Kunden bei uns jetzt vermehrt Tabak, Zigaretten-Hülsen und Stopfmaschinen. Die waren zeitweise sogar ausverkauft“, berichtet eine Einzelhandelsverkäuferin aus der Region.

Zu Beginn der Corona-Krise hatten die Deutschen Toilettenpapier gehortet, die Franzosen Kondome, die Spanier Rotwein, die Italiener Nudeln, in Schweden dagegen vermeldete der Zoll vermehrt Sendungen mit Sex-Spielzeug aus dem Nicht-EU-Ausland. In Mecklenburg-Vorpommern sieht‘s anders aus als in Skandinavien. „Eine Veränderung in den abgefertigten Warenarten – zumindest bei den Zollämtern in unserem Bundesland – gab es nicht“, sagt Zoll-Sprecher Matthias Klotsch vom Hauptzollamt Stralsund, das auch für den Landkreis Vorpommern-Greifswald zuständig ist. Im Nicht-EU-Ausland würden vor allem Elektronik, Spielzeug und Kleidung bestellt.

Zollamt fertigt weniger Warensendungen ab

Bei den Online-Bestellungen der Verbraucher, so der Zoll-Sprecher, könnte es möglicherweise wegen der mäßigen Konsumlaune zu Rückgängen gekommen sein. In Stralsund werden in jedem Fall weniger Waren zollamtlich abgefertigt. „Sendungen, auf denen von außen nicht erkennbar ist, welchen Warenwert sie haben, werden normalerweise von den großen Frachtzentren in Hamburg, Leipzig und Frankfurt am Main zur weiteren Bearbeitung an uns weitergeleitet. Soweit möglich, werden jetzt solche Probleme schon in den Frachtzentren geklärt und die Sendungen bereits dort der Post übergeben, damit sich der Publikumsverkehr an den Zollämtern vermindert“, sagt Zoll-Sprecher Klotsch.

Liegt die Summe für die Ware inklusive Portokosten etwa unter 22 Euro, wird kein Zoll fällig. Ist der Warenwert zwischen 22 und 150 Euro, muss ebenfalls kein Zoll bezahlt werden, aber die Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von 19 Prozent. Diese reduziert sich etwa bei Büchern auf sieben Prozent. Für die komplizierte Berechnung ab einem Warenwert von 150 Euro hat der Zoll eine Tabelle im Internet veröffentlicht. Sie ist zu finden unter www.zoll.de

Hoffen auf polnische Pendler

Für die Raucher gibt es inzwischen etwas Licht am Horizont. Mit der Öffnung der Polen-Grenze für polnische Berufspendler, die seit Montag bei Rückkehr in ihr Land nicht mehr 14 Tage unter Quarantäne müssen, dürften zumindest partiell wieder Zigaretten aus Polen in Vorpommern auftauchen. „Ich kenne eine Handwerker-Truppe aus Stettin, die wieder in Löcknitz arbeitet. Mal sehen, ob nicht einer von denen was für mich tun kann“, sagt ein junger Mann aus Pasewalk.