StartseiteRegionalUeckermündeFalschmeldung über David H. verbreitet sich rasant

„Im Gefängnis verprügelt”

Falschmeldung über David H. verbreitet sich rasant

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

In sozialen Medien wird fleißig eine dramatische Meldung über David H. geteilt, der für den Tod der kleinen Leonie aus Torgelow verantwortlich sein soll. Die Meldung ist allerdings nicht wahr.
Veröffentlicht:23.01.2019, 16:40

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„David H. soll laut Informationen der Ostsee-Zeitung von mehreren Mithäftlingen verprügelt worden sein.” Diese dramatische Meldung kursiert aktuell bei Facebook und sie ist eine Fälschung. Weder auf der Internetseite noch in der gedruckten Ausgabe der Ostsee-Zeitung ist ein solcher Artikel erschienen. Die Redaktion der Ostsee-Zeitung in Rostock erklärte auf Nordkurier-Nachfrage: „Es handelt sich dabei um Fake News.” Eine solche Meldung sei nicht verbreitet worden.

Auch den Nordkurier erreichten am Mittwoch einige Anfragen, ob diese Geschichte stimme. „Es geht rum wie ein Lauffeuer”, schrieb eine Leserin per Facebook-Nachricht. Sie selbst hatte schon am Wahrheitsgehalt der Nachricht gezweifelt: „Ist doch eigentlich unlogisch, dass das wahr ist.” Ein Sprecher des Justizministeriums in Schwerin erklärte unterdessen, zu einzelnen Inhaftierten könne man sich nicht äußern. Alle Gefangenen seien jedoch sicher untergebracht. „Solche Meldungen entbehren jeglicher Grundlage”, sagte er dem Nordkurier.

Der gewaltsame Tod der kleinen Leonie in Torgelow beschäftigt in diesen Tagen viele Menschen im Nordosten. Viele Medien berichten fast jeden Tag mit neuen Artikeln. Doch in diesem Fall hatte sich ein Facebook-Nutzer offenbar einen bösen „Scherz” erlaubt. 

Vor dem Teilen besser prüfen!

Leicht erkennbar ist dies auch an einem angeblichen Zitat eines Ermittlers: „Ein Mädchen-Killer steht im Knast ganz unten in der Hierarchie.” Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Beamte in offiziellen Stellungnahmen gegenüber der Presse Begriffe wie „Mädchen-Killer” verwenden.

Außerdem hatte sich die ausgedachte Meldung als Posting bei Facebook verbreitet. Bevor man solche Beiträge weiterverbreitet, sollte man immer prüfen, ob ein bestimmtes Medium auch wirklich in dieser Weise berichtet hat. Kann man nichts in der Zeitung oder auf der Internetseite dazu lesen, bringt auch eine Google-Suche keine Treffer, sollte man solche Beiträge auch nicht weiter verbreiten. Sinnvoll wäre es auch, andere Nutzer über den Zweifel zu informieren.

David H. wurde am Montag in der Nähe von Anklam festgenommen, nachdem er vor einer Woche aus dem Polizeihauptrevier in Pasewalk geflohen war. Er sitzt inzwischen in der JVA Bützow in Untersuchungshaft. Ihm wird Mord durch Unterlassen an der Tochter seiner Lebensgefährtin vorgeworfen. Die Ermittlungen dauern an.

Aufruf zu respektvollem Umgang

Die Polizei hatte im Todesfall Leonie bereits mehrfach die Bevölkerung dazu aufgerufen, von Selbstjustiz abzusehen.

Am Dienstagabend fand in der Christuskirche in Torgelow eine Trauerfeier für Leonie statt. Torgelows Bürgermeisterin Kerstin Pukallus rief dort zu einem freundlicheren und respektvolleren Umgang der Menschen untereinander auf: „Wir dürfen nicht zulassen, dass der scheinbar zur Realität gewordene raue Umgangston und die teilweise boshafte Beschimpfungsmentalität in sozialen Netzwerken, die mit niemandem Erbarmen zeigt, die Menschen restlos vereinnahmt.”

Lesen Sie dazu auch einen Kommentar von Nordkurier-Reporter Philipp Schulz: Selbstjustiz ist keine Option.

Hier stehen alle Artikel zum Todesfall Leonie.