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Protest gegen Agrarpaket

Uckermärker Bauern unterstützen grünen „Kreuzzug“

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Dass Straßenkreuze an Verkehrstote erinnern, ist bekannt. Aber was hat es mit den Exemplaren auf den Feldern der Uckermark auf sich?
Veröffentlicht:25.10.2019, 14:35

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Überall in Deutschland stellen Bauern zurzeit grüne Kreuze auf. Friedhelm Rogasch, Geschäftsführer des Bauernverbandes Uckermark e.V., kennt den Grund: „Ende September haben Bundeslandwirtschafts- und Bundesumweltministerium ein sogenanntes Agrarpaket verabschiedet. Seitdem geht in vielen landwirtschaftlichen Betrieben die Angst um, dass damit jegliche Produktion auf dem Acker und im Stall erschwert und in Einzelfällen nahezu unmöglich gemacht wird. Die Maßnahmen greifen massiv in die Eigentumswerte von uns Landwirten ein. Einzelne Flächen werden wertlos und können nicht mehr für die Nahrungsmittelproduktion genutzt werden. Die Folge: Lebensmittel werden aus dem Ausland importiert, ohne Rücksicht darauf, wie sie dort erzeugt wurden. Das kann nicht im Sinne des Verbrauchers sein. Die zahlreichen Verbote führen dazu, dass die Erträge sinken und die Versorgung der heimischen Bevölkerung mit regionalen Produkten gefährdet wird.“

Gewaltiger Preisdruck

Traditionelle Landwirte versuchten zwar zunehmend, dieser Entwicklung durch Umstellung auf biologische Landwirtschaft zu begegnen, sagt Rogasch: „Dies führt aber durch ein zunehmendes Überangebot zu einem gewaltigen Preisdruck. Die grünen Kreuze sollen auf diese Situation aufmerksam machen. Es ist ein stiller Protest und sollte als Mahnung an die Gesellschaft verstanden werden, sich dem Wert der heimischen Landwirtschaft bewusst zu werden. Noch ist Zeit zu handeln, weil diese Beschlüsse erst den Bundestag passieren müssen.“ Der Bauernverband appelliert an die Bevölkerung: „Sprechen Sie mit Ihren regionalen Abgeordneten!“

In der Uckermark würden laut Bauernverband Uckermark durch das Agrarpaket rund 90.000 Hektar, also die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzflächen, betroffen sein. Die Agrargenossenschaft Göritz gehört zu denen, die bereits grüne Kreuze aufgestellt haben. Geschäftsführer Wolfgang Liehs bestätigt, dass die aktuellen politischen Entscheidungen schon gewisse Existenzängste schürten, weil der Gesetzgeber nur noch im Mainstream schwimme und nicht mehr prüfe, ob etwas in der Praxis Sinn mache und vor allem, was er letztlich damit anrichte.

Kapital vernichtet

Diese Praxis erinnere ihn mittlerweile schon sehr an die Zeit vor der Wende, wo Entscheidungen von oben einfach durchgedrückt wurden, egal, wie unsinnig sie manchmal waren. Wenn beispielsweise beschlossen werde, dass der Bauer einen Teil seines, für viel Geld erworbenen Ackers nicht mehr nutzen oder mit Pflanzenschutzmitteln behandeln dürfe, dann werde Kapital vernichtet. „Denn die Kosten bleiben, und die Erlöse gehen gen Null.” Wütend macht ihn auch die Kultur des Bauern-Bashings, wie er sagt.

Liehs zieht für die ungerechte Behandlung zwei ganz aktuelle Beispiele aus der Region heran. „Heute habe ich im Uckermark Kurier gelesen, dass ein Vermieter monatelang nicht in eine von Ratten befallene Wohnung durfte, weil der Mieter das untersagt hatte. Auf der anderen Seite darf man aber ungestraft in eine Legehennenanlage einbrechen und wird dafür noch von der Öffentlichkeit gefeiert. Das ist doch absurd.” Wolfgang Liehs wünscht sich, dass in der Gesellschaft endlich wieder miteinander geredet wird, anstatt gegeneinander mobil zu machen. Dafür stehen seine grünen Kreuze auf dem Feld.