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Kritik am Amt

Leidende Katze in Mittenwalde nach fünf Tagen erlöst

Boitzenburger Land / Lesedauer: 3 min

Eine klaffende Wunde am Kopf, kaputte Beine und Unterkiefer: Anwohner haben tagelang verzweifelt versucht, eine schwer verletzte Katze bei Gerswalde einzufangen. Vom Ordnungsamt fühlten sie sich dabei im Stich gelassen.
Veröffentlicht:16.05.2019, 16:15

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Eine Katze sitzt blutend am Wegesrand, am Kopf klafft eine Wunde, das Tier kämpft ums Überleben. Gesehen hat das unter anderem Anne Mammen am Donnerstag vor einer Woche an der Hauptstraße in Mittenwalde bei Gerswalde. „Ich habe sofort angehalten und noch aus dem Auto heraus das Ordnungsamt angerufen.“ Doch die Behörde habe ihr nicht geholfen, klagt Mammen.

Ordnungsamt drückt Anruf weg

Sie wüsste nicht, was da jetzt zu tun wäre oder wer dabei helfen könne, war die erste Antwort die Mammen von einer Mitarbeiterin bekam. „Später wurde ich einfach nur noch weggedrückt“, sagt die Boitzenburgerin, die Besitzerin von zwei Katzen ist. Die Verwaltung versagte ihr die Unterstützung. „Ich habe vermutet, dass der Kiefer der Katze gebrochen war.“

Anne Mammen versuchte das Tier einzufangen, klingelte dafür an verschiedenen Haustüren, ein Netz hatte allerdings keiner der Anwohner parat. „Das hätte sicher geholfen.“ Bei den Versuchen, die Katze einzufangen, sei das Tier mit dem verletzten Kopf in Panik noch gegen Kanten und Ecken gelaufen. „Vermutlich stand sie total unter Adrenalin, das ist ja beim Menschen auch so.“ Mammen war verzweifelt, ohne Unterstützung konnte sie dem Tier nicht helfen.

Katze möglicherweise wild lebend

Gleiches galt auch für die Tierärztin, die sie später erreichte – aber solange die Katze sich nicht einfangen lasse, konnte auch die Ärztin nichts tun. „Die stand vor demselben Problem wie ich.“ Den eigentlichen Besitzer versuchte sie anschließend auch ausfindig zu machen – ohne Erfolg: „Vermutlich war es eine wilde Katze.“

Die Tage vergingen, die Katze magerte weiter ab, wurde schließlich so schlapp, dass sie am Montag dann doch eingefangen werden konnte – Michaela Bentzin brachte sie dann zu einem anderen Tierarzt, der sie von ihrem Leiden erlöste. „Beine und Unterkiefer waren kaputt“, berichtete Bentzin, „der Tierarzt zeigte mir später die Wunden, sie oder er war unrettbar.“

Ärger übers Ordnungsamt Gerswalde

Nun klagt Mammen, dass sich offenbar niemand verpflichtet fühlte, die Katze von ihrem Leid zu erlösen. „Man muss nicht mal ein Katzennarr sein“, sagt Bentzin. Mammen ist vor allem auf das Ordnungsamt in Gerswalde wütend, auch jetzt noch: „Es wäre schön, wenn einem wenigstens im Nachhinein gesagt wird, was man tun muss, wohin man sich wenden muss.“

Heike Rutkowski vom Tierschutzverein Templin, der der Fall ebenfalls bekannt ist, stimmt zu: „Das Ordnungsamt ist in solchen Fällen zuständig.“ Wenn dort keiner erreichbar sei, die Polizei: „Die haben auch alle Kontakte.“ Die ehrenamtliche Tierpflegerin weiß aber aus Erfahrung, dass viele Behörden versuchen, die Verantwortung abzuwälzen.

Finder sind nicht für Tierarztkosten haftbar

Der oder die Finder bleiben übrigens nicht auf den Kosten sitzen, wenn das Tier gerettet oder eingeschläfert werden muss – das falle ebenfalls in die Pflicht des Ordnungsamt. „Die müssen nur informiert werden.“ Entsprechend hat Mammen also richtig gehandelt.

Gerswaldes Amtsdirektor Andreas Rutter widersprach auf Nachfrage des Uckermark Kuriers der Darstellung von Mammen. „Am Freitag wurde nach der Katze gesucht, wir haben sie aber nicht gefunden“, versichert er. Die Kosten für den Dienst des Tierarztes übernehme das Amt, zu der übrigen Kritik von Mammen antwortete Rutter nur knapp: „Das kann ich nicht bestätigen.“ Auf weitere Nachfragen ging der Amtsdirektor nicht ein, erklärte nur, der Fall sei intern besprochen worden.