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Abstinenz

Ex-Alkoholiker hilft Süchtigen

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Jahrelangem Missbrauch folgte die Abstinenz – Thomas Peuse hat bewiesen, dass man's schaffen kann. Jetzt steht der Prenzlauer Abhängigen zur Seite.
Veröffentlicht:09.09.2019, 16:37

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Thomas Peuse weiß noch nicht, wie groß das Loch ist, das die Sommerpause in diesem Jahr gerissen hat. Das wird sich erst Dienstagabend zeigen, wenn die „Trocken-Schwäne Prenzlau” wieder zusammen kommen. Aber schon vor den Ferien hatte sich abgezeichnet, dass die Selbsthilfegruppe für Suchterkrankte kleiner wird. „Das liegt wohl in der Natur der Sache”, sagt der 49-Jährige: „Manche bleiben weg, weil sie meinen, es allein zu schaffen. Andere kommen nicht mehr, weil sie sich schämen, rückfällig geworden zu sein.” Der in Fredersdorf bei Gramzow lebende Mann mag nicht den Stab über die Betroffenen und ihre Beweggründe brechen. Schließlich weiß er selbst, wie lang und steinig der Weg aus der Sucht ist. Er hat das alles hinter sich. Thomas Peuse ist trockener Alkoholiker. Im August 2017 griff der in Prenzlau tätige Fleischer zum letzten Mal zur Flasche. Seitdem nie wieder. „Der Lohn war ein völlig neues Lebensgefühl”, wie er sagt. Diese Botschaft trägt der Kreisstädter in die Welt. Seine im Mai 2018 gegründete Selbsthilfegruppe „Trocken-Schwäne” versteht sich als Partner in der Not.

Geglückte Abstinenz

Thomas Peuse hat inzwischen eine Ausbildung zum Lotsen für Suchtkranke absolviert. Sein Wissen frischt er regelmäßig auf, um möglichst vielen Leidensgenossen einen Weg aus dem Teufelskreis der Abhängigkeit zu zeigen. Der Uckermärker weiß, dass er seine geglückte Abstinenz nicht nur dem eigenen Durchhaltevermögen verdankt, sondern ganz vielen Helfern. Er spricht mit Hochachtung von allen, die in der Suchtkrankenhilfe tätig sind, vor allem von den Ärzten und Schwestern des Krankenhauses Angermünde und der Fachklinik in Lindow. Vor Ort in Prenzlau leistet er seinen Teil, ein zuverlässiges Netz zu stricken. „Nur zusammen sind wir stark und können uns gegenseitig stützen und helfen” – diesen Spruch hat er auf die neuen Flyer drucken lassen. Hier finden sich auch die Regeln der Gruppe: „Wir gehen offen und ehrlich miteinander um. Alle Gespräche werden diskret, anonym, respektvoll und möglichst einfühlsam besprochen. Es werden keine Informationen nach außen getragen.”

Probleme mit Sex und Glücksspiel

Trotzdem bleiben nicht alle Mitglieder am Ball, wie er bedauernd eingesteht. Thomas Peuse macht deshalb nach der Sommerpause Werbung für die „Trocken-Schwäne”. Willkommen sind Menschen jeden Geschlechts und jeden Alters, die Probleme im Umgang mit Alkohol, Drogen, Tabletten, Sex oder Glücksspiel haben. Die Treffen finden in Prenzlau jeden Dienstag ab 18 Uhr in der Brüssower Allee 91 bei der Sozialstation Weise statt. Er selbst muss übrigens kein Geheimnis daraus machen, wo er diese Abende verbringt. Seine neue Lebensgefährtin weiß um seine Vorgeschichte und ist stolz, dass er als Lotse anderen zur Seite steht.

Telefon: 0173 1564786