StartseiteRegionalUckermarkErdbeerhof bei Prenzlau wegen Corona unter Quarantäne

Nur noch für Selbstpflücker

Erdbeerhof bei Prenzlau wegen Corona unter Quarantäne

Stegemannshof / Lesedauer: 3 min

Bis 29. Juni müssen Bauer Christian Bernhard, seine Familie und sein Team in Quarantäne bleiben. Selbstpflücker können aber noch ernten.
Veröffentlicht:19.06.2020, 13:52

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Coronagefahr, Tracking-App, Quarantäne – das alles war für Landwirt Christian Bernhard bislang weit weg. Wie viele andere wiegte sich der Bauer angesichts der niedrigen Infektionszahlen in Sicherheit. „Aber irgendwie sagte mir mein Bauchgefühl, dass das Ganze noch nicht ausgestanden ist“, resümiert der Unternehmer. Der Stegemannshofer sollte recht behalten.

In Zusammenhang mit den positiven Covid-19 Fällen im Templiner Asylbewerberheim hat das Gesundheitsamt sowohl seine Familie als auch den Betrieb unter Quarantäne gestellt, um die Infektionskette zu unterbrechen. Zwei der positiv getesteten Flüchtlinge waren bei ihm als Erntehelfer beschäftigt. Freitagfrüh bekam der zweifache Vater zwar die Nachricht, dass die am Mittwoch vorgenommenen Tests bei allen anderen 21 Personen in seiner Umgebung negativ ausgefallen sind. „Wir werden aber trotzdem isoliert, dürfen bis zum 29. Juni nicht mehr raus“, sagte der Landwirt dem Uckermark Kurier.

Auch Frau und Sohn

In seiner Familie betrifft das außer ihm Ehefrau Silke und Sohn Karl-Friedrich sowie einen Freund des Jungen, der ebenfalls Kontakt zu den Asylbewerbern hatte, und jetzt bei den Bernhards in Quarantäne bleibt.

Die Tochter ist in Halle beim Studium. Und die schwerkranke Mutter des Bauern war glücklicherweise verreist. „Um sie hätte ich mir die meisten Sorgen gemacht“, räumte der Bauer ein. Was Corona anbelangt, gehöre er gewiss nicht zu den Panikmachern, stellte der Uckermärker klar: „95 Prozent der Menschen werden von einer Infektion mit dem Virus vermutlich nichts merken. Aber was ist mit dem Rest? Für den stehen wir in Verantwortung.“

Keine Schuldfrage

Er sei deshalb weit entfernt davon, nach Schuldigen für die entstandene Misere zu suchen. „Sicher ist es aus wirtschaftlicher Sicht nicht schön, dass der Betrieb zwei Wochen stillsteht. Aber ich sage mir immer, mitten in der Getreideernte wären die Auswirkungen katastrophaler gewesen. Es ist jetzt alles andere als toll, aber die Gesundheit geht vor.“ Betroffen sind aktuell ja nur die Erdbeeren, die ein Nischenprodukt darstellen. Aber selbst da gebe es keinen totalen Ausfall, sagt der Familienvater. Denn das Selbstpflücken auf ihrem Feld am Berg sei weiter erlaubt. Seine seit 27 Jahren nahe Prenzlau beheimatete Familie dürfe in den Betrieb zwar nicht eingreifen, aber es gebe externe Kräfte, die den Verkauf managen.

„Uns wäre geholfen, wenn viele Selbstpflücker kommen.“ Verzichten müssen die Uckermärker allerdings auf die Körbchenware, die traditionell an vielen Orten der Region verkauft wurde. „Die Stände sind bereits abgebaut, denn unsere Mitarbeiter dürfen nicht arbeiten“, so Bernhard. Dafür, dass er und seine Lieben in der Isolation nicht verhungern, ist dank kluger Vorratswirtschaft gesorgt. Den Rest der Lebensmittel bringen Lieferdienste und die Hauswirtschafterin vorbei. „Mein einziger Wunsch ist, dass wir alle gesund bleiben.“