StartseiteRegionalUckermarkBunte Blumen sollen Sprayer in Prenzlau vertreiben

Anti-Graffiti-Projekt

Bunte Blumen sollen Sprayer in Prenzlau vertreiben

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Graffitis sind überall ein großes Ärgernis. Um die Täter von Schmierereien abzuhalten, baut die Wohnungsgenossenschaft auf die Hilfe kleiner Künstler.
Veröffentlicht:09.07.2020, 19:17

Artikel teilen:

Die Schmierereien am Garagenkomplex in der Steinstraße waren der Wohnungsgenossenschaft Prenzlau seit Langem ein Dorn im Auge. „Besonders die Ecke zum Gehweg hin war nicht mehr schön anzusehen, weil über und über mit Graffiti übersät – ganz schlimm”, bilanzierte Mitarbeiterin Julia Fricke im Gespräch mit dem Uckermark Kurier. Diesen Zustand wollte der Vermieter im Interesse von Anwohnern und Passanten nicht länger hinnehmen.

Zunächst beauftragte das Unternehmen deshalb den Prenzlauer Maler Jörg Brauer mit der Entfernung der unansehnlichen Bilder. Dieser strich auch noch die Fassade vor. Aber an diesem Punkt war nun die Kreativität junger Künstler gefragt. Die Wohnungsgenossenschaft Prenzlau nahm Kontakt mit dem Hort der Diesterweg-Schule auf. Dort läuft zurzeit die Feriengestaltung, an der rund 20 der sonst 200 betreuten Kinder teilnehmen. Einige von ihnen erklärten sich sofort bereit, den Garagen ein hübsches Antlitz zu verpassen. An zwei Tagen schlüpften die Mädchen und Jungen in Mini-Maleranzüge und walteten mit Farbe und Pinsel ihres Amtes.

Sommer an grauen Wänden

Dass es dabei kräftig von oben schüttete, trübte den Arbeitseifer nicht. Angefeuert von begeisterten Fußgängern und Bewohnern ließen die Knirpse eine bunte Sommerwiese an den grauen Wänden entstehen. Fachkundig unterstützt wurden sie dabei von den drei Hortnerinnen Susan Boll, Katja Maltzahn und Sabine Reinholz, die viel Lob für ihre Schützlinge übrig hatten: „Schön zu sehen, wie sehr sie sich ins Zeug legen.” Eine Triebfeder war vielleicht, dass sie am Ende der Schaffensphase ihre Namen unter das Kunstwerk setzen durften. „Viele werden mit ihrer Familie noch oft daran vorbei gehen und stolz zeigen, was sie gemalt haben”, ist Julia Fricke von der Wohnungsgenossenschaft sicher. Sie hofft vor allem, dass potenzielle Graffitisprayer Respekt vor der Kinderarbeit haben und diese nicht wieder mit hässlichen Schmierereien verunstalten.

Hemmschwelle größer

„Die Hemmschwelle, eine zarte Blume oder einen kleinen Schmetterling zu zerstören, ist hoffentlich groß”, sagte die Mitarbeiterin im Interview. Sie jedenfalls ist guter Dinge, dass das tolle Wandbild Bestand hat und sich noch viele Anwohner und Passanten daran erfreuen können. Die durch Graffiti entstandenen Schäden belaufen sich in Deutschland auf mehrere Millionen Euro im Jahr. 2019 wurden 96 244 Fälle von Sachbeschädigungen durch Graffiti polizeilich erfasst. Auch die Uckermark hat ein Problem mit den Schmierereien. Immer wieder kommen Vorfälle zur Anzeige, vor allem an Wohngebäuden und Firmensitzen in den Städten, aber auch Busse und Bahnen sind betroffen.