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Kommentar

Seid solidarisch für die vielen kleinen Läufe

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Viele kleine und schöne Laufveranstaltungen müssen wegen des Coronavirus abgesagt werden. Warum man bereits gezahlte Startgelder nicht zurückgeben sollte, erläutert unser Kommentator.
Veröffentlicht:01.04.2020, 13:57

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Wir hatten uns wirklich auf den Halbmarathon in Poznan gefreut. Es wäre ein weiterer Ort auf unseren Laufreisen durch Osteuropa gewesen. Seit vier Jahren machen wir das, waren mehrmals in Szczecin, in Budapest und Prag. Immer verbunden mit einem lustigen Wochenende unter Männern. Das Coronavirus hat uns dieses Frühjahr einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Schade. Das Startgeld von gut 20 Euro haben die Organisatoren bereits zurücküberwiesen. Die Polen haben das von sich aus gemacht, wir haben nicht auf die Rückerstattung gepocht. So wie die Macher in Poznan sind derzeit wahrscheinlich weltweit Laufveranstalter damit beschäftigt, bereits gezahlte Startgelder an die Athleten zurückzuzahlen. Unter Läufern werden derzeit gerade Diskussionen geführt, ob man sein Geld wirklich zurückverlangen sollte. Oder doch lieber verzichten sollte, weil der Aufwand für die oft ehrenamtlich tätigen Organisatoren immens ist. Im Prinzip ist es eine richtige Entscheidung, seine Gebühren wiederhaben zu wollen, weil man für ein Produkt bezahlt hat, dass man – unverschuldet – nicht bekommt. Doch bei Laufveranstaltungen muss man das Ganze differenziert sehen.

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Hinter großen Marathons stehen große Firmen

Bei großen Marathons wie in Berlin, Hamburg, London, Paris oder Rom stehen Firmen dahinter, die mit diesen Veranstaltungen viel Geld umsetzen und verdienen. Ein Startplatz für den Berlin-Marathon kostet mittlerweile 125 Euro. Sollte sich diese Krise weiter hinziehen und der größte Marathon Deutschlands Ende September ebenfalls ausfallen, dürften vermutlich alle 40.000 gemeldeten Starter ihr Geld wiederhaben wollen. Das ist nachvollziehbar.

Anders sieht es aber bei den vielen kleinen Läufen aus. Wettkämpfe wie in Jatznick, Lychen, Neubrandenburg, Templin, Ueckermünde oder Warnemünde sind die Basis des Laufsports und werden von Ehrenamtlichen gestemmt. Die Höhe der Startgelder ist dort überschaubar. In Lychen aber, der wunderschöne Seenlauf sollte im April zum 39. Mal stattfinden, war die Absage gerade raus, da gab es schon die ersten Rückzahlungsforderungen von Läufern. Seenlauf-Vereinschef Heiko Trillhaase bat um Geduld, die Absage der Veranstaltung habe dem Verein jede Menge Arbeit beschert.

Auch die Macher des Neubrandenburger Tollenseseelaufes, der noch gar nicht abgesetzt ist, bekamen bereits zu hören, dass sie das Startgeld zurückzahlen müssen, falls der Lauf doch ausfällt. Das ist unfair und vor allem unsolidarisch mit den Veranstaltern, die ihre Läufe gar oft auf eigene Kosten organisieren. Wer auch in Zukunft weiter in Lychen, Ueckermünde oder Neubrandenburg laufen möchte, sollte solidarisch sein. Das Gute ist – die meisten Läufer sind es auch. Für sie ist es einfach Läufer-Ehrensache, aufs gezahlte Startgeld zu verzichten.