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Trainerlaufbahn

Neues Fußball-Glück in alter Heimat

Stargard / Lesedauer: 4 min

Tomasz Grzegorczyk war Fußballspieler und Trainer bei Greif Torgelow und der TSG Neustrelitz. Im Sommer packte er überraschend seine Sachen und ging zurück nach Polen.
Veröffentlicht:03.12.2020, 11:30

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Die Bilanz ist nicht gut: Seit fünf Spielen warten die Fußballer von Blekitni Stargard auf einen Sieg, die Abstiegszone ist nur noch ein Punkt entfernt. Aber Tomasz Grzegorczyk bleibt gelassen – an das Zittern um den Klassenerhalt beim polnischen Zweitligisten hat sich auch der Trainer mittlerweile gewöhnt.

Seit Anfang August ist der 39-Jährige beim Fußballklub aus der 70 000-Einwohner-Stadt in Westpommern als Assistenztrainer tätig. Sein Wechsel zurück zu seinem Heimatverein sorgte im Sommer für einiges Aufsehen. Als Chefcoach des Oberligisten TSG Neustrelitz steckte Grzegorczyk gerade in der Vorbereitung auf die neue Saison in der fünften deutschen Liga, als der Anruf aus Stargard kam. „Das kam damals doch überraschend. Und klar habe ich überlegt, was ich mache. Aber mir war schnell klar, dass man nicht oft so eine Chance bekommt”, sagt er.

Der Cheftrainer ist eine Legende in Polen

Blekitni spielt in der 2. Liga, über der in Polen nur die 1. Liga sowie die Ekstraklasa rangieren, und ist ein Profiverein. Die Philosophie des Klubs sei, junge Spieler auszubilden und sie dann zu verkaufen. „Im Sommer hatten wir neun Abgänge, sechs Spieler davon sind in der 1. Liga gelandet”, verdeutlicht Tomasz Grzegorczyk. Fast jede Saison muss ein neues Team geformt werden, Abstiegskampf daher fast die logische Folge. „In den letzten drei Jahren war es immer knapp am Ende. Auch dieses Jahr haben wir wieder eine sehr junge Mannschaft”, sagt er. Grzegorczyk fungiert momentan sogar als Blekitni-Chefcoach, weil Trainer Adam Topolski erkrankt ist. Wann der 68-Jährige – eine Legende des polnischen Klubs Legia Warschau – zurückkommt, ist offen. In Polen, und das ist ein weiterer Grund für den spontanen Wechsel zu Blekitni gewesen, kann er auch besser seine Zukunft steuern.

Grzegorczyk hat die langersehnte Ausbildung zum Fußball-Lehrer beginnen können. „Das war immer mein Traum. Ich habe lange gehofft, zum Lehrgang zugelassen zu werden”, sagt er. Als Trainer in Neustrelitz wäre es schwieriger gewesen, in Polen diese Zusage für den Lehrgang zu bekommen.

Im Januar soll ein Praktikum folgen

Wenn Corona nicht wieder dazwischen funkt, ist er Ende 2021 im Besitz der UEFA-Pro-Lizenz, mit der Grzegorczyk dann in allen europäischen Fußballligen als Cheftrainer arbeiten könnte. Bei Blekitni gewähren sie ihm die Zeit für die Ausbildung. In der kommenden Woche reist Tomasz Grzegorczyk zu einem mehrtägigen Lehrgang bei Legia Warschau, im Januar ist ein einwöchiges Praktikum in der türkischen Süper Lig oder bei einem deutschen Bundesligisten geplant.

„Ich vermisse Neustrelitz, denn dort hatte ich gute Möglichkeiten, eine gute Mannschaft und Atmosphäre. Aber der Schritt war dennoch richtig”, sagt der polnische Trainer. Er könne verstehen, dass im Umfeld der TSG einige enttäuscht gewesen sind wegen des plötzlichen Weggangs. „Wir standen drei Wochen vor Punktspielbeginn. Der Moment war nicht richtig, aber für so etwas gibt es wohl auch keinen richtigen Moment”, sagt der 39-Jährige. Mit TSG-Boss Hauke Runge telefoniere er noch das eine oder andere Mal. Kontakt gebe es auch zu TSG-Spielern – es sei alles gut.

Für Tomasz Grzegorczyk ist der Wechsel zu Blekitni Stargard aber mehr als die Chance, im Profußball arbeiten zu können. Als Fußballer kickte er in Larne (Nordirland), in Lüneburg, bei der SG Sonnenhof-Großaspach und beim Torgelower FC Greif. Bei Greif begann später auch seine Trainerkarriere; im Frühjahr 2018 folgte er dem Ruf der TSG-Bosse. Bei den Mecklenburgern hatte er im Mai seinen Vertrag noch bis 2021 verlängert.

Nun ist Tomasz Grzegorczyk an den Ort zurückgekehrt, an dem damals alles begonnen hatte. „In Stargard bin ich aufgewachsen, wurde bei Blekitni als Spieler ausgebildet. In der Stadt kennen mich viele Menschen, es ist meine Heimat”, sagt er. Mit Blekitni will er so schnell wie möglich die Klasse sichern. Das zu schaffen, ist mehr als ein Job – es ist eine Herzensangelegenheit.