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Brähmer heiß auf Weltmeistertitel

Schwerin / Lesedauer: 4 min

Der einstige WM-Champion will es noch mal wissen. Auch mit 40 Jahren fühlt sich der gebürtige Stralsunder noch lange nicht zu alt, um nach den Sternen zu greifen. Auch als Trainer konnte er in seinem Schweriner Gym einen prominenten Neuzugang begrüßen.
Veröffentlicht:15.06.2019, 09:36

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Er wirkt genauso unscheinbar wie auch mächtig, dieser Betonklotz in der Nähe des Medeweger Sees am Stadtrand Schwerins. Dort, wo der ehemalige Box-Weltmeister Jürgen Brähmer im Vorjahr sein eigenes Gym eröffnete, prallen Extreme aufeinander.

Eben genauso wie es auch während seiner gesamten Karriere der Fall gewesen ist. Mal feierte der 40-Jährige Weltmeistertitel, mal war er ganz unten. Doch die Zeiten, in denen Brähmer in seinem Leben nicht wirklich alles richtig gemacht hatte, sind längst vorbei.

Man ist geneigt zu sagen, Brähmer hätte aus diesen Fehlern gelernt und ist mittlerweile dort angekommen, wo er eben heute ist. Und das ist mit dem lapidaren Hinweis am Stadtrand Schwerins ganz sicher sehr unzureichend beschrieben.

Mit 40 noch topfit

Brähmer ist, mittlerweile seinem Karriereende schon sehr nahe, sein eigener Boss, hat sein eigenes Gym und mit JB German Sports sozusagen auch seinen eigenen Boxstall.

Auch wenn es im Inneren des Betonklotzes noch allerhand zu renovieren und erneuern gibt, Brähmer fühlt sich hier pudelwohl. Und topfit sowieso.

Gerade erst bereitet sich der gebürtige Stralsunder auf seinen immerhin schon 54. Profikampf (50 Siege/36 durch K.o.) vor, der aber im Grunde genommen nur eine Durchgangsstation werden soll. Denn Brähmer hat auch mit 40 Lenzen noch so einiges vor.

Da werden schon mal Ziele wie der Europameisterschafts- oder sogar Weltmeisterschaftstitel rausgehauen. Doch erst mal wird am Samstagabend (22.35 Uhr/MDR) gegen Erdogan Kadrija geboxt, in Schwerin, seit vielen Jahren Brähmers Heimatstadt.

„Natürlich ist es schön, wieder hier in Schwerin in den Ring zu steigen“, freut sich Brähmer auf das Heimspiel. Doch er denkt schon einen Schritt weiter. Nur wenige Tage später wird dann der EM-Titelfight gegen den aktuellen Champ Stefan Härtel versteigert, den sich Brähmer liebend gern sichern würde.

Danach, so Brähmer, solle dann am liebsten noch ein WM-Kampf folgen. „Gerne noch in diesem Jahr“.

Neben dem einstigen WM-Champion werden in der Schweriner Sport- und Kongresshalle auch noch Brähmers früherer Schützling Tyron Zeuge (gegen den Spanier Adan Silvera) und Jack Culcay (gegen den Italiener Stefano Castellucci) in den Boxring steigen.

Ex-Champion trainiert jetzt eine echte Lady

Die Zusammenarbeit zwischen Brähmer als Trainer und Zeuge als Boxer ist seit geraumer Zeit beendet, beide begründen das Ende jedoch anders.

Der 27-jährige Berliner sprach von „Heimatliebe“, die ihn wieder zurück in die Hauptstadt und somit zum neuen Boxstall namens Agon Sports gezogen hätte, sein ehemaliger Coach Brähmer hingegen von Zeuges „Gewichtsproblemen“.

Als Trainer ist Jürgen Brähmer aber trotzdem noch gefragt. Vor wenigen Wochen bereitete er erst Jack Culcay auf seinen WM-Kampf vor, seit wenigen Tagen hüpft nun sogar eine wahre Lady durch den Schweriner Betonklotz.

Und zwar Christina Hammer, in der Boxszene auch unter „Lady Hammer“ bekannt. Erst vor Kurzem verlor die gebürtige Kasachin, die in Hessen aufwuchs und mittlerweile im Ruhrpott zu Hause ist, den Mega-Fight gegen die Amerikanerin Claressa Shields – und somit gleich vier WM-Titel.

Nun will die 28-Jährige Schritt für Schritt wieder zurück auf die ganz große Bühne, als Nächstes ist ein Kampf gegen Nikki Adler geplant. „Vermutlich schon im August“, bestätigt ihr neuer Trainer Jürgen Brähmer, „wir versuchen den Kampf sogar nach Mecklenburg-Vorpommern zu holen.

Vielleicht ja sogar nach Neubrandenburg, mal sehn.“ Seit Montag dieser Woche hält er Lady Hammer nun auf Trab, achtet vor allem auf ihre Beinarbeit. „Die muss sie unbedingt verbessern“, kritisiert Brähmer, der sich vom Ehrgeiz der ehemaligen Weltmeisterin begeistern ließ.

Hammer selbst ist nach der ersten Trainingswoche selbst auch vollends zufrieden. „Jürgen bringt mich auf jeden Fall nach vorne, er bringt unendlich viel Erfahrung mit“, erhofft sich die heutige Dortmunderin so einiges von der langfristig angelegten Zusammenarbeit.

Athletiktrainer ist verantwortlich

Ob das Training mit Hammer seine eigene Vorbereitung negativ beeinflussen oder sogar die Konzentration auf den eigenen Kampf beeinträchtigen könnte, wischt Brähmer energisch vom Tisch.

„Quatsch, jetzt hatte sich ohnehin nur die letzte Woche überschnitten. Und da es Christinas erste Trainingswoche war, standen vermehrt Koordinations- und Athletikübungen auf dem Programm.

Da halte ich mich raus, dafür ist der Athletikcoach Sebastian Förster verantwortlich.“ Für einen Sieg im 54. Profikampf am Samstagabend unweit des Schweriner Betonklotzes wäre Brähmer aber ganz alleine verantwortlich.