StartseiteRegionalInsel RügenNeuer Streit um Rügens Preußensäulen

Denkmäler

Neuer Streit um Rügens Preußensäulen

Groß Stresow / Lesedauer: 2 min

Nach der Sanierung von Rügens Preußensäulen keimt erneut Streit auf. Wurde bei der Instandsetzung Billig-Granit aus China verwendet?
Veröffentlicht:19.03.2019, 16:17

Artikel teilen:

Steinmetz Carlo Wloch ist sich sicher, dass bei der Sanierung der beiden Preußensäulen vor einigen Jahren nicht wie ursprünglich einheimischer Granit, sondern Billigimportware aus China verwendet worden ist. Der Berliner Bildhauer wirft seinen Berufskollegen vor, Kosten gespart zu haben, indem sie auf Material gesetzt hätten, das unter menschenunwürdigen Bedingungen im „Reich der Mitte“ hergestellt wurde.

NDR filmte skandalöse Zustände in chinesischer Steinindustrie

Die meterhohen teilweise verwitterten Trommeln, auf denen die Sandsteinfiguren der Preußenkönige ruhen, seien durch Granit aus China ersetzt worden, behauptet er und verweist darauf, dass China derzeit den Markt mit Material zu Niedrigstpreisen überschwemme.

Ein NDR-Kamerateam hatte kürzlich in der Millionenstadt Xiamen, dem Zentrum der chinesischen Steinindustrie, gedreht, wie dort Arbeiter ohne jeglichen Arbeitsschutz, sieben Tage die Woche bei großer Hitze und Staubentwicklung die Granitblöcke für den Export in den Westen bearbeiten müssen.

Restauratoren weisen Vorwürfe zurück

Mit Wlochs Vorwürfen konfrontiert weisen die mit der Instandsetzung der Säulen beauftragten Steinmetze gegenüber Nordkurier die Unterstellungen zurück. Bei der Restaurierung der Preußensäule von Neukamp sei Granit aus Bayern verwendet worden, sagt Alban Huschenbeth aus Nordhausen.

Und auch der Dresdener Steinmetz Sven Schubert versichert, für die Trommeln in Groß Stresow keinen Billigimport, sondern sogenannten Flossenbürger Granit aus dem Oberpfälzer Wald eingesetzt zu haben. Restaurator Wloch, der seinen Kollegen Verstöße gegen denkmalpflegerische Zielstellungen unterstellt, will nun mit einem Fachgutachten nachweisen, dass die Statuen der Preußenkönige auf chinesischem Billiggranit thronen.

Erstlieferant war der „Große Stein von Nardevitz”

Ursprünglich war bei dem Bau der beiden Monumente in den Jahren 1854 und 1855 Granit von der Insel Rügen verwendet worden. Historische Dokumente belegen, dass die Säulentrommeln und die Postamente seinerzeit aus dem „Großen Stein von Nardevitz“ gefertigt worden waren.

Dabei handelt es sich um einen der größten Findlinge Deutschlands mit einem geschätzten Volumen von 104 Kubikmetern. Der inzwischen unter Denkmalschutz stehende Riesen-Granit liegt auf einem Feld bei Lohme und weist noch heute deutliche Spuren von seiner teilweisen Zerstörung vor über 160 Jahren auf.