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Interview

Wie ein Penzliner Koch genussvoll beim Fasten verzichtet

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Worauf verzichtet eigentlich ein Koch in der Fastenzeit? Und kann er das bei den täglichen lukullischen Verlockungen überhaupt durchhalten? Koch und Lebensmitteltechnologe Holger Gniffke aus Penzlin verrät, was bei ihm funktioniert.
Veröffentlicht:07.03.2019, 05:30

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Herr Gniffke, am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Für Leute wie mich die Chance, die übers Jahr angefutterten zehn Pfunde schnell wieder loszuwerden?

Das ist nicht der Sinn des Fastens. Mag sein, dass es dem einen oder anderen mittlerweile auch um das Thema der Gewichtsreduzierung geht. Doch die eigentliche, religiöse Motivation ist, dass ich für eine überschaubare Zeit mal bewusst auf Dinge verzichte, die ich nicht unbedingt zum Leben brauche, die vielleicht ein angenehmer Luxus sind, vielleicht auch eine Angewohnheit wie das Rauchen. Es geht darum, sich ein bisschen zurückzunehmen und bewusster zu leben – und 40 Tage sind ein überschaubarer Zeitraum.

Worauf verzichten Sie als Koch in der Fastenzeit?

Ich persönlich mache es so, dass ich in der Fastenzeit kein Fleisch, also keine toten Tiere, esse. Die Erzeugung von Fleisch geht ja nicht unbedingt völlig spurlos an der Natur vorbei, etwa durch die Art der Tierhaltung. Aus diesem Grund verzichte ich darauf. Das ist eine Sache, die man gut machen kann.

Wie kompensieren Sie mögliche Mangelerscheinungen?

In 40 Tagen hat man keine Mangelerscheinungen (lacht). So schnell geht das nicht. Ich freue mich drauf, weil ich in der Zeit endlich mal wieder mein wunderbares Repertoire an vegetarischen Rezepten kochen kann. Das motiviert mich sehr dabei.

Wie schaut es mit Abstinenz vom Alkohol in der Fastenzeit aus, bringt das was?

Persönlich halte ich das für sinnvoll, weil Alkohol zwar offensichtlich viel Freude spendet, aber der Gesundheit nicht unbedingt zuträglich ist. Die Frage ist hier, aus welchem Grund trinke ich? Ist das alkoholische Getränk zum Feierabend, was weit verbreitet ist, eine Belohnung, um nach dem harten Arbeitstag runterzukommen? Dann müsste ich mich während des Fastens natürlich mit meinen Stresssituationen anders auseinandersetzen, wenn mir dieses Hilfsmittel nicht zur Verfügung steht. Wenn man diesen schönen Schalter, der immer so wunderbar funktioniert, nicht mehr hat. Dann muss man sich einen Kopf machen. Man kann diese Gewohnheit zum Beispiel mit Bewegung kompensieren, oder mit einem guten Buch. Das hilft ganz gut.

Wie schaut es mit dem Verzicht auf Schokolade oder Chips abends auf der Couch aus?

Das sind Luxusgüter, auf die man verzichten kann für diesen ja doch relativ kurzen Zeitraum von 40 Tagen. Außerdem denke ich, es ist ein positiver Nebeneffekt, wenn man merkt, dass man Kontrolle über seine Bedürfnisse hat – und nicht getrieben wird von seinen Trieben. Das gibt einem vielleicht ein gutes Gefühl, wenn einem bewusst wird: Ich gebe vor, was gemacht wird.

Ich finde 40 Tage ist eine Langstrecke, empfehlen Sie mir, erst mal mit einer Woche Fasten anzufangen?

Warum nicht. Ich kenne manche Leute, die verzichten die Woche über auf Luxusgüter oder Alkohol und gönnen sich am Wochenende eine Unterbrechung der ganzen Geschichte. Ich würde so was nie dogmatisch sehen. Finde es aber gut, sich während der Fastenzeit mal mit seinen Ernährungsgewohnheiten auseinanderzusetzen und mit seiner Art zu leben. Mein Tipp: Einfach mal versuchen, vielleicht klappt es – und macht sogar Spaß.