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▶ Corona-Panikmache in den sozialen Medien

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Schließen diese Woche alle Supermärkte? Stirbt das Corona-Virus bei einer bestimmten Temperatur? Derzeit verbreiten sich im Internet zahlreiche Falschmeldungen.
Veröffentlicht:16.03.2020, 14:52

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Nach Schulschließungen, der Einführung von Grenzkontrollen und einer immer weiter steigenden Zahl von Neuinfizierungen mit dem Corona-Virus sind die Menschen in Deutschland verunsichert. Wenig hilfreich sind in Zeiten der Krise im Internet kursierende falsche oder ungenaue Behauptungen zum Coronavirus.

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Ein Gerücht besagt, dass alle Supermärkte am Montag für den Kundenverkehr schließen sollen, da die Lebensmittelversorgung im nun eingetretenen Fall von europaweiten Grenzschließungen nicht mehr sichergestellt sei. „Aus zuverlässiger Quelle” behauptet ein Kommentator zu wissen, dass Lebensmittelgeschäfte nun nur noch für zwei Stunden am Tag geöffnet seien.

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Diese Behauptung ist falsch. Die Versorgung mit Lebensmitteln ist trotz weitreichender Grenzschließungen gewährleistet, heißt es aus dem Landwirtschaftsministerium. Ministerin Julia Klöckner (CDU) riet diesbezüglich sogar ausdrücklich von Hamsterkäufen ab. Dafür gebe es „keinen Anlass”. Klöckner empfahl, Vorräte „mit Bedacht, Augenmaß und umsichtig aufzustocken”. Der Grund: Lieferengpässe gibt es erst dann, wenn zu viele Bürger deutlich über dem Durchschnitt konsumieren. Derzeit gehören die Einzelhandelsketten nämlich zu den wenigen Wirtschaftszweigen, die im Zuge der Corona-Krise florieren.

Diverse „Heilmittel” gegen Corona

„Die Supermärkte vermelden eine Umsatzsteigerung von 30, 40 und mehr Prozent”, sagte vergangenen Woche Günter Päts, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, dem Nordkurier. Besonders gekauft würden Hygieneartikel, Nudeln und Konserven. Das führe selbstverständlich vermehrt zu leeren Regalen. Diese entstünden aber nicht durch Lieferengpässe, sondern aufgrund von Logistik-Problemen: Die erhöhte Nachfrage führe zu einer Verengung der Lieferrhythmen, was wiederum nur mit einer Erhöhung der Arbeitsstunden zu bewältigen sei. „Da stoßen wir jetzt schon an unsere Grenzen. Deshalb sind Überstunden angesagt, zusätzlich werden Kurzarbeiter eingestellt.”

Richtig ist allerdings, dass Geschäfte, die nicht für den täglichen Bedarf wichtig sind, geschlossen bleiben sollen.

Ein weiteres Gerücht besagt, dass der Corona-Virus oberhalb einer Temperatur von 26 Grad absterbe. Das ist selbstredend Quatsch, denn das würde ja bedeuten, dass ein Mensch den Virus alleine aufgrund seiner deutlich höheren Körpertemperatur abtöten würde. Ebenso falsch sind Behauptungen bezüglich diverser Heilmittel gegen Corona. Urin von Kühen, Knoblauch, Alkohol oder bestimmte Atemtechniken: Nichts von alledem hat einen positiven Effekt auf einen durch Corona verursachten Krankheitsverlauf.

Richtig ist hingegen, dass die Deutsche Bahn in ihren Regionalzügen bis auf Weiteres keine Ticketkontrollen mehr vornehmen wird. Das teilte die Bahn am Sonntag mit. In ihren Auftritten in den sozialen Medien konkretisierte sie diese Informationen: Dies bedeute nicht, dass Bürger keine Tickets kaufen müssen. Fahrgäste müssten wie gewohnt vor Fahrtantritt ein Ticket lösen. Es ist davon auszugehen, dass die Bahn ab Dienstag oder Mittwoch mit einem stark eingeschränkten Fahrplan unterwegs sein wird.

Stand Montagmittag fahren zwar noch alle geplanten Züge zum Beispiel zwischen Neubrandenburg und Berlin, aber die Bahn kündigte bereits an, ihren Fahrplan einem verminderten Fahrgastaufkommen anzupassen. Die Linke im Schweriner Landtag forderte daher bereits einen vermehrten Einsatz von Rufbussen oder ähnlichen Angeboten. „Alle Verkehrsbetriebe, die den öffentlichen Nahverkehr in MV stemmen, sind aufgefordert, die Mobilität sicherzustellen und damit auch weiterer Verunsicherung vorzubeugen”, sagte Fraktionschefin Simone Oldenburg.