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Teurer Diesel

Verkehrte Welt bei den Spritpreisen

Pasewalk / Lesedauer: 3 min

Im Osten des Landes herrschte am Donnerstag und Freitag Verwunderung beim Tanken, denn Diesel war plötzlich teurer als Benzin. Das lag vermutlich an der Kälte – und an Polen.
Veröffentlicht:02.02.2019, 08:00

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Einen seltenen Anblick boten am Donnerstag und Freitagmorgen die Zapfsäulen im Osten Mecklenburg-Vorpommerns: In der Region Uecker-Randow, unter anderem in Ueckermünde, Pasewalk und Torgelow, war zeitweise Benzin billiger als Diesel. Bei Shell in Pasewalk kostete ein Liter Diesel am Donnerstagabend etwa 1,31 Euro, fünf Cent mehr als Super und neun Cent mehr als E 10 beim selben Anbieter.

Auch die Tankstellenmitarbeiter wunderten sich: „Das habe ich noch nie erlebt“, sagt Heiko Lemke von der Esso-Tankstelle Ueckermünde. Während die Dieselkosten am Donnerstag nicht heruntergegangen seien, seien die Benzinkosten plötzlich um 15 Cent eingebrochen – das Ergebnis waren die „umgekehrten Spritpreise“.

Ein anderer Tankstellenmitarbeiter berichtet: „Ich bin gestern von Dortmund hochgekommen“, die hohen Dieselpreise hätten sich überall wie ein roter Faden durchgezogen. Auch an Tankstellen außerhalb der Uecker-Randow-Region fiel in den vergangenen Tagen ein relativ geringer Preisunterschied zwischen Benzin und Diesel auf. Dass Diesel teurer war, blieb aber allein auf den Osten Vorpommerns beschränkt.

Preisanstieg bei Diesel ist im Winter laut Verband-Chef üblich

„Eigentlich ist Diesel immer teurer als Benzin“, klärt Jürgen Ziegner, Geschäftsführer beim Zentralverband des Tankstellengewerbes in Bonn, auf. Wegen der geringeren Besteuerung – auf Diesel werden 20 Cent weniger Steuern je Liter fällig – falle das im Endverbrauch aber normalerweise nicht auf.

Üblich sei auch, dass der Dieselpreis im Winter steige, weil auch die Nachfrage nach Heizöl dann höher ist: „Raffinerietechnisch ist Diesel nämlich das gleiche wie Heizöl“, so Ziegner. Sobald also stärker geheizt werde, werde auch Diesel teurer, eine simple Angebot-Nachfrage-Rechnung. Und so sei also der kürzliche Kälteeinbruch mit Schuld an der ungewöhnlichen Preislage, behauptet der Verbandssprecher.

Eine Umkehrung der Spritpreise komme öfter mal vor, sagt Ziegner weiter, zuletzt etwa in Passau. Der Bayerwald-Bote meldet das Phänomen zudem für das bayrische Regen in der Nähe zu Tschechien, ebenfalls in Grenzlage.

Preisentwicklung nicht zufällig an Tankstellen in Grenzregionen

Dass es sich immer um Grenzregionen handelt, scheint kein Zufall zu sein. In Ost-Vorpommern wirke sich wohl die Konkurrenz mit den polnischen Anbietern und aktuell der dortige Anstieg des Dieselpreises auf die Preisgestaltung aus, räumt denn auch Verbands-Mann Ziegner ein.

Am Freitagabend war das Phänomen in Uecker-Randow nicht mehr zu beobachten. So richtig normalisiert hatte sich die Lage aber noch nicht, berichtet Heiko Lemke aus Ueckermünde, wo die Differenz zwischen Benzin und Diesel am Freitagmittag nur noch 2 Cent betrug.

Spätestens im Frühling und Frühsommer dürfte aber das gewohnte Ungleichgewicht wiederhergestellt sein, glaubt Jürgen Ziegner. Denn dann beginne die „Driving Season“ in den Vereinigten Staaten. Was die Amerikaner mit den deutschen Spritpreisen zu tun haben? Wenn sie wieder vermehrt Auto fahren, brauchen sie das Benzin aus Europa. Die steigende Nachfrage aus den USA führt im Frühling und Sommer regelmäßig zu höheren Benzinpreisen.