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Zivilcourage

Polizei ehrt sechs Helden aus der Region

Vorpommern / Lesedauer: 4 min

Am Sonnabend ist wieder der „Tag der Zivilcourage”. Anlass für die Polizei sechs Helden aus dem Landkreis Vorpommern-Greifswald auszuzeichnen. Die Frauen und Männer schauten bei Straftaten nicht weg, sondern griffen beherzt ein.
Veröffentlicht:17.09.2020, 06:41

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Der Detektivarbeit der Torgelower Rossmann-Mitarbeiterin Nicole Sonnenberg (38) verdankt es eine Seniorin (84), dass Trickbetrüger nicht an deren ganzes Erspartes rankamen. Die Rentnerin war beim Kauf von Gutscheinkarten im Wert von 600 Euro aufgefallen, prompt klingelte in der Filiale das Telefon: „Die Zentrale war am Apparat und wollte wissen, ob die Kundin noch vor Ort sei“, erzählt Nicole Sonnenberg. Offenbar ist bei Rossmann ein telefonisches Betrugswarnsystem aktiv. Frau Sonnenberg: „Ich fragte die Kundin, ob sie vor Kurzem merkwürdige Anrufe hatte. Zu Beispiel von angeblichen Enkeln. Sie verneinte, sagte nur, die Karten seien für ihre Tochter und ihren Schwiegersohn.“ Wenige Tage später kaufte die gleiche Kundin bei Rossmann-Mitarbeiterin Anja Roitsch (34) weitere Karten im Wert von 500 Euro. „Wir haben das dann der Polizei mitgeteilt. Der Beamte sagte sofort, dass da etwas nicht stimme“, sagt Sonnenberg. Die recherchierte anschließend den Namen und die Wohnstraße der Seniorin, die einen Teil der Gutschein-Codes bereits telefonisch an die Betrüger durchgegeben – und damit ihr Geld verloren hatte.

„Nicht wegsehen”

Jetzt ist Nicole Sonnenberg für ihr couragiertes Verhalten ausgezeichnet worden. Aus den Händen von Gunnar Mächler, dem Leiter der Polizeiinspektion Anklam, erhielt sie Blumen, eine Urkunde und einen Präsentkorb. Ihre Kollegin Anja Roitsch brachte Sonnenberg zur Verleihung gleich mit. Polizeiinspektionsleiter Mächler forderte die Bürger bei der Ehrung auf, „nicht wegzusehen und bei Notsituationen wenigstens die Polizei zu rufen“.

Die beiden nächsten Geehrten kommen aus Pasewalk und Viereck. Dort ist Bundeswehrsoldat Tom Probst (24) stationiert. Er machte vorm Aldi-Markt in Pasewalk eine filmreife Entdeckung: „Plötzlich rannte ein Mann mit einer Reisetasche aus dem Markt, eine Verkäuferin schrie ihm hinterher.“ Da fasste sich Tom Probst ein Herz, stellte sich dem Dieb entgegen und brachte ihn zu Boden. In der Tasche waren geklaute Schokoriegel und jede Menge Schnaps. Festnahme!

Mit Pfefferspray angegriffen

Carmen Nietsche (42, Verkäuferin) war die mutige Kundin, die im Mai in der Pasewalker Nahkauf-Filiale einen Raubüberfall verhinderte. Der maskierte Täter hatte die Kassiererin mit einer Schusswaffe bedroht. „Der Mann wirkte unbeholfen und zittrig“, erinnert sich Nietsche, die versuchte dem Räuber, die Waffe aus der Hand zu schlagen. Daraufhin sprühte er ihr Pfefferspray ins Gesicht und flüchtete ohne Beute. Die Couragierte kam mit Rötungen im Gesicht und im Augenbereich ins Krankenhaus. „Die Augen haben gebrannt“, sagt sie. Den Täter nahm die Polizei später fest. Gegen ihn bestand bereits ein Haftbefehl. Polizeiinspektionsleiter Mächler verwies auch mit Blick auf diesen Fall darauf, dass Zivilcourage auch ihre Grenzen habe: „Oft reicht es, wenn andere Leute laut auf die Situation aufmerksam gemacht werden.“

Fahrrad bringt die Rettung

Manja Reisener (40) rettete aller Wahrscheinlichkeit nach einem Rentner (71) das Leben, der völlig durchnässt und unterkühlt auf dem Radweg neben der L 35 im Bereich der Auffahrt zur Peenebrücke in Jarmen lag. Ihr fiel sein herrenlos am Zaun lehnendes Fahrrad auf, ansonsten versperren dort Schutzplanken die Sicht. Während andere Autofahrer an der Stelle ohne Reaktion entlangfuhren, kehrte Manja Reisener zurück und kletterte über die Barriere, wo sie dann den hilflosen Mann entdeckte und Hilfe rief.

Beamtin unterstützt

Handfester ging es bei Steffen Bendig (44, Krankenpfleger) in Vierow bei Lubmin zu. Dort war während einer Nachbars-Party dessen Auto mit Farbe besprayt worden. Im Drogenwahn lieferte sich später der mutmaßliche Täter halbnackt mit Bendig eine fußläufige Verfolgungsjagd, ehe ihn schließlich die Polizei fasste.

Ronny Zymelka (43, aus Zinnowitz) half in Wolgast einer Polizistin, zwei Raufbolde auseinander zu bringen. Die Beamtin war gegen 20 Uhr allein zum Tatort gefahren, ihre Kollegen waren woanders im Einsatz. „Ich dachte mir, sie braucht bei den Typen Unterstützung.“