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Corona-Krise

Pasewalker Reisebüro kämpft ums Überleben

Pasewalk / Lesedauer: 3 min

Stornierte Urlaube, Verzicht auf Provisionen, laufende Kosten, kaum Neubuchungen: Die Corona-Pandemie trifft die Reisebranche besonders hart. Auch das Pasewalker Reisebüro am Markt hat unter der Krise zu leiden. Das hat Konsequenzen.
Veröffentlicht:27.06.2020, 04:11

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Jana Köhn arbeitet seit 16 Jahren im Pasewalker Reisebüro. Ihr Mann Andy ist der Inhaber des kleinen, am Marktplatz gelegenen Unternehmens. Seit Februar häufen sich die Stornierungen dort. Bereits seit drei Monaten wirft das kleine Unternehmen keinen Gewinn mehr ab.

Um die laufenden Kosten des Geschäftes in der Innenstadt decken und das Reisebüro halten zu können, musste Jana Köhn einen Nebenjob annehmen. „Durch das Reisebüro habe ich momentan gar keine Einnahmen, außer vielleicht die zwei, drei Neubuchungen von Deutschlandurlaubern. Aber davon kann keiner leben“, zieht sie die erschütternde Bilanz der letzten Wochen.

Grund dafür sei zum einen, dass alle Reisen, die bei ihr gebucht und aufgrund der Corona-Pandemie storniert wurden, eine Weiterbearbeitung erfordern. „Dieser Aufwand wird uns aber nicht vergütet. Zusätzlich müssen wir bereits erhaltene Provisionen zurückzahlen, wenn die Reise abgesagt wurde“, erklärt die 45-Jährige.

Viele wollen ihren Urlaub in Deutschland verbringen

Zum anderen gebe es nur wenige Neubuchungen. Ganz Deutschland wolle gerade innerhalb der Bundesrepublik verreisen, dadurch würden aber die Preise explodieren. Sie erklärt das Dilemma: „Meine Kunden reisen sonst schon eher selten an die Ostsee, denn dort ist die Nachfrage generell hoch, wodurch natürlich der Preis steigt.“

Ins Ausland würden sich viele Urlauber derzeit nicht trauen, erzählt sie weiter. Sie vermutet, dass die Angst bei den Leuten groß sei, im Falle einer zweiten Welle nicht zurückgeholt zu werden. Doch Jana Köhn erklärt: „Wer eine Reise pauschal über ein Reisebüro gebucht hat, der wird auch zurückgeholt!“ Dies sei schon immer so gewesen und werde auch so bleiben. Der Veranstalter müsse dafür sorgen, dass seine Kunden zurückkommen.

„All das Schöne in dem Job fällt weg”

Auch die großen Reiseanbieter sind ihrer Meinung nach nicht ganz unschuldig an der Misere der kleinen Reisebüros. Sie machen es sich einfach, sagt Jana Köhn. „Die haben seit vier Monaten ihre Telefone für Kundenanfragen abgestellt und sagen den Leuten einfach: ‚Geht zu eurem Reisebüro, wenn ihr Sachen zu klären habt.‘“

Die derzeitige Situation sei bedenklich, so die 45-Jährige. Das Reisebüro sei zwar das „Baby“ der beiden, doch die Arbeit dort sei momentan deprimierend. „Es gibt nur Stornierungen und keine Buchungen. All das Schöne, das den Job sonst ausmacht, nämlich gemeinsam mit den Leuten etwas Tolles für ihre schönste Zeit des Jahres auszusuchen, fällt weg.“ Besonders traurig stimmt Jana Köhn, dass sie unverschuldet in diese Lage geraten seien.

Jetzt muss das Reisebüro umziehen

Hilfe von außen erhalte sie wenig. Lediglich die Sofort-Hilfe der Regierung habe sie bekommen. Um die hohen Mietkosten zu minimieren, muss das Ehepaar den Standort in Pasewalks Innenstadt ab dem 1. August aufgeben. Wo in Pasewalk die Wiedereröffnung des Reisebüros erfolgen wird, weiß die 45-Jährige noch nicht. Ihre Kunden wird sie per E-Mail oder Brief darüber informieren.

Ans Aufgeben denkt Jana Köhn trotz der schwierigen Zeit aber noch nicht. „Ich will weitermachen und meine Kunden, wenn auch in etwas abgespeckter Form, betreuen“, sagt sie kämpferisch. Wer das Reisebüro Pasewalk unterstützen möchte, könne dies mit dem Kauf eines Gutscheines oder dem Buchen einer Reise tun, sagt Jana Köhn.