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Bauernverband-Vorsitzender

„Mit mir gibt’s keine Revolution“

Uecker-Randow / Lesedauer: 3 min

Emanuel Reim (33) ist der jüngste Vorsitzende, den der Bauernverband Uecker-Randow je hatte. Fast alle Mitglieder stimmten beim Bauerntag für ihn. Auf ein Gespräch mit dem Ladenthiner Landwirt.
Veröffentlicht:10.02.2020, 22:17

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Wie war Ihre Reaktion, als an Sie das erste Mal die Frage nach einer möglichen Kandidatur für den Vorsitz des Bauernverbandes herangetragen wurde? Haben Sie lange überlegt?

Das war schon eine gemischte Gefühlslage. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass man damit konfrontiert wird. Die Anfrage werte ich aber auch als Wertschätzung meiner bisherigen Arbeit. Ich habe nicht lange gebraucht, mich zu entscheiden – eine Woche etwa. Natürlich wurde alles in der Familie und auch im Betrieb besprochen. Da gab es Zustimmung.

Was motiviert Sie?

Ich sehe dieses Ehrenamt als Herausforderung, auf die ich mich freue. Unser Berufsstand ist heute mit so vielen Problemlagen konfrontiert, die Leidensfähigkeit, Kraft und Ausdauer verlangen. Die Frage ist, ob man die Beseitigung von Missständen an andere Leute adressiert oder ob man mithilft, diese selbst zu beseitigen.

Im Verband gibt es viele gestandene Landwirte. Wie wollen Sie sich als verhältnismäßig junger Vorsitzender durchsetzen?

Ich setze auf Gespräche mit den Berufskollegen. Sicherlich wird man als Vorsitzender das ein oder andere Mal die Linie auch vorgeben müssen. Die Mitglieder im Vorstand und in der Geschäftsstelle kenne ich ja teilweise schon eine Weile. Auf die Zusammenarbeit mit ihnen freue ich mich.

Auf dem Bauerntag wurde mehrfach die Einheit des Berufsstandes beschworen. Warum ist die so wichtig?

Der Verband muss für verlässliche Rahmenbedingungen sorgen. Dabei muss er möglichst alle Interessen vertreten – die von Ökobetrieben ebenso wie die von konventionell wirtschaftenden Betrieben und auch von Nebenerwerbslandwirten. Die Mitgliedsbetriebe vertreten rund 70 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Ziel muss sein, diese Zahl zu halten und möglichst auszubauen. Wir wollen noch weitere Landwirte überzeugen, dass der Mitgliedsbeitrag von 2,50 Euro je Hektar gut angelegtes Geld ist. Bei einem Mitgliederanteil von mehr als zwei Dritteln der Fläche dürfte es keine Diskussion mehr über die Frage geben, wer die Landwirte vertritt und für sie spricht. Sich alleine Gehör verschaffen und für ordentliche Bedingungen zu sorgen, ist schwierig.

Man hat den Eindruck, dass es oftmals immer die gleichen Leute sind, die sich auch nach außen für die Landwirte einsetzen.

Nach meiner Einschätzung gibt es so 20 bis 25 Betriebsleiter, die sich vor den Karren spannen, darunter sind die Leute aus dem Vorstand. Ich halte das für eine akzeptable Zahl. Natürlich könnten es immer mehr sein. Mehr Mitglieder in die aktive Vereinsarbeit einzubeziehen, ist daher auch eine Aufgabe.

Was zählt zu Ihren ersten Tätigkeiten als Vorsitzender?

Das wird wohl die Suche nach einem neuen Geschäftsführer für unseren Verband sein. Die gestaltet sich nach dem Ausscheiden von Sven Saeger Ende 2019 trotz einiger Bewerber schwierig. Dann werde ich mir einen Überblick verschaffen: Was läuft gut im Verband? Was könnte man neu machen, was reduzieren? Eine Revolution werde ich aber nicht anstellen. Der Verband hat ja bislang auch gut gearbeitet.

Abschließend noch ein paar Angaben zu Ihrer Person und Ihrem Betrieb.

Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder und lebe mit meiner Familie in Ladenthin. In Kiel habe ich Agrarwissenschaften studiert. Jetzt leite ich als Geschäftsführer die Agrar Schwennenz GmbH mit Sitz in Ladenthin. Das ist ein Gemischtbetrieb mit rund 1200 Hektar und Fleischrindmast. Zum Betrieb gehören 15 Mitarbeiter. Zusammen mit meiner Frau als Betriebsleiterin arbeite ich dann noch im Grünen Gänsehof Ladenthin. Wie der Name schon sagt: Wir halten und vermarkten Gänse.