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Friedhof

Frust über Diebstahl von historischen Grabfeldern

Pampow / Lesedauer: 2 min

Der Schock sitzt tief in Pampow: Unbekannte haben von der Grablege der Gutsbesitzerfamilie Schwarzwäller neun Meter der historischen Umfriedung aus Gusseisen entwendet. Die Schwarzwällers gelten als Gründer des benachbarten Ortes Freienstein.
Veröffentlicht:23.11.2020, 15:12

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Genau in dem Moment, als sich die Kommunalpolitiker und Einwohner der Gemeinde Blankensee für den Erhalt der Grablege der Gutsbesitzerfamilie Schwarzwäller in Pampow einsetzen, passiert es: In einer Nacht- und-Nebel-Aktion haben Unbekannte etwa zehn Felder der historischen Grabeinfassung aus Gusseisen gestohlen! Blankensees Bürgermeister Stefan Müller ist außer sich. „Die Gemeindevertretung war sich einig, dass die Grablege mit Gruft als ein lokalhistorisch wertvolles Zeitzeugnis erhalten bleibt. Sie sollte wieder in einen annehmbaren Zustand versetzt werden. Und genau zu diesem Zeitpunkt werden die Zaunfelder gestohlen! Das ist unerhört!“, sagt der Bürgermeister. Festgestellt wurde der Diebstahl am Sonnabend. Möglicherweise passierte alles eine Woche früher, wie Pampower berichteten. Der Bürgermeister hat in dem Fall Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

Die Gutsbesitzerfamilie hat für Freienstein viel geleistet

Zu jenen, die die Empörung des Bürgermeisters teilen, gehört Matthias Roch. Der Berliner mit Eigentum in Freienstein hat detailliert und mühsam die Geschichte des kleinen Vorwerkes ergründet. Die Gutsbesitzerfamilie Schwarzwäller hat besondere Verdienste in der Gemeinde, sagt er. „Bei Schwarzwällers handelte es sich um Salzburger Christen, um eine verfolgte protestantische Minderheit Österreichs, denen der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. Asyl bot. Über Stettin sollten die ausgewanderten Protestanten nach Ostpreußen verschifft werden und dort siedeln. Offenbar wurde einige in der Region heimisch“, erzählt er. Um oder nach 1830/35 entwickelten Schwarzwällers Freienstein, sie errichteten auch die Brennerei. Die Familie wirkte knapp einhundert Jahre in dem Vorwerk und verlor ihren Besitz um 1928 während der Wirtschaftskrise.

„Historische Altgräber sind wichtig für die Ortgeschichte”

Roch sagt, er ärgere sich, dass bereits in der Vergangenheit aus Spargründen überall viele historische Gräber von den Friedhöfen verschwanden. „Historische Altgräber sind wichtig für die Ortsgeschichte, sie sind Teil der Geschichte insgesamt und deshalb unverzichtbar“, sagt er. Gerade im heute grenznahen Raum habe es einen Bruch der Identität gegeben, da dort viele Menschen neu siedelten.

Mit weiteren Helfern hatte Matthias Roch Anfang August ein Grabkreuz wieder aufgestellt und sich zusammen mit der Gemeinde dafür eingesetzt, dass die Grablege aus der Zeit vor 1900 erhalten bleibt.