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Tierschutz

Der Hundesturz in Pasewalk und seine Vorgeschichte

Pasewalk / Lesedauer: 3 min

Hätte der Sturz eines Terriers verhindert werden können? So sieht es jedenfalls Mandy Herrmann, die mehrere Behörden auf Missstände aufmerksam gemacht haben will. Dort hat man die Kommunikation allerdings anders in Erinnerung.
Veröffentlicht:10.08.2018, 10:45

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Die kleinen Kater Tiger und Lenny tollen durch die Wohnung und der acht Jahre alte Elia und seine gleichaltrige Schwester Tjara-Marie immer hinterdrein. Den Katzen merkt man nicht mehr an, dass sie die Wochen zuvor ein Martyrium erlebt haben sollen, das mit einem Fenstersturz aus dem 6. Stock endete. Das geschah bereits vor gut 14 Tagen.

Publik wurde das Tierelend in der Pasewalker Robert-Koch-Straße, als vergangene Woche ein Jack-Russell-Terrier ebenfalls aus dem 6. Stock in die Tiefe fiel und das nicht überlebte. Die Katzen und auch der Hund lebten in der Wohnung eines 22-jährigen Mannes. Und Mandy Herrmann ist sicher: Der Hund könnte noch leben, wenn das Ordnungsamt der Stadt und das Veterinäramt des Kreises ihre Warnungen ernst genommen hätten.

Beim Veterinäramt auf taube Ohren gestoßen

Nach ihrer Meinung sei der 22-jährige mit den Tieren einfach überfordert gewesen. Zumal sie ihm eigentlich auch nicht gehörten, sondern der Ex-Freundin. Sie hatte jedoch das Weite gesucht und offenbar „vergessen“ die Stubentiger mitzunehmen. Bereits nach dem Fenstersturz der beiden Kater hatte die zweifache Mutter Mandy Herrmann die Tiere in Pflege genommen. „Er sagte, dass ich die Viecher ruhig behalten könnte“, berichtet sie. Als die Katzen dann zu Mandy Herrmann kamen, waren sie unterernährt und von Ungeziefer heimgesucht. Die Pasewalkerin nahm eigenes Geld in die Hand, um sie vom Tierarzt versorgen zu lassen. Doch auf Dauer will sie die beiden jungen Kater nicht behalten, weil in ihrer Wohnung schon zwei eigene Katzen wohnen. So bat sie im Ordnungsamt der Stadt sowie auch im Veterinäramt um Hilfe bei der Vermittlung.

Doch in der Stadtverwaltung geht man auf das Ansinnen der Frau nicht ein. Das städtische Ordnungsamt ist für Fundtiere zuständig. Allerdings, wenn es um die Tierwohlgefährdung durch den Halter geht, ist das Veterinäramt des Kreises gefragt. Doch auch dort will Mandy Herrmann auf taube Ohren gestoßen sein. „Da könne man nichts machen, hat mir die Mitarbeiterin nur gesagt“, berichtet sie. Ebenso will sie darauf hingewiesen haben, dass sich in der Obhut des 22-jährigen Halters ein Hund und ein Kaninchen befinden.

Katzen sind inzwischen im Tierheim

Doch im Veterinäramt will man von einer möglichen Gefährdung dieser anderen Tiere nichts gewusst haben. Offenbar gäbe es verschiedene Sichtweisen, was den Inhalt der Gespräche angeht. „Wenn wir rechtzeitig Kenntnis von nicht artgerecht gehaltenen oder gequälten Tieren erlangen, können wir als zuständige Behörde auch handeln“, so Kreis-Pressesprecher Achim Froitzheim. Zum Beispiel seien unlängst Katzen aus einer Wohnung gerettet worden, die sich offensichtlich selbst überlassen wurden.

Auch sei das Veterinäramt in den vergangenen Jahren mehrfach bei Fällen von krankhafter Tiersammelsucht aktiv geworden. Da wären beispielsweise 17 Hunde in eine Pasewalker Gartenlaube und mehrere Dutzend Katzen in einem Haus „gesammelt“ worden. „Wer Kenntnis von schlecht behandelten Tieren hat oder Hinweise auf Tierquälerei geben kann, wendet sich an das Kreis-Veterinäramt. Ordnungsämter der Kommunen und die Polizei nehmen derartige Informationen auch entgegen und leiten diese weiter“, erläutert Pressesprecher Froitzheim weiter.

Im aktuellen Pasewalker Fall haben die städtische Ordnungsbehörde sowie das Kreis-Veterinäramt nun gehandelt: Die von Mandy Herrmann betreuten Katzen sind inzwischen ins Tierheim gebracht worden. Das Veterinäramt wollte am Donnerstag die Zustände in der Wohnung des Halters prüfen, traf diesen jedoch nicht an. Er darf sich nun in einer schriftlichen Anhörung zu den Ereignissen äußern.