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Nach dem Großeinsatz

Das sagt die Regisseurin über den Chaos-Dreh in Jatznick

Jatznick / Lesedauer: 3 min

Nach dem Großeinsatz der Polizei, den Dreharbeiten in Jatznick ausgelöst hatten, ist der Hamburger Produzentin alles furchtbar peinlich. Doch sie stellt klar: „Wir hatten eine Genehmigung!” Ein Gastwirt hingegen sieht den ganzen Rummel gelassen, er profitiert davon sogar.
Veröffentlicht:15.10.2019, 08:26

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Die Szene muss echt und schockierend gewirkt haben: Ein Mann eilt mit einem Gewehr in der Hand und einem Helm auf dem Kopf durch Jatznick. Drei weitere begleiten ihn und filmen in der hereinbrechenden Dunkelheit die Szene. Irgendjemand beobachtet den Spuk auf der Straße der Einheit. Er fackelt nicht lange, greift zum Telefon und informiert die Polizei. Das alles muss so glaubhaft ausgesehen und am Telefon geschildert worden sein, dass die Polizei nicht nur einen Streifenwagen, sondern mehrere Fahrzeuge und mindestens zehn Polizisten, schwer bewaffnet und in voller Schutzausrüstung, in den Ort schickt.

Welche Gedanken jagen den Polizisten auf dem Weg nach Jatznick durch den Kopf? Treffen sie auf einen bewaffneten Psychopaten? Sind in dem Dorf Attentäter unterwegs? Niemand weiß das. Die Ereignisse von Halle sind erst wenige Tage alt. Als die Polizisten den Parkplatz an der Drogerie Müller erreichen, ist auf der Straße von dem Bewaffneten nichts mehr zu sehen. Sich gegenseitig deckend und sichernd, so berichtet später ein Augenzeuge, verlassen die Beamten ihre Einsatzwagen und suchen die Verdächtigen.

Der Regisseurin ist das alles peinlich

Doch bereits nach den ersten Gesprächen können die Einsatzkräfte aufatmen: Filmemacher sind vor Ort. In Jatznick wird gedreht. Einer der Handlungsorte ist „Kretschis Pizza-Saloon“ mitten in Jatznick; die Filmleute aus Hamburg halten sich dort auf, als die Polizei eintrifft. Sie klären die Situation.

Am Montag, Stunden nach dem Einsatz, ist das alles Lilli Thalgott noch immer peinlich. Denn: „Die Szene auf der Straße war überhaupt nicht geplant“, sagt die Produzentin und Regisseurin. Vier Tage sei die kleine Filmcrew von den Unternehmen Hidden Hitchcock und Fünferfilm aus Hamburg vor Ort gewesen. „Es war unser letzter Tag, alles ist sehr gut gelaufen. Aber einige Kollegen steckten noch im ‚Drehtunnel‘: Vor der Abreise noch schnell etwas machen.“ Und da sei die Idee aufgeflammt, noch ein paar Minuten auf der Straße abzuspulen. So eine Verfolgungssituation. Alles ziemlich echt. Hat ja auch geklappt.

Eine bessere Werbung kann der Gastwirt gar nicht haben

Stefan Kretschmar konnte am Montag über die ganze Aktion nur schmunzeln. Erst buchen die Hamburger Filmemacher die Räume seines Pizza-Saloons für ein paar Szenen und nun der großangelegte Polizeieinsatz. Mehr Werbung kann man nicht haben!

Die Dreharbeiten insgesamt waren angemeldet, unterstreicht Lilli Thalgott. Die Polizei hatte jedoch keinerlei Kenntnis. „Zur Wahrung der öffentlichen Sicherheit wäre dies zwingend erforderlich gewesen“, hieß es jetzt von der Polizei. Das Team muss sich nun wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten und wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz verantworten.

Der Inhalt des Films: Verfolgung um Missverständnisse

Lilli Thalgott hofft auf einen milden Ausgang des Verfahrens und wirbt für die Region: „Wir wurden hier bestens versorgt. Und die Polizisten waren wirklich sehr nett!“ Und der Film? Es handelt sich um eine Eigenproduktion. Nur ein kurzes Stück. Sein Inhalt dreht sich um Verfolgung und um Missverständnisse – wie in Jatznick passiert! Der Arbeitstitel lautet „Blindfliegen“. Im Ort soll es irgendwann eine Aufführung geben.