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Autogottesdienst

Battinsthal erlebt ungewöhnliches Treffen

Battinsthal / Lesedauer: 3 min

Ungewöhnliche Zeiten erfordern außerordentliches Engagement: Weil in den Kirchen wegen des Kontaktverbotes keine Gottesdienste abgehalten werden dürfen, lud Penkuns Pfarrer Bernhard Riedel Ostersonntag nach Battinsthal zu einem Autogottesdienst ein.
Veröffentlicht:14.04.2020, 20:39

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„So etwas habe ich hier noch nicht erlebt!“ Auf der Balustrade der Battinsthaler Grabkapelle stehend, blickt Bernhard Riedel über die Fahrzeuge. Auf dem Vorplatz reiht sich Auto an Auto. Der Penkuner Pfarrer ist hoch erfreut: Alle Mühen haben sich gelohnt! Es ist 14.25 Uhr. Um 14.30 Uhr wird der Ostergottesdienst beginnen. Orgelmusik ist zu hören. Unterhalb der Balustrade spielt ein wenig versteckt Organist Mathias Kowol Kirchliches und Weltliches. Die Stimmung ist feierlich.

Ein Wagnis, denn so etwas hat es in der Region noch nicht gegeben. Und Battinsthal ist kein Ort von Welt, dort leben kaum mehr als ein Dutzend Menschen. Nun stehen knapp 50 Autos auf dem Platz mit rund 120 Insassen, in der Regel Familien. Kurz nach 14 Uhr trafen die ersten Fahrzeuge ein. Darunter Monika Lindeggi aus Krackow. Ursprünglich stammt die Frau aus der Schweiz, 2019 hat sie Mecklenburg-Vorpommern für sich entdeckt. Sie mache seitdem in der Kirche mit, berichtet sie. „Diese Aktion ist für mich etwas ganz Faszinierendes. Sonst haben wir Ostern in der Familie mit einem Picknick im Wald und in großer Runde verbracht. Das ist ja jetzt nicht möglich“, sagt sie.

Auf den Weg gemacht haben sich auch Marlies und Axel Deutschmann aus Storkow. Beide gehören der Kirche an, sind aber nicht die regelmäßigen Kirchgänger, gestehen sie. Aber diesen besonderen Höhepunkt wollen auch sie sich nicht entgehen lassen, zumal das Wetter mitspielt. Unter den Gästen auch ganz junge Leute, Hanna Harting und Lukas Rodenhagen, Gäste in dem Ort. „Ich gehöre der Neuapostolischen Kirche an“, erzählt Hanna Harting. Trotzdem wolle sie diesen evangelischen Ostergottesdienst erleben. Lukas Rodenhagen ist sogar als Konfessionsloser dabei.

Hoffnung auf eine andere Zeit

Der Gottesdienst beginnt. „Inmitten einer Zeit voller Angst und Tod haben wir uns hier versammelt“, sagt der Pfarrer. Corona, der Schatten dieses Virus liegt auch über diese Zusammenkunft. Riedel spricht über den Sinn des Osterfestes und von der Hoffnung auf eine andere Zeit. Zwischendurch Lesungen und Musik, sie gehören zur Liturgie. Am Ende Glockengeläut. Und Autogehupe zum Abschluss. Die Zusammenkunft kam an.

Die Mitglieder des Vereins der Freunde und Förderer der von Schuckmann’schen Grabkapelle zu Battinsthal/Vorpommern nutzen die Gelegenheit, um an diesem Tag auf das Kleinod aufmerksam zu machen. Die Kapelle wurde in den 1850er Jahren gebaut und geweiht. Seit zwanzig Jahren dauern die Sanierungsarbeiten an. Wer an diesem Tag neugierig ins Innere des vom Schinkel-Schüler Gustav Stier entworfenen Gebäudes schaute, dem wurde klar, das noch einiges zu tun ist.