StartseiteRegionalNeustrelitzZum Liebes-Glück gibt es das Jawort unter Flügeln

200. Mühlenhochzeit

Zum Liebes-Glück gibt es das Jawort unter Flügeln

Woldegk / Lesedauer: 3 min

Die Mühlenflügel bedeuten das Allerbeste, wenn sie in die richtige Richtung zeigen. Darauf vertrauen Paare in der Woldegker Mühle.
Veröffentlicht:15.06.2018, 17:00

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Das Ja-Wort ging dem Brautpaar leicht über die Lippen. Vielleicht hat auch die scherzhafte Warnung von Mühlenwart Roland Stapel vor der Zeremonie ihr Übriges getan. Roland Stapel hatte kurz zuvor die Mühlenflügel gespannt und in Bewegung gesetzt. „Sie kamen in der Glücksrichtung zum Stehen, wer jetzt nicht Ja sagt, wird auf den Flügel gespannt“, gab er Jens Meißner und Anja, die da noch ihren Mädchennamen Stier trug, als Wink mit auf ihren Weg ins Eheleben. Die beiden waren das 200. Paar, deren Ehe Standesbeamtin Angelika Möller in dem Woldegker Wahrzeichen besiegelt.

Seit dem Jahr 1996 sind Trauungen in der Museumsmühle möglich. Anja und Jens Meißner hatten sich ganz bewusst für die Mühle als Ort der Trauung entschieden. „Das passt zu uns. Wir wohnen in Woldegk, da wollten wir auch hier heiraten“, sagt Jens Meißner.

„Erheben Sie sich bitte von ihren Säcken”

Von den 60 Trauungen, die Woldegks Standesbeamtin Angelika Möller vollzieht, finden zehn in der Mühle statt. Das Gros der Paare lässt sich auf Schloss Rattey vermählen. Dem rustikalen Ambiente der Mühle entsprechend trat Standesbeamtin Angelika Möller im Trachtenkleid vors Brautpaar. Auch Mühlenwart Roland Stapel hatte sich in Schale geschmissen: weiße Müllerhose und weiße Weste – auf die Zipfelmütze hatte er allerdings verzichtet.

Brautpaar und Gäste nahmen auf Mehlsäcken Platz. So sorgt dann schon der erste Satz, den Angelika Möller an die Festgesellschaft richtet, für allgemeine Heiterkeit: „Erheben Sie sich bitte von ihren Säcken.“ Auch die Eheringe werden dem Brautpaar nicht auf einem Samtkissen, sondern in einer Schaufel voll Korn dargeboten. Wer an der Zeremonie teilnehmen will, muss zudem trittsicher sein. Denn zum Traualtar geht es nur über eine schmale, steile Stiege. Da wo früher das Korn vermahlen wurde, vermählen sich nun Paare.

Vermahlen und vermählen

Die Wortverwandtschaft von vermahlen und vermählen nimmt Mühlenwart Roland Stapel gerne auf und lässt auch das 200. Hochzeitspaar nach der Trauung auf dem Mühlenhof zum Mahlen antreten. In einer slawischen Rundmühle – ein kleiner Mühlenstein mit einer Holzkurbel – sollen Anja und Jens Meißner Korn zu Mehl vermahlen. „Jede Runde steht für ein Ehejahr, strengen Sie sich an und schaffen wenigstens sieben“, spornt er die beiden an. Anja und Jens Meißner schaffen es der Anzahl nach weit über die Silberhochzeit hinaus. Ohnehin wird den Mühlenhochzeiten Nachhaltigkeit beschienen. „Die erste Ehe, die ich hier besiegelt habe, hält immer noch“, sagt Standesbeamtin Angelika Möller, deren Dienste vor allem in den Monaten von Mai bis August gefragt sind. „Das sind nach wie vor die beliebtesten Monate zum Heiraten“, sagt sie.