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Umweltsünde?

Wieso in Neustrelitz ein Baum „einbetoniert“ ist

Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Eine Baumscheibe hat einen festen Belag bekommen, auf dem wohl kein Gras mehr wächst. Das hat seinen Grund, heißt es aus der Verwaltung.
Veröffentlicht:25.11.2020, 06:56

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Die Angelegenheit macht bereits im Internet Furore. Hat sich da in Neustrelitz etwa jemand einen bösen Streich erlaubt und eine Baumscheibe mit Beton zugegossen? Nun, ein böser Streich ist es nicht. Allerdings würde man mit der „gestalteten Fläche“ im unteren Bereich der Strelitzer Straße wohl auch kaum einen Schönheitspreis gewinnen.

Gemisch aus Quarzsand eingebracht

Die Initiative dazu ist von der Stadt Neustrelitz selbst ausgegangen. In die Baumscheibe wurde ein Gemisch aus Quarzsand eingebracht, bestätigt Rathaussprecherin Petra Ludewig auf Nordkurier-Nachfrage. Bei dem Gemisch handele es sich um einen natürlichen Rohstoff, der wasser- und luftdurchlässig, umweltverträglich, zertifiziert und recycelbar sei. Die Fläche sei für einen Test aufgebracht worden. Die Baumscheibe ist also entsprechend nur zur Probe mit dem Gemisch aufgefüllt. Das Material gelte als pflegeleicht, so die Rathaussprecherin. Sollte sich das Gemisch bewähren, verspricht sich die Stadt einen künftig geringeren Aufwand für die Reinigung der Baumscheiben. Dass man sich im Rathaus überhaupt zu einem solchen Schritt entschlossen hat, hängt mit der nicht enden wollenden Verschmutzung der Baumscheiben zusammen. Hundedreck, Zigarettenkippen, Müll landen regelmäßig in den Flächen und sind für das Gedeihen der Bäume nicht gerade förderlich. Auch Unkraut wachse. Häufig würden die Flächen zudem zum Abstellen von Fahrrädern genutzt oder einfach zertrampelt. Im Blick für eine mögliche Umgestaltung hat die Stadt nur solche Baumscheiben, die nicht weiter mit Sträuchern bepflanzt sind und solche, die von einem Gitter geschützt werden – wie etwa am Bahnhof.

Leichter zu pflegen

Eine mit Quarzsand versehene Baumscheibe müsste nur noch abgefegt werden. Die mit Erde angefüllten Flächen um die Bäume herum seien wesentlich aufwendiger von Hundedreck, Zigaretten, Unkraut und Müll zu reinigen, so die Rathaussprecherin. Der Belag könnte zudem an den Umfang eines Baumstamms angepasst werden, die Bäume könnten also auch weiterhin wachsen. Das Material werde einfach aufgestrichen und könnte auch entsprechend einfach wieder ausgekratzt werden.

In der Stadt Geldern wird auch auf eine solche Technologie gesetzt, auch in der Hansestadt Greifswald soll diese zum Einsatz kommen, wie der Nordkurier erfuhr. Es ginge allerdings hier vorrangig darum, die Wurzeln der Bäume zu schützen, wie die Pressesprecherin der Stadt Greifswald, Andrea Reimann, dem Nordkurier sagte. In Greifswald werden die gleichen Vorteile wie in Neustrelitz gesehen: Das aufgebrachte Gemisch werde hart und bleibe dennoch wasser- und luftdurchlässig. Auch in Greifswald wird diese Materialeigenschaft besonders für Bäume an stark frequentierten Plätzen und Straßen als sinnvoll angesehen. In Trockenzeiten halte sich die Feuchtigkeit länger, denn die Verdunstung sei nicht so groß. Das Material sei allerdings nicht ganz billig, bekräftigte Andrea Reimann.