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Orientierungshilfe

Neustrelitzer Vorgärten auf dem Prüfstand

Neustrelitz / Lesedauer: 2 min

Viele Gärten sind hübsch anzuschauen. Doch sie passen nicht ins Stadtbild. Andere wiederum sind verwildert. Studenten wollen das jetzt ändern.
Veröffentlicht:17.10.2018, 06:33

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Neustrelitz. Ausgerechnet im malerischen Zentrum der Residenzstadt sind viele Vorgärten wahrhaft scheußlich anzusehen. Das findet zumindest Caroline Rolka, Dozentin für Gartengeschichte und Denkmalpflege an der Hochschule Neubandenburg. Oft fehle der historische Zaun auf dem niedrigen Stein-Sockel. Die Bepflanzung sei geradezu verwildert. Mit ihren Studenten geht die Wissenschaftlerin daher regelmäßig durch Neustrelitz, um sich ein Gesamtbild zu machen. Das Ziel: der Entwurf einer Gestaltungssatzung. Die Gärten sollen den Stil ihrer jeweiligen Epoche widerspiegeln – und sich dennoch mit den Nachbargärten zu einem ansehnlichen Gesamtbild zusammenfügen.

Zahlreiche Baustile wechseln sich ab

Für den Studenten Jakob Breitzke keine leichte Aufgabe: „Es ist schwierig, bei der eigenen Planung nicht aus dem historischen Kontext zu fallen“, weiß der angehende Landschaftsarchitekt. Zumal sich in der Stadt zahlreiche Baustile abwechseln würden. Viele Haus- und Gartenarchitekturen würden bereits aus dem Ende des 19. Jahrhunderts stammen. Andere seien wiederum erst zu DDR-Zeiten eingerichtet worden. Auch Otto Lemke hält es für eine große Herausforderung, eigene Ideen einzubringen und sich dennoch an die Vorgaben zu halten. Das Problem: Nicht jeder Hausbau lasse sich genau zurückverfolgen. So müssten sie sich in vielen Fällen an Wahrscheinlichkeiten richten.

Aus der Stadtverwaltung hätten die Forscher allerdings fast über jedes Haus Informationen bekommen. Und das ist nicht in jeder Stadt der Fall, wissen die Studenten.

Im 19. Jahrhundert nur kleine Pflanzen gesetzt

Wertvolle Tipps zur richtigen Pflanzen-Auswahl hält Landschaftsarchitektin Daniela Kuptz auf der Begehung bereit. So seien die an nahezu jeder Ecke sprießenden Nadelbäume für eine Garten-Gestaltung des 19. Jahrhunderts völlig untypisch gewesen. Denn zu dieser Zeit wären nur kleine Pflanzen gesetzt worden, die nicht so groß wachsen, dass sie jedes Maß sprengen. Die sorgfältige Kartierung durch die Studenten ist für Kathrin Stangenberg ein wahrer Glücksfall: Die Eigentümerin saniert seit November 2016 mit großem Aufwand ein prächtiges Anwesen in der Twachtmannstraße. Auch der Garten solle bald wieder im zeitgenössischen Gewand erstrahlen. „Es ist genial, das ich nicht alles alleine planen muss“, sagt Stangenberg.

Die fertige Gestaltungssatzung werde den Eigentümern laut Rolka Anfang des nächsten Jahres als Orientierungshilfe zur Verfügung gestellt. Eine Verpflichtung zur harmonischen Garten-Gestaltung gebe es im Allgemeinen allerdings nicht. Das Projekt begrenze sich derzeit auf die Elisabethstraße, Augustastraße, Twachtmannstraße und die Carlstraße.