StartseiteRegionalNeustrelitz▶ Mirows Torhaus von 1588 wird wieder fitgespritzt

Sanierung

▶ Mirows Torhaus von 1588 wird wieder fitgespritzt

Mirow / Lesedauer: 3 min

Die Arbeiten am Bau auf der Schlossinsel sind im vollen Gange. Die Handwerker müssen mit Gefühl und mit einer Technik aus der Medizin ans Werk gehen.
Veröffentlicht:06.11.2019, 16:53

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Gezählt werden die kleinen Schläuche nicht, die Michael Nerbas derzeit in die Fassade des Mirower Torhauses steckt. Am Ende könnten es aber einige hundert werden, schätzt er ein. Nerbas ist Restaurator im Handwerk beim Atelier für Restaurierung Schloss Kaufungen. Die sächsische Firma hat die Fassadensanierung am Torhaus auf der Mirower Schlossinsel übernommen.

Den Schläuchen, die fachmännisch wie in der Medizin als Kanülen bezeichnet werden, kommt dabei eine wichtige Aufgabe zuteil. Durch sie wird Nerbas später Verfüllungsmörtel pressen und somit unzählige Hohlräume hinter der original zu erhaltenen Putzschicht schließen. Auf der Nordseite ist er bereits fertig damit. Nun arbeitet sich der Restaurator auf der Westseite von oben nach unten durch: eine Sisyphusarbeit.

Alte Putzschichten entdeckt

„Wir versuchen, vor dem Wintereinbruch natürlich noch so viel wie möglich an der Fassade zu schaffen“, sagt Jeannette Venohr, zuständige Projektleiterin beim Betrieb für Bau und Liegenschaften (BBL) MV. Der alte weiße Farbanstrich an den Außenmauern ist längst verschwunden – und das war gar nicht so einfach. Denn die ölhaltige Farbe musste mit einem Abbeizmittel entfernt werden, wobei der darunterliegende Putz nicht durch das aggressive Mittel beschädigt werden sollte. An vielen Stellen mussten die Handwerker daher bis zu drei vorsichtige Abbeiz-Durchgänge vornehmen.

Zutage befördert wurden schließlich alte Putzschichten und teils die original vorhandenen Wandbearbeitungen aus der Entstehungszeit von 1588. So sind an vielen Stellen etwa die durch Einritzungen angedeuteten Balluster zu erkennen. Als Wandmalerei haben diese bauchigen Säulen früher einmal das gesamte Torhaus umspannt. Auf zwei Rekonstruktionsflächen werde nach Abschluss der Sanierung später zu erkennen sein, wie das Säulenband, Konsolenflies und andere Elemente der Illusionsmalerei am Torhaus einmal ausgesehen haben, erklärt Vernohr. Am Nordgiebel werde zudem der Torbogen sichtbar gemacht, der einmal den Aufgang zum Wall darstellte.

Wappen bekommt einen Terrakotta-Farbton

Restauriert wird in den kommenden Wochen außerdem das Landeswappen im Sandstein über der Toreinfahrt. Zwar sind im Laufe der Zeit Schäden wie Risse und Abbrüche aufgetreten, aber angesichts des Alters sei das Wappen laut Sandstein-Restaurator in einem Top-Zustand. „Weil es so gut erhalten ist, haben wir sogar noch mal das Alter überprüfen lassen. Es stammt aber tatsächlich von 1588“, berichtet Vernohr. Das Wappen wird nach Abschluss der Arbeiten einen Terrakotta-Farbton bekommen.

Dass so eine Denkmalsanierung aber immer auch ihre Tücken hat, wissen die Verantwortlichen. Überraschend wäre es gewesen, keine unvorhersehbaren Überraschungen zu finden. Für Zeitverzug sorgten etwa die archäologischen Untersuchungen im Erdgeschoss, nachdem dort Fundamentreste des mittelalterlichen Vorgängerbaus gefunden wurden. Auch Wandanker, die die Handwerker so nicht auf dem Plan hatten und saniert werden müssen, tauchten während der Bauarbeiten auf. Ebenso galt es, in der Dach-Unterkonstruktion einiges an Ausbesserungsarbeiten vorzunehmen.

Büros für die Schlossverwaltung

Der Innenausbau ist mit Elektroinstallation, Einbau der Fußbodenheizung im Untergeschoss und der Montage der Trockenbauwände vorangeschritten. Im Erdgeschoss soll später ein Raum für die Museumspädagogik eingerichtet werden. Direkt unter dem Dach werden Büroräume für die Mirower Schlossverwaltung geschaffen.