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Mediziner-Mangel

Immer mehr Hausärzte bald reif für die Rente

Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

In Neustrelitz erreichen in den nächsten Jahren gleich mehrere Hausärzte das Ruhestands-Alter. Das Land will einer Unterversorgung entgegenwirken.
Veröffentlicht:09.08.2018, 17:11

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Vier Hausärzte im Bereich Neustrelitz erreichen in den nächsten fünf Jahren das Ruhestands-Alter. So heißt es in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der AfD an die Landesregierung. Die Zahl ist alarmierend: Denn das wäre ein Rückgang um mehr als elf Prozent. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern (KVMV) praktizieren derzeit 35 Hausärzte im Altkreis Neustrelitz. Das sind jetzt schon weniger, als die gesetzliche Bedarfsplanung zulässt.

3,5 weitere Hausarzt-Stellen können laut KVMV noch besetzt werden. „Der Hausärzte-Mangel belastet nicht nur Neustrelitz sondern auch viele andere strukturschwache Regionen“, sagt Vincent Jörres, Sprecher vom Deutschen Hausärzteverband. Denn bundesweit seien etwa ein Drittel aller Hausärzte über 60 Jahre alt.

Schon in der Ausbildung deutet sich der Notstand an

Das Nachwuchs-Problem beginne bereits bei der Ausbildung: Nur etwa zehn Prozent der angehenden Ärzte würden sich für die Allgemeinmedizin und damit für den Weg in die hausärztliche Versorgung entscheiden. Nötig seien aber mindestens 30 Prozent. Der Grund: Die Allgemeinmedizin wurde laut Jörres von zahlreichen Universitäten lange Zeit in einem zu geringen Maß unterrichtet – mitunter zu wenig wertgeschätzt.

Eine strukturelle Änderung des Medizinstudiums befinde sich seit langer Zeit in der Diskussion. Nun liege es an den Universitäten, diese auf den Weg zu bringen.

Dennoch erkennt Jörres vom Deutschen Hausärzteverband eine Trendwende: „Die Politik hat den Handlungsbedarf erkannt und versucht gegenzusteuern.“

Stipendien für Medizinstudenten

Laut der Antwort auf die Kleine Anfrage trifft Mecklenburg-Vorpommern bereits konkrete Gegenmaßnahmen: Neue Lehrstühle für Allgemeinmedizin seien geschaffen worden. Medizinstudenten würden Stipendien erhalten, wenn sie nach ihrer Ausbildung in MV praktizieren. Das Wirtschaftsministerium zahle bis 2022 eine Million Euro für die Verbesserung der medizinischen Versorgung auf dem Land.

Doch: „Neben der gezielten Förderungen unterversorgter Gebiete braucht es eine flächendeckende finanzielle Aufwertung des Hausarztberufes. Sonst verlagern wir das Problem, statt es nachhaltig zu lösen“, sagt Jörres vom Deutschen Hausärzteverband.

Außerdem brauche es eine Reform der Bedarfsplanung. Denn diese lege schließlich fest, wie viele Ärzte sich wo niederlassen können. Doch wie alt die Menschen in einer Region sind – also wie viel ärztliche Versorgung sie wirklich benötigen, werde in diesem Plan nicht hinreichend berücksichtigt.

Keine gesetzliche Altersgrenze

Dass die vier Hausärzte ihre Tätigkeit in Neustrelitz in naher Zukunft beenden, ist eine Schätzung. Denn laut Antwort der Landesregierung gibt es für freiberufliche Hausärzte keine gesetzliche Altersgrenze. Daher stützt sich die Erhebung auf die Zahl der Ärzte in Neustrelitz, die in den nächsten fünf Jahren älter als 65 sind.

In anderen Groß- und Mittelzentren der Region erreichen in Kürze noch mehr Hausärzte das Pensions-Alter. So werden in Waren laut Anfrage neun Ärzte in den nächsten fünf Jahren über 65 sein. In Neubrandenburg sieben und im Umland der Kreisstadt sogar mehr als zehn.