StartseiteRegionalNeustrelitzHat hier ein Wolf getötet, als nebenan Menschen im Zelt schliefen?

Totes Zucht-Schaf

Hat hier ein Wolf getötet, als nebenan Menschen im Zelt schliefen?

Schönhausen / Lesedauer: 3 min

Vermutlich ein Wolf hat ein für die Zucht vorgesehenes Schaf in Schönhausen getötet. Nur wenige Meter davon entfernt schliefen Freunde des Schäfers in einem Zelt.
Veröffentlicht:02.09.2020, 06:04

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Das ist ein harter Schlag ins Kontor. Ein Wolf hat am Montag eines seiner Zuchtschafe gerissen, vermutet der Schäfer Oliver Barf aus Schönhausen (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) Und der Wolf hat sich offenbar auch nicht davon abhalten lassen, dass in unmittelbarer Nähe Menschen schliefen.

„Nur wenige Meter von dem Ort des Geschehens entfernt hatten zu diesem Zeitpunkt Freunde von mir gezeltet“, sagt der Schäfer, der seit fünf Jahren seinen Milchschafhof führt. Der Wolf muss schon am Abend in der Nähe gewesen sein, vermutet Philipp Scheerer, der nur unweit der Koppel sein Zelt aufgeschlagen hatte. Die Schafe und Hunde seien schon gegen 22.30 Uhr sehr unruhig gewesen.

Blutige Entdeckung auf der Koppel am Morgen

Am frühen Morgen habe der Lärm seinen Höhepunkt erreicht, schildert Schäfer Barf. Als seine Freundin dann am Morgen die Koppel betrat, die sich auch nur rund 30 Meter vom Wohnhaus des Schäfers befindet, hat sie die blutige Entdeckung machen müssen. Von einem der Zuchtschafe war der Bauchraum aufgerissen. „Eigentlich ist das Aussehen des Tierkadavers lehrbuchreif für das Vorgehen des Wolfes“, so Barf.

Mit dem Tier wollte der Schäfer eigentlich eine Zuchtlinie weiterführen. „Das geht jetzt nicht mehr“, sagt Barf. Züchterisch handele es sich um einen großen Verlust. Zusätzlich müsse die Herden neu strukturiert werden. Kollegen würden ihm einen zusätzlichen Hund ausleihen, der eingearbeitet werden muss.

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Totes Schaf trotz Elektrozaun und Hunden

„Außerdem ziehen wir die Zuchtböcke aus der Herde ab, die von dem Wolf erfolglos angegriffen wurden. Wir befürchten, dass diese Herde nicht durchgängig gedeckt wurde und durch den Stress zusätzlich die Schafe nicht tragend geworden sind“, sagt der Schäfer.

Die Angelegenheit hätte also weitere Konsequenzen für seinen Betrieb. In der nächsten Lammzeit im Januar würden weniger Lämmer geboren und weniger Mütter gemolken werden können. Damit sei absehbar, dass das neue Jahr schwierig beginne.

„Abgesehen davon machen wir uns natürlich große Sorgen, ob wir eine artgerechte Weidehaltung in der Zukunft weiterführen können“, konstatiert Barf. Der Wolf hatte einen 1,10 Meter hohen Elektrozaun überwunden. Einen höheren Zaun zu installieren bringe aus Sicht des Schäfers nichts. Der Wolf überspringe ohne Mühe auch noch viel höhere Zäune.

Vor drei Jahren bereits ein Schaf gerissen

Es war nicht das erste Mal, dass ein Wolf auf dem Grundstück von Oliver Barf unterwegs war. „Ich habe ihn auch schon nachts im Schein der Taschenlampe auf meinem Hof gesehen“, so der Schäfer. Ein Wolf hatte vor drei Jahren schon einmal ein Schaf aus seiner Herde gerissen. Zur Herde auf dem Schönhausener Milchschafhof am Fuchsberg gehören 160 Mutterschafe und ebenso viele Lämmer. Zehn Herdenschutzhunde wachen über die Tiere.

Aus dem Schweriner Landwirtschaftsministerium bekam der Nordkurier am Dienstag den Rissvorfall vom Schönhausener Fuchsberg bestätigt. Es wurden, „wie üblich, DNA-Proben genommen“. Die Untersuchung werde voraussichtlich drei Wochen in Anspruch nehmen, kündigte Ministeriumssprecher Claus Tantzen an.