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In der Kachelofenfabrik

Der Duft der Westpakete

Neustrelitz / Lesedauer: 2 min

Zwei Filmemacherinnen haben an einem besonderen Filmprojekt gearbeitet. Das Versprechen: Im Kinosaal in Neustrelitz soll selbst die Nase der Zuschauer auf ihre Kosten kommen.
Veröffentlicht:20.02.2019, 18:14

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„Jedes Paket aus dem Westen hatte einen ganz typischen frischen, exotischen Duft“, weiß Filmemacherin Brit-Jeannette Grundel. Ob Seife, Waschmittel, Pfefferminze, Schokolade oder Kaffee – der Geruch dieser besonderen Mischung sei in der DDR einzigartig gewesen. „Bei bestimmten Düften werden wir sofort in die Vergangenheit zurückkatapultiert und haben schöne Erinnerungen“, schwelgt Grundel in ihren eigenen Erfahrungen mit Westpaketen. Leider sei dieser Geruch weitestgehend verschwunden – nur noch selten begegne er den früheren Empfängern zufällig irgendwo. Für Brit-Jeannette Grundel und Maja Stieghorst Grund genug, dem einzigartigen Westpaket-Duft einen eigenen Film zu widmen.

Fünf Jahre lang haben die Berliner Filmemacherinnen in ihrer Freizeit an dem Projekt „Der Duft des Westpakets“ gearbeitet. Das Ergebnis präsentieren die Beiden am Freitag im Kino der Alten Kachelofenfabrik in Neustrelitz. Der Clou: Ein Parfümeur aus Dresden habe den Künstlern zufolge eigens für die Vorstellung einen Duft kreiert, der dem Original-Geruch möglichst nahekommen soll – natürlich handgemacht. Während der Vorstellung könne der Zuschauer den Duft so wahrhaftig erleben, denn er werde im ganzen Kinosaal dezent versprüht.

Ein besonderer Luftballon

„Wir erzählen die Geschichte von Menschen, die Westpakete bekommen oder verschickt haben“, beschreibt Maja Stieghorst das sehr persönliche Werk. So habe eine Protagonistin im Film einmal einen Luftballon in die DDR fliegen lassen – mit der Empfängerin sei sie bis heute befreundet. Ebenso konnten die Filmemacherinnen Stimmen des ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse sowie des letzten Post-Ministers der DDR einfangen.

Auch die mitunter drakonischen Kontrollen der Pakete von den DDR-Behörden werden laut Stieghorst im Dokumentarfilm aufgegriffen. Doch: „Insgesamt ist es ein positiver Rückblick“, sagt Stieghorst. Schließlich habe das Westpaket eine Art Brücke zwischen beide Seiten geschlagen, über die die Menschen miteinander kommunizieren konnten. Noch immer würden in Deutschland große Differenzen zwischen Ost und West existieren. „Es ist wichtig, dass solche Probleme aufgehoben werden. Vielleicht können wir mit unserem Film dazu beitragen“, sagt Stieghorst.

„Der Duft des Westpakets“ läuft am 22. und 23. Februar um 20 Uhr im Kino der Alten Kachelofenfabrik in Neustrelitz. Am Freitag sind die beiden Filmemacherinnen Brit-Jeannette Grundel und Maja Stieghorst für ein Gespräch vor Ort.