StartseiteRegionalNeustrelitz▶ Bauern im Nordosten werden zu Internet-Stars

Landwirtschaft in Coronazeiten

▶ Bauern im Nordosten werden zu Internet-Stars

Seenplatte / Lesedauer: 4 min

Landwirte aus MV wollten Besuchern zeigen, wie sie ihre Produkte herstellen. Aber in Corona-Zeiten wird nichts daraus. Und nun gibt es eine neue Idee.
Veröffentlicht:21.06.2020, 10:47

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Wenn ihre Kunden nicht zu ihnen kommen, gehen sie eben zu ihren Kunden. Bauern aus Mecklenburg-Vorpommern stellen sich jetzt im Internet den Verbrauchern vor. Auf der Homepage des Bauernverbands Mecklenburg-Vorpommern sind die Filmchen zu sehen. Hintergrund ist der wegen der Corona-Pandemie abgesagte Tag des offenen Hofes.

Alternativangebot für die Neugierigen

„Keine Großveranstaltungen in diesem Sommer. Diese traurige, aber aus Sicherheitsgründen notwendige Entscheidung, musste im Frühjahr angesichts der Corona-Pandemie getroffen werden“, erklärt Verbands-Sprecherin Bettina Schipke. „Dabei hatten wir bereits mit den Vorbereitungen begonnen“, berichtet Heike Müller, Vizepräsidentin des Bauernverbands. Knapp 20 Landwirtschaftsbetriebe aus Mecklenburg-Vorpommern hätten ihre Bereitschaft signalisiert, sich in diesem Jahr an der Aktion zu beteiligen. Auch die Sponsoren und Geschäftspartner hätten in den Startlöchern gestanden. „Die Notbremse ziehen zu müssen, hat uns sehr traurig gemacht, auch wenn mit dem 30. Mai 2021 schnell ein Ersatztermin gefunden wurde.“ Ein wichtiger Aspekt beim Tag des offenen Hofes sei das Aufeinandertreffen von Verbrauchern und Erzeugern, das Anfassen von Tieren, das Bestaunen von Landmaschinen, das Erlebnis und auch der Meinungsaustausch. All dies wäre aufgrund der Maßnahmen zum Infektionsschutz kaum möglich gewesen.

Um die Wartezeit bis zum Tag des offenen Hofes 2021 zu überbrücken, gibt es nun ein Alternativangebot: die Video-Serie „Hofspaziergang“. In kurzen Filmen werden vier Landwirtschaftsbetriebe vorgestellt, die beim Tag des offenen Hofes mit von der Partie gewesen wären. „Wir möchten mit den Hofspaziergängen eine Art virtuellen Tag des offenen Hofes anbieten und in den Filmen zeigen, wie die Landwirte in ihren Betrieben arbeiten“, erklärt Heike Müller.

„Vom Stall in die Pfanne”

So besuchte ein Kamerateam des Bauernverbandes die Agp Lübesse im Landkreis Ludwigslust-Parchim. Der Betrieb vor den Toren Schwerins beschäftigt rund 100 Mitarbeiter und ist breit aufgestellt: Milchwirtschaft, Ackerbau und Geflügelmast werden hier nachhaltig betrieben. Zum Unternehmen gehört auch ein Kartoffelmarkt. Hier werden jährlich 12.400 Tonnen Kartoffeln und 4200 Tonnen Zwiebeln verpackt und an den Handel ausgeliefert. Seit drei Jahren produziert das Unternehmen auch Honig. „In diesem Jahr werden wir einen regionalen Käse auflegen“, kündigt Rainer Mönch an.

„Vom Stall in die Pfanne“ lautet das Motto des Torney-Unternehmensverbunds in Pripsleben im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, der ebenfalls vorgestellt wird. Die rund 200 Mitarbeiter sind Experten für Landwirtschaft und Fleischerei. Das Betätigungsfeld des Betriebes reicht vom Ackerbau bis zur Aufzucht und Mast von Rindern und Schweinen. In der Landfleischerei werden außerdem Fleisch- und Wurstwaren hergestellt, die in den 26 Torney-Filialen unter anderem in Neubrandenburg, Malchin und Pasewalk verkauft werden. „Die Tiere stehen bei uns auf Stroh. Dadurch sind sie sehr gesund, sauber, fühlen sich wohl und haben ein gutes Stallklima. Dementsprechend produzieren sie viel Dung, der unseren Ackerflächen zugute kommt. Wir gehen den altmodischen Weg, nutzen die Fruchtfolge und die Kreisläufe. Unsere Tiere werden nicht zum billigsten Schlachthof gefahren, sondern zum nächsten“, sagt Geschäftsführer Hans-Dieter Gabel.

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Tiere leben in großzügigen Ställen

Der Film über den Landwirtschaftsbetrieb von Ansgar Schlingmann erzählt, wie in Roggenhagen in der Mecklenburgischen Seenplatte winzige Küken zu stattlichen Bio-Puten oder Broilern heranwachsen. Die Tiere leben in großzügigen Ställen mit viel Auslauf. Namensgeber für den Broilerhof Schlingmann sind jedoch die Masthähnchen. Das Putenfleisch wird an einen Hersteller von Babynahrung geliefert. Die Broiler werden vor Ort geschlachtet und direkt vermarktet – im Hofladen und mit einem eigenen Lieferdienst, der regelmäßig rund 50 Stationen anfährt. „Die Schlingmann-Broiler haben in der Region eine große Fangemeinde“, sagt Bettina Schipke.

Schweinebäuerin mit Leib und Seele

Ein Familienbetrieb zum Anfassen steht im Mittelpunkt des vierten Films. Auf dem Landgut Liescher im Landkreis Rostock. Mitten in der Mecklenburgischen Schweiz arbeiten drei Generationen. Dabei hat jedes Familienmitglied seine Spezialstrecke. Senior-Chef Ulrich ist der Ackerbauexperte, seine Frau Annegret ist für die 3000 Legehennen verantwortlich. Tochter Ulrike Liescher ist Schweinebäuerin mit Leib und Seele. „Ich würde nichts anderes mehr machen wollen“, sagt sie. Ihre Sauen stehen nicht mehr in den umstrittenen Ferkelschutzständen, sondern bringen ihre Jungen in weichem Stroh in einer geräumigen Box zur Welt. Nach 14 Tagen wird der sogenannte Ferkelschlupf, eine Art Katzenklappe für Schweine, geöffnet, durch die die Tiere nach draußen können. Ulrike Lieschers Ehemann Ulrich kümmert sich um die Milchkühe und die Biofleischrinder. Und auch die nächste Generation steht bereits in den Startlöchern. Der 19-jährige Elia macht in diesen Tagen gerade seine Abschlussprüfung als Landwirt.

www.bauernverband-mv.de

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