StartseiteRegionalNeubrandenburgZweifel an Schuld von hingerichteter Mörderin

70 Axthiebe töten Familie

Zweifel an Schuld von hingerichteter Mörderin

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Mit 70 Axthieben wurden eine Mutter und ihre drei Kinder in Neubrandenburg niedergemetzelt. Für diesen grausamen Mord wurde vor 250 Jahren eine Frau verurteilt. Jetzt kommen daran Zweifel auf.
Veröffentlicht:26.04.2018, 06:02

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„So einen Fall hatte ich noch nicht.“ Wenn Bettina Jungklaus das sagt, will es was heißen, denn die Anthropologin hat schon rund 6000 Skelette untersucht – darunter auch rund 350 von den Ausgrabungen an der Poststraße. Aber zum ersten Mal hatte sie Mordopfer auf dem Tisch, deren Fall von der gerichtsmedizinischen Untersuchung über die Verhöre bis zum Ablauf der Hinrichtungs-Tortur für die verurteilte Mörderin bis ins Detail dokumentiert ist.

Die Untersuchung der Überreste der Familie Hoffmann – die Mutter wurde 1770 mit ihren drei Kindern ermordet – war für die Expertin etwas Besonderes, wie sie bei einem Vortrag im Regionalmuseum sagte. Da sie die Namen und das Schicksal kannte, „bewegt es einen auch“.

Kleinkind in Wiege ermordet

Zumal die Familie im Oktober 1770 mit 70 Axthieben umgebracht worden sein soll. Und viele Spuren, die der Gerichtsmediziner Dr. Hempel damals an den Körpern fand und niederschrieb, konnte Bettina Jungklaus jetzt auch an den Knochen nachvollziehen. So bestätigten sich noch 250 Jahre später viele Verletzungen und der lange Hieb, der dem achtjährigen Michael einen Zahn durchschlug.

Auch die Hiebe am Schädel der dreijährigen Tochter Anne sah sie bestätigt. Nur den erst anderthalb Jahre alten Sohn Johann, der nach den historischen Akten mit sechs Hieben in seiner Wiege ermordet wurde, konnte Bettina Jungklaus nicht mehr untersuchen, weil von ihm „nur so wenige, schlecht erhaltene Knochen übrig waren“.

Falsche Mörderin verurteilt?

Dass eine Person allein mit zwei Waffen hantiert und vier Leute mit 70 Hieben verletzt habe, hält sie für nicht sehr wahrscheinlich. „Vielleicht gab es mehrere Täter“, so Bettina Jungklaus.

Die für die Tat geräderte Christiane Götterich berichtete in ihrer ersten Vernehmung von zwei schwedischen desertierten Husaren, die sie auf dem Weg nach Neubrandenburg getroffen habe. Davon war später nicht mehr die Rede.

Warum? Das wird ein Rätsel bleiben. Historiker Peter Maubach, weiß, dass das Gericht damals „auch nicht so richtig überzeugt war“ von ihrer Schuld. Aber das Volk wollte den Mörder verurteilt sehen „und sie war geständig“.