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Corona-Regeln

Vorwürfe gegen „brutale“ Türsteher in Supermarkt

Altentreptow / Lesedauer: 3 min

Wer seinen Mund-Nasen-Schutz nicht korrekt trägt, soll von Sicherheitsleuten dazu angehalten werden. Doch in Altentreptow führte das sogar zu Handgreiflichkeiten.
Veröffentlicht:19.09.2020, 06:30

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Im Zuge der Corona-Schutzmaßnahmen hatte ein Supermarkt in Altentreptow eine Sicherheitsfirma engagiert, die am Eingang dafür sorgen soll, dass die Kunden den geforderten Mund-Nasen-Schutz tragen, wenn sie das Geschäft betreten. Schließlich gilt: Halten sich Kunden nicht an die Corona-Regeln, kann auch das Unternehmen zur Verantwortung durch das Ordnungsamt gezogen werden. „Ziel ist es zudem, auch die Kollegen zu entlasten, dass sie nicht andere Kunden auf den Mundschutz hinweisen müssen. Aber auch bei ihnen besteht die Angst vor einer Covid-19-Erkrankung“, erklärt Geschäftsinhaberin Simone Kornberger die Ausgangslage. Doch zwei Türsteher sehen sich mit Vorwürfen konfrontiert – einer von ihnen soll einen Rentner bereits im Juli brutal angegangen sein.

Massive Atemnot durch Klammergriff

Ein 71-Jähriger wollte im Markt einkaufen – doch die Situation eskalierte. Der Rentner hatte damals nach eigener Aussage seine Schutzmaske nur bis zur Nase gezogen, weil ihm Polypen Atemschwierigkeiten bereiten würden. Das hat der Türsteher aber nicht wissen können, zudem sagte der Kunde nichts dergleichen. „Ich wurde aufgefordert, die Maske hochzuziehen. Ich lehnte zwei Mal ab. Hatte aber gemerkt, so komme ich nicht in den Edeka hinein. Ich zog also die Maske über die Nasenspitze und ging in den Markt“, erzählt der Rentner.

Obwohl die Situation damit eigentlich bereinigt erschien, habe der Türsteher den Kunden gepackt und ihn im Klammergriff nach draußen befördert. Durch den festen Griff um den Oberkörper bekam der 71-Jährige massive Atemnot. Laut Markt-Chefin wurde dem Rentner damals vom Personal ein Stuhl hingestellt und schließlich ein Krankenwagen gerufen. Der Türsteher wollte sich zwar entschuldigen, erhielt vom Krankenpfleger aber kein Zutritt zum Rettungswagen.

Anzeige wegen Körperverletzung

Schließlich wurde Anzeige wegen Körperverletzung erstattet. „Dennoch gehe ich weiterhin in dem Edeka-Markt einkaufen, da sie ganz bestimmtes Hundefutter haben. Außerdem sind die Verkäufer im Gegensatz zum Türsteher sehr freundlich“, betont der angegriffene Rentner.

Ähnliches hat ein Gastronom erlebt, der, wie der Rentner, aus Angst vor Ärger anonym bleiben möchte. Er habe nicht nur von zahlreichen anderen Edeka-Kunden gehört, dass sie massiv angegangen worden sein sollen. Er habe auch seine eigenen negativen Erfahrungen machen müssen.

Markt zieht Konsequenzen aus den Vorwürfen

Im Juli passierte der erste Zwischenfall, berichtet der Gastwirt. Jedoch mit einem anderen Türsteher der Firma. Der Gastronom hatte seine Maske unter der Nasenspitze hängen. „Mir ist die Maske von der Nase gerutscht“, erklärt er dazu. „Dann schrie der Mann zu mir herüber, dass wir hier nicht im Vergnügungspark sind, sondern im Einkaufsmarkt.“ Ein paar Tage später stand der Gastronom an der Kasse, dabei rutschte ihm beim Gespräch mit einem Bekannten erneut die Maske unter die Nase. Derselbe Türsteher soll geschrien haben: „Jetzt reicht es, du hast Hausverbot.“ Dann soll er den Wirt am Arm gepackt und nach dem Bezahlen zum Ausgang gezerrt haben. Die Kassiererin äußerte dem Kunden gegenüber ihr Unverständnis über die völlig überzogene Reaktion, so der Gastronom. Auch gegen diesen Türsteher wurde Anzeige erstattet.

Die Marktleiterin bedauert und spricht davon, dass die beiden Türsteher überzogen reagiert hätten. Sie betont aber auch, dass sich die anderen Mitarbeiter stets ordnungsgemäß und freundlich verhalten haben.

Geschäftsinhaberin Simone Kornberger sagt, dass der Vertrag mit der Sicherheitsfirma Ende September ohnehin auslaufe und nicht mehr verlängert wird. „Jeder Kunde ist uns wichtig und wir möchten, dass sich jeder in unserem Markt gut und sicher fühlt. Dazu gehört in diesen Zeiten auch, dass man Rücksicht nimmt und sich an die Hygienevorschriften hält“, betont sie.