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Fahrrad-Verfolgungsjagd per App

Neues Erlebnis für die E-Bike-Fahnder

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Längst haben auch an der Seenplatte teure E-Bikes in der Gunst der Diebe normalen Fahrrädern den Rang abgelaufen. Deshalb sind deren Besitzer auch besonders sensibel und stellen sich bei der Polizei auch mal in eine lange Schlange.
Veröffentlicht:13.07.2020, 07:05

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Nicht, dass es ihnen viel ausgemacht hätte. Aber die sportlichen Beamten einer Streifenwagenbesatzung in Neubrandenburg hatten vor wenigen Tagen eine längere Wegstrecke unter die Polizeischuhe nehmen müssen – mehr, als in durchschnittlichen Schichten üblich.

Technik hilft

Schuld daran ist die moderne Technik. Die Beamten waren nur wenige Minuten nach dem Diebstahl eines 4500 Euro teuren E-Bikes von der Besitzerin alarmiert worden. Und dann mussten die Polizisten und das Diebstahlsopfer nur noch den Signalen auf dem Handy der Neubrandenburgerin folgen. Sie hatte – zum Glück – GPS-Ortung in ihr Rad einbauen lassen. Die Technik alarmiert nicht nur, wenn sich Fremde an dem Rad zu schaffen machen, sondern verrät auch haargenau, wo sich das E-Bike gerade befindet. Zwar konnte sich der Dieb in einem Wald vor den Toren Neubrandenburgs vorerst zu Fuß aus dem Staub machen, als er die Verfolger bemerkte – das Fahrrad indes geriet unbeschadet wieder in den Besitz der Radfahrerin.

Eine Premiere für Polizisten in der Region sei das gewesen, sagt eine Sprecherin der Polizeiinspektion Neubrandenburg. „So schnellen Erfolg, der eingebauter Ortungstechnik zu verdanken ist, gab es bisher bei der Fahndung nach einem gestohlenen Rad noch nie“, so die Auskunft.

Zahl der Diebstähle steigt schon seit Jahren an

Keine Frage, dass sich die Polizei so raffinierte Vorrichtungen in und an möglichst vielen Fahrrädern wünscht. Denn der anhaltende Klau von Fahrrädern in der Region lässt nicht nach. Allein in den ersten sechs Monaten des Jahres wurde bei der Polizei das spurlose Verschwinden von mehr als 150 Fahrrädern im Landkreis Seenplatte angezeigt worden. Nichts völlig Neues – der Trend zeigt seit Jahren nach oben. Gerade im Sommer kommt mit den Fahrrad-Touristen begehrte Beute in die Region.

Neu allerdings, sorgt man sich bei der Polizei: Der Anteil teurer E-Bikes nimmt unter den Diebstählen immer mehr zu. Bei von der Polizei angebotenen Sicherungsmaßnahmen allerdings auch. Unter den 250 Rädern, die in der vergangenen Woche von Polizeibeamten in Neubrandenburg, Röbel und Demmin codiert wurden, seien mehr als 60 Prozent E-Bikes gewesen, heißt es. Die Nachfrage steigt weiter, deshalb soll nachgelegt werden: Am 15. und 16. Juli können Räder in Malchin und auch wieder in Neubrandenburg gekennzeichnet und von der Polizei registriert werden. Lange Schlangen sind auch dann wieder zu erwarten.

Sichere „Parkplätze” fehlen

Die Aktion, um gestohlene Räder irgendwann nach dem Fund wieder den eigentlichen Besitzern zuordnen zu können, kostet nichts – im Gegensatz zur Installation wertvoller Ortungstechnik. Rund 150 Euro müssten dafür schon hingeblättert werden, verraten diverse Angebote aus dem Internet. Dazu noch, denn GPS-Technik befreit nicht vor dem Anschließen, die Kosten für ein gutes Schloss. Auch das ist kaum unter 60 Euro zu haben.

Bei der Polizei teilt man die Sorge und die Angst potenzieller Diebstahlsopfer. Allerdings können auch die Ordnungshüter keine Empfehlungen abgeben, wie teure Räder hundertprozentig gesichert werden können. „Machen Sie es den Dieben so schwer wie möglich“, heißt es im Wissen um die große Gefahr, die teuren Zweirädern in den größeren Städten der Region und selbst in deren Umfeld drohen. Es fehle, seufzen viele Radfahrer nicht nur in Neubrandenburg, an sicheren Unterstellmöglichkeiten in den Innenstädten. Dem eher zynisch gemeinten Ratschlag einiger Betroffener, doch nur noch vor dem Neubrandenburger Polizeihauptrevier die Räder abzustellen, kann sich die Polizei auch nur bedingt anschließen. Denn so viel Platz, heißt es dort, sei an der Stelle auch nicht vorhanden.