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SEK-Einsatz bei Neubrandenburg

▶ Terrorverdächtiger Soldat bleibt auf freiem Fuß

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Der wegen Planung eines möglichen Terroranschlags verdächtige Bundeswehr-Soldat aus Sponholz bei Neubrandenburg bleibt auf freiem Fuß, wurde aber vom Dienst freigestellt.
Veröffentlicht:15.09.2020, 18:12

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Der wegen Planung eines möglichen Terroranschlags verdächtige Neubrandenburger Bundeswehr-Soldat bleibt auf freiem Fuß. Das sagte am Dienstag der Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Rostock, Oberstaatsanwalt Harald Nowack, dem Nordkurier. Er betonte wiederholt die Unschuldsvermutung. Der 40-jährige Deutsche verhalte sich kooperativ, schweige aber bislang zu dem Vorwurf der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat.

Soldat vom Dienst freigestellt

Nach der Durchsuchung wegen Extremismusverdachts ist der Verdächtige zunächst vom Dienst freigestellt worden. Vor Einleitung disziplinarischer Maßnahmen sei zunächst das Ergebnis der Ermittlungen abzuwarten, sagte am Dienstag ein Sprecher der Panzergrenadierbrigade 41 „Vorpommern”, welche in Neubrandenburg ihren Stab hat und in deren Tollense-Kaserne der betroffene 40-Jährige seinen Dienst tut. Er soll zur Dienstgradgruppe der Unteroffizier gehören.

Die Drohungen des Mannes richteten sich offenbar gegen Einzelpersonen aus Sicherheitsbehörden. Eine Gefahr für die breite Bevölkerung schloss die Staatsanwaltschaft trotz des Großeinsatzes mit maskierten SEK-Beamten, Sprengstoffexperten und Suchhunden. Es sei nun Gegenstand der Ermittlungen, ob es sich um „vollmundige Geschichten” gehandelt habe oder ob die Androhungen auch „mit Inhalt gefüllt” seien.

Mitglied beim KSK?

Nach Nordkurier-Informationen errang der Mann als Kampfsportler nationale bis internationale Titel, kämpfte mehrfach bei der Neubrandenburger Fightnight und gab Übungseinheiten beim „First Fight Team”, einem Neubrandenburger Kampfsportverein.

Rund 70 Beamte hatten am Montag ein Anwesen des Mannes in Sponholz bei Neubrandenburg durchsucht. Ausgangpunkt für die Aktion waren umfangreiche Ermittlungen des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) in enger Kooperation mit dem Verfassungsschutz und Strafverfolgungsbehörden.

Als Verdachtsfall stuft der MAD Soldaten ein, gegen die entweder eigene Erkenntnisse vorliegen oder die von Kameraden wegen einer extremistischen Haltung gemeldet worden sind. Wenn die Ermittlungen des Geheimdienstes den Verdacht bestätigt, prüft die Bundeswehr die Verhängung von Disziplinarmaßnahmen gegen die Soldaten. Dies kann bis zum Ausschluss aus der Truppe führen.

Nordkreuz-Mitglieder beim Reservistenverband M-V

In den vergangenen Jahren hatte es auch in Mecklenburg-Vorpommern immer wieder Hinweise auf Kontakte von Sicherheitskräften aus Polizei und Bundeswehr in die rechte Szene gegeben. Im Zuge strafrechtlicher Ermittlungen gegen die Prepper-Gruppe „Nordkreuz” war bekannt geworden, dass führende Köpfe der Gruppierung dem Reservistenverband in Mecklenburg-Vorpommern angehörten. Gegen zwei dieser Männer ermittelt die Bundesanwaltschaft wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat.

Ein ehemaliges SEK-Mitglied, das ebenfalls zur „Nordkreuz”-Gruppierung gehört und ein illegales Munitionslager angelegt haben soll, wurde bereits wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz verurteilt. Anhänger der Prepper-Szene bereiten sich mit dem Horten von Vorräten auf einen Katastrophenfall, den „Tag X”, vor. Zum Teil legen sie auch illegale Waffenlager an und führen – wie im Fall „Nordkreuz” – Listen mit den Namen politischer Gegner.

Keine Todesliste gefunden

Die Rostocker Staatsanwaltschaft wies indes kursierende Gerüchte zurück, dass der verdächtige 40-Jährige in Kontakt zu „Nordkreuz” stehe oder es bei der Durchsuchung um sogenannte Todeslisten gegangen sei. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Mann allein gehandelt hat.