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So gelingen Familienbesuche im Pflegeheim trotz Corona-Krise

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

In einer Pflegeeinrichtung in Neubrandenburg wird ein Zaun zum Treffpunkt von Familien. Hier gibt es Familienzusammenführungen, die zu Tränen rühren.
Veröffentlicht:09.05.2020, 06:03

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Else Dumröse schaut noch etwas ungläubig. Sie trägt eine Jacke, hat sich bei Christine Bodmann eingehakt. Die Koordinatorin im Bereich Pflege trägt einen Mundschutz. Die Sonne blinzelt durch die Wolken. Dem Duo gegenüber stehen Wolfgang Dumröse und seine Frau Sabine – mit gut zwei Meter Abstand. Ein kleiner Zaun macht den Abstand deutlich. Doch gleichzeitig schafft er die größte Verbindung, die Angehörige und Bewohner von Pflegeeinrichtungen in diesen Tagen haben können. Else Dumröse hat ihren Sohn seit Wochen nicht mehr vor sich stehen sehen.

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Die gebürtige Burg Stargarderin ist 88 Jahre alt und lebt seit anderthalb Jahren im städtischen Pflegeheim, das zur Neubrandenburger Wohnungsgesellschaft (Neuwoges) gehört, im Neubrandenburger Osten. Die betagte Frau gehört zu insgesamt 175 Bewohnern, die in diesen Zeiten keinen Besuch empfangen dürfen. Im Zuge der Verordnungen zur Eindämmung des Coronavirus waren Pflege- und Seniorenheime Mitte März konsequent für den Besucherverkehr geschlossen worden. Ältere Leute gelten als Risikopatienten und werden isoliert.

Alles Engagement der Pflegenden kann die Familie nicht ersetzen

Medizinisch mag dies alternativlos sein. Menschlich betrachtet scheint es für viele Bewohner doch eine Herausforderung zu sein. „Einige verstehen das gar nicht und fragen auch immer wieder nach“, sagt Christine Bodmann. Somit bleibt den Bewohnern der Kontakt zum Pflegepersonal. „Wir machen so viele Angebote“, so die Bereichskoordinatorin. Diese würden auch rege genutzt.

Allein, die Familie kann letztlich nicht ersetzt werden. „Seit Ostern haben wir die Videotelefonie im Angebot“, sagt sie. Mit dem Tablet geht es zu den Bewohnern, die dann ihre Lieben übers Internet sehen können. „Das ist vor allem bei bettlägerigen Bewohnern ein gute Sache“, sagt sie. Und auch ein Späßchen darf erlaubt sein: Kürzlich buken die Bewohner Muffins, auch Else Dumröse. „Ich habe sie auch gesehen, aber keinen abbekommen“, so Wolfgang Dumröse, der übers Videotelefonieren quasi hautnah dabei war.

Bewohner werden auf Anmeldung raus gebracht

Die Idee der Zaungäste wiederum habe sich nach und nach entwickelt, erklärt Einrichtungsleiterin Anke Saadan. Die Gegebenheiten des Grundstücks seien ideal. An den Grundstücksgrenzen gibt es einen Zaun, der zwar abgrenzt, aber doch so niedrig ist, dass ein Gespräch über den Zaun zweifelslos möglich ist. Ein liebes Wort, ein freundlicher Blick, ein kleines Lächeln.

Angehörige wie die Dumröses melden ihren Besuch vorher an und das Pflegepersonal bringt die Bewohner raus. So wird der Zaun zum Treffpunkt. „Da fließen dann auch die Tränen“, so Christine Bodmann.

Solange das Besuchsverbot anhält und das Wetter mitspielt, wird es sicher noch zahlreiches Zaungeflüster geben – zur Freude aller Beteiligten. Immerhin sollen Mitte der kommenden Woche die ersten Lockerungen im Bezug auf Besucher in Pflege- und Seniorenheimen realisiert werden.