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Coronakrise

Neubrandenburgs größtes Hotel ist pleite

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Wegen der Coronakrise dürfen vorerst keine Gäste mehr beherbergt werden. Dem „Hotel am Ring” drohte damit die Zahlungsunfähigkeit. Die Betreiber zogen nun die Reißleine.
Veröffentlicht:25.03.2020, 16:32

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Aufgrund der Auswirkungen der Coronakrise haben die Betreiber des Neubrandenburger „Hotel am Ring” Insolvenz angemeldet. Die Geschäftsführer der Hotel Am Ring GmbH, Elfrun Scheller und Diemo Tam, haben am Dienstag einen entsprechenden Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens „über das eigene Vermögen“ beim Amtsgericht Neubrandenburg eingereicht. Die Sprecherin des Neubrandenburger Amtsgerichts, Petra Hoeveler, bestätigte dem Nordkurier am Mittwoch auf Anfrage den Eingang des Insolvenzantrags.

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70 Mitarbeiter und 10 Auszubildende von der Insolvenz betroffen

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestimmte das Amtsgericht den Potsdamer Rechtsanwalt Christian Graf Brockdorff. Der Experte für Insolvenzrecht sagte im Gespräch mit dem Nordkurier, „das Unternehmen drohte aufgrund der Coronakrise, zahlungsunfähig zu werden.” Daher habe sich die Geschäftsleitung entschieden, den Insolvenzantrag zu stellen.

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Betroffen davon sind nach den Worten des Juristen 70 Mitarbeiter sowie 10 Auszubildende. Der vorläufige Insolvenzverwalter will für sie bei der Bundesagentur für Arbeit einen Antrag auf Vorfinanzierung des Insolvenzüberbrückungsgeldes stellen. Er ist zuversichtlich, dass diese Maßnahme zur Fortzahlung der Gehälter bewilligt wird. Diese läuft für drei Monate. Genügend Masse – also finanzielle Mittel – für die Eröffnung des Insolvenzverfahrens ist nach Einschätzung des Rechtsanwalts vorhanden.

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Hotelbetrieb wird aufrechterhalten

Der Betrieb des Hotels werde „weiter eingeschränkt” aufrechterhalten, hob Christian Graf Brockdorff ausdrücklich hervor. Er hofft, dass für den Fall einer Aufhebung der Coronaschutzmaßnahmen bis zum Ostergeschäft wieder eine finanzielle Entspannung eintritt. Auch die Versorgung des Pflegeheims, das sich in dem Komplex am Friedrich-Engels-Ring befinde, sei sichergestellt. Die Bundeswehr könne die von ihr gemieteten Räumlichkeiten ebenfalls vorerst weiter nutzen.

Der vorläufige Insolvenzverwalter befürchtet allerdings, dass der Insolvenzantrag der Hotel Am Ring GmbH als Folge der Coronakrise erst der Anfang ist. „Das wird kein Einzelfall bleiben, die ganze Beherbergungsbranche steckt in einer tiefen Krise.”

Neuer Besitzer forderte höhere Pacht

Das Hotel Am Ring mit seinen 141 Zimmern ist das größte Hotel Neubrandenburgs. Es befindet sich in bester Citylage unweit vom Rathaus direkt am Friedrich-Engels-Ring und an der mittelalterlichen Wallanlage der Vier-Tore-Stadt. Das Hotel umfasst auch das Restaurant „Das Krauthöfer”. Beide Einrichtungen werden gerne für Tagungen oder andere Veranstaltungen genutzt, so etwa die beliebte Kunstauktion.

Der Hotelkomplex hatte allerdings kürzlich den Besitzer gewechselt. Das Betreiberduo Elfrun Scheller und Diemo Tam sah sich in der Folge während des noch bis Ende 2021 laufenden Mietvertrages mit deutlich höheren Pachtforderungen konfrontiert. Trotzdem hatte die Hotelchefin angekündigt, nachverhandeln und das Hotel auch weiter betreiben zu wollen. Elfrun Scheller und ihre Familie hatten jüngst das Badehaus am See gekauft.