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Demminer Straße

Neubrandenburg diskutiert über neuen Namen für Brücke

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Bei vielen Neubrandenburgern stößt der Namens-Vorschlag ihres Oberbürgermeisters Silvio Witt für die neue Brücke in der Demminer Straße auf Skepsis. Hier kommen sie zu Wort und haben einige Alternativen parat.
Veröffentlicht:17.03.2019, 19:10

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Die Neubrandenburger CDU weiß nicht so recht. Soll sie nun den Vorschlag des Oberbürgermeisters gutheißen, der dazu anregt, die Eisenbahnbrücke in der Demminer Straße künftig „Brücke der friedlichen Revolution von 1989“ zu nennen?

Stephan Bunge jedenfalls, der CDU-Vize-Stadtverbandsvorsitzende, redet ein bisschen um den heißen Brei herum: „Vor dem Hintergrund des 30. Jahrestages der friedlichen Revolution ist es an der Zeit, dass wir auch in unserer Stadt an diese Ereignisse in angemessener Weise erinnern. Wir freuen uns, dass der Oberbürgermeister eine längst überfällige Debatte angestoßen hat. Wir begrüßen ausdrücklich den Gedanken der Umbenennung eines ausgewählten Ortes in unserer Stadt. Ob es nun eine verkehrsreiche Brücke, ein zentraler Platz oder ein stadtbildprägender Straßenzug ist, wie kurz oder wie lang der Name dann sein wird – an dieser Stelle wollen wir der Diskussion nicht vorgreifen“, so Bunge.

Sein Parteifreund Hans-Joachim Schwanke, Mitglied der CDU-Fraktion in der Stadtvertretung, hatte da schon Klartext gesprochen: „Die Brücke hat doch überhaupt keinen Bezug zu den Ereignissen von damals“, schimpfte der Malermeister. Außerdem sei der Name viel zu lang und zu sperrig, so rede doch kein Mensch. „Niemand“, prophezeite Schwanke, „wird die Brücke je so nennen“.

Idee von OB Silvio Witt

Nachdem der Nordkurier über den Vorschlag von Neubrandenburgs Oberbürgermeisters Silvio Witt berichtet hat, haben sich schon zahlreiche Leser mit ihren Wortmeldungen an der Diskussion beteiligt.

Vorweg genommen: Bei den meisten kommt die Idee des Oberbürgermeisters nicht gut an. „Was hat die Brücke mit der Revolution 1989 gemeinsam?“, fragt Siegfried Schümann? Es seien die Trümmer-Frauen und die fleißigen Bauarbeiter gewesen, die nach dem unsinnigen Zweiten Weltkrieg die Stadt wieder aufgebaut haben. Die Brücke habe nichts mit der Wende 89 im historischen Sinn zu tun, schreibt er weiter.

Kurz und bündig macht es Holger Münch: „Der alte Name 10. Jahrestag ist Quatsch, und Brücke der friedlichen Revolution von 1989 zu lang. Vielleicht könnten wir sie Wendebrücke nennen“.

Ausführlicher hat sich Manfred Tepper zu Wort gemeldet: „Es ist legitim, dass unser Oberbürgermeister den Neubrandenburgern so einen Vorschlag unterbreitet. Dass die Bewohner zur Namensgebung aufgefordert werden, zeugt von Identität zur Heimatstadt und dass über die Stadt und ihre Ereignisse gesprochen wird. Es scheint aber auch Mode zu sein, dass Straßen, Plätze und Objekte Namen bekommen, ob sie wollen oder nicht. Es werden Plätze zu neuen Mitten ernannt, obwohl sie von der Mitte weit entfernt sind, man nennt eine Ortsumgehung Ortsumgehung, obwohl sie mitten durch den Ort verläuft“.

Da müsse ja aufgepasst werden, schreibt unser Leser weiter, dass unser neu erfundener Ortszusatzname „Viertorestadt“, nicht in „Stadt der vielen Tore“ umbenannt werde. Einem Bauwerk wie der „Brücke 10. Jahrestag“ einen neuen Namen zu geben, das schon über Jahrzehnte diesen Namen trage, sei schwer den Bürger zu vermitteln. „Auch wenn in diesem Namen an Vorgänge in der DDR erinnert wird, sollte dieser Name behalten werden, auch wenn von der ursprünglichen Brücke nichts mehr übrig ist“, schreibt er weiter.

Rathausvorplatz oder Marktplatz umbenennen

Probleme mit dem Namen, nicht aber mit der Umbenennung des Bauwerks hat Hans-Joachim Nehring: „Der vom OB Silvio Witt vorgeschlagene Name Brücke der friedlichen Revolution von 1989 ist zwar gut gemeint, aber der Name ist viel zu sperrig“, so der Leser. Er plädiere, heißt es weiter, für „Freiheitsbrücke 1989“ oder „Brücke der Freiheit 1989“.

„Jeder Bürger versteht sehr wohl diese Botschaft. Wir haben gemeinsam das SED-Regime gestürzt und die Reise-und Pressefreiheit errungen. Nehring macht noch einen Vorschlag: Besser wäre allerdings, schreibt der Neubrandenburger, zum 30. Jahrestag den Marktplatzes in „Platz der Freiheit 1989“ umzubenennen. Ähnliches schlägt auch Manfred Tepper vor: „Im Zuge der Sanierung des Rathauses und der zu erwartenden Neugestaltung des Rathausvorplatzes sollte dieser Platz an die friedliche Revolution erinnern“.

Warum Brücke nicht Speicherbogen nennen?

Der Neubrandenburger Rainer Sinowzik hat sich ebenfalls zu Wort gemeldet und meint: „Langsam wird die Namensdiskussion in Neubrandenburg lächerlich und peinlich obendrein. Es ist doch immer wieder erstaunlich, welche Bezüge in unserer Stadt zu Personen, Bauwerken, Ereignissen und ähnlichen Dingen geschaffen werden. Denn die Brücke 10. Jahrestag mit der Wende in Verbindung zu bringen, ist grotesk.

Warum nennt man sie nicht einfach Brücke Speicherbogen? Das beschreibt die Örtlichkeit und das Aussehen gleichermaßen und ist nach meiner Ansicht verständlich. Übrigens auch für ein Navi. Und wenn man die Wende 1989 würdigen will, dann sollte man tatsächlich über einen Ort im Stadtzentrum nachdenken, an dem die damaligen Ereignisse emotional wahrzunehmen waren“.

In der letzten Stadtvertretersitzung vor den Kommunalwahlen am 16. Mai sollen die Stadtvertreter über die Namensgebung befinden.