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Bürgerforum zur Stadtentwicklung

Naturparadies trifft Industriegelände

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Diese Nachbarschaft weckt Wünsche beim Bürgerforum zur Zukunft des Stargarder Bruchs und des RWN-Geländes.
Veröffentlicht:09.05.2019, 19:15

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Welche Schlagzeile hätten Sie denn gern im Jahre 2030? Unter all den Neubrandenburgern, die sich am gut besuchten Bürgerforum über die Zukunft des Stargarder Bruchs und des RWN-Geländes beteiligten, gab es da klare Mehrheiten: Frischluft-Oasen mit Wanderwegen waren einer der Favoriten, ein anderer: Wohnbebauung in der industriell geprägten Nachbarschaft.

Kaum eine „Ecke“ Neubrandenburgs ist so gegensätzlich wie dieses Stück Südstadt in bester Lage, am See und doch zentrumsnah: Gleich hinterm Gätenbach das Stargarder Bruch mit 60 Hektar Grünland voller geschützter Biotope, unmittelbar angrenzend dann das (teils denkmalgeschützte) Hallen-Ensemble des einstigen Reparaturwerks, das heute durch vielerlei Gewerbe geprägt ist.

Welche Nutzung hier sinnvoll ist, welche Art Bedarf womöglich neue Entwicklungen anstoßen könnte – in diese Fragen bei der Gestaltung eines neuen Flächennutzungsplans für Neubrandenburg sollen sich die Bürger einbezogen fühlen. Und die Ermutigung zum Mitreden wird immer lebhafter angenommen, wie das dritte einer ganzen Reihe von Bürgerforen zeigt.

Wunsch nach Wohnbebauung

Das Stargarder Bruch ist dabei in seinem Schutzstatus weitgehend unantastbar – auch wenn unangenehm auffällt, dass Flächen nahe dem Bolzplatz zum Parken missbraucht werden; auch wenn die Frage aufgeworfen wird, ob die Stadt es sich in Zeiten großer Nachfrage leisten könne, eine Fläche in solcher Top-Lage unentwickelt zu lassen. Doch sowohl Gewässer- und Artenschutz als auch die Mehrheit der Disputanten stehen Wohnungsbau-Wünschen entgegen. Wege und Bänke jedoch werden gewünscht, vielleicht Stege zur Überbrückung der Überschwemmungsgebiete.

Beim RWN-Gelände wird der Wunsch nach Wohnbebauung umso stärker. Unvereinbar mit einem Gewerbestandort für rund 1500 Beschäftigte? Produzierenden Betrieben aber könne die attraktive Lage doch egal sein, bringt ein Besucher alternative, leer stehende Gewerbeflächen im Industriegebiet Ihlenfelder Straße ins Spiel. Andere verweisen auf gelungene Mischnutzung wie am Alten Schlachthof oder erinnern an die Idee gläserner Manufakturen in den einstigen Reparaturhallen. Entstanden sind dort neben diversen Unternehmen schließlich auch schon außergewöhnliche Kunst-Orte.

Serie der Bürgerforen wird fortgesetzt

Ein künftiger Wohnstandort solle aber gemeinwohlorientiert und erschwinglich sein, so der Wunsch der Befürworter: Ein eingezäuntes Luxus-Wohngebiet sei nicht im Sinne der Bürger. Außer Frage steht, dass eine umfassende Nutzung des Gebiets auch eine Erschließung für den Personennahverkehr erfordert. Erwünscht ist zudem ein verbindender Charakter entlang des Tollensesees, vom Kulturpark über Stargarder Bruch und RWN-Gelände bis hin zum Augustabad.

Moderne Belebung solle aber auch die Historie des Reparaturwerks und der Torpedoversuchsanstalt erlebbar lassen, so die Besucher des Forums. Architekt Torsten Viebke, einer der heutigen Investoren, kündigt für die zweite Junihälfte eine Ausstellung von Fotos und Erinnerungen einstiger RWN-Akteure an.

Die Serie der Bürgerforen für den künftigen Flächennutzungsplan wird am 14. Mai fortgesetzt. In der Regionalen Schule Am Lindetal geht es dann um die Entwicklung der Oststadt-Mitte und am 23. Mai im Albert-Einstein-Gymnasium um die Frage „Wie viel Naherholung braucht die Stadt?“ Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 17 Uhr.