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Flüchtlingsheim

Landkreis trifft Vorsorge für Quarantäne-Ernstfall

Altentreptow / Lesedauer: 3 min

In der Gemeinschaftsunterkunft im einstigen Kleiderwerk in Altentreptow sind 92 Migranten aus 15 Ländern gemeldet. Jetzt wurde im Haus 2 Bewegung sichtbar. Kommen neue Flüchtlinge nach Altentreptow?
Veröffentlicht:27.04.2020, 07:07

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Es ist alles ruhig, jeder bemüht sich, mit dieser Ausnahmesituation so weit es irgend geht, klarzukommen, beschreibt Irimie Pencov die Situation in allen Einrichtungen, in denen im Landkreis Migranten leben. „Fast täglich erklären die Mitarbeiter, was es bedeutet, mit dem Coronavirus zu leben und sich entsprechend zu verhalten“, sagt der Leiter der Altentreptower Gemeinschaftsunterkunft, die im einstigen Amt für Landwirtschaft eingerichtet wurde. Er ist auch der Chef der beiden Einrichtungen in Neubrandenburg und in Jürgenstorf. In allen vier leben rund 600 Migranten. Keine ist ausgelastet und nicht mal in der Nähe der möglichen Kapazitätsgrenze.

Flüchtlinge kommen aus 15 verschiedenen Ländern

80 Frauen, Männer, Jugendliche und 12 Kinder sind in Altentreptow gemeldet, doch 50 sind nur da. Der Rest sei unterwegs, arbeite oder besuche Verwandte oder Freunde. Bei einigen wenigen wisse er gar nicht, wo sie sich aufhielten. Das Haus bietet Platz für 147 Frauen und Männer. „Festhalten können wir niemanden. Dennoch führen wir Listen, in denen wir zu erfassen versuchen, wer wann wo und bei wem war“, sagt Pencov. So bemühen sich die Mitarbeiter bei Infizierungen mit dem Coronavirus die Ansteckungsketten verfolgen zu können. Bislang sei das aber noch nicht nötig gewesen. In keiner der Einrichtungen, die die Malteser im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte betreiben, gebe es einen Fall von Ansteckung mit dem aggressiven Virus.

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Der Malteser Hilfsdienst ist eine katholische Hilfsorganisation. Die Flüchtlinge, sie kommen aus 15 verschiedenen Ländern, unter anderem aus dem Iran und Irak, aus Sierra Leone, Somalia, der Ukraine, aus Mauretanien, Georgien und Syrien, würden persönlich im Umgang mit der Pandemie belehrt. Das geschehe verbal, aber auch mit anderen Mittel wie dem Anbringen von Piktogrammen.

Schnelle Isolation im Falle einer Infektion

Dennoch hat der Landkreis, dem die Einrichtungen gehören, dieser Tage Vorsorge getroffen. Er hat das zweite Haus direkt neben der Gemeinschaftsunterkunft in Altentreptow so hergerichtet, dass im Falle einer Ansteckung mit dem Virus Betroffene schnell isoliert werden können.

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„Hier könnten die Betroffenen im Falle einer Infektion vorübergehend wohnen. Bisher ist jedoch noch kein Asylbewerber im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte positiv auf das Corona-Virus getestet worden“, heißt es aus der Pressestelle des Landkreises auf entsprechende Nordkurier-Nachfrage. Es würden also keine weiteren Migranten erwartet. Im Gegenteil, laut Pencov herrsche zurzeit ein Umverteilungsstopp.

Fahrräder sind gern gesehene Spenden

Zwei Mitarbeiter kümmern sich mit einem Hausmeister um die Migranten. Demnächst soll noch ein weiteres Teammitglied die Arbeit aufnehmen, informiert der Leiter. Seit der Landkreis im vergangenen Jahr im Herbst den Internetzugang erleichtert hat, sind Migranten kaum noch auf dem Marktplatz bei Telefonieren mit ihren Familien und Bekannten anzutreffen. Der Zugang sei nicht kostenlos, aber doch recht preiswert.

Über mehr Möglichkeiten der Mobilität auf den Straßen würden sich Migranten auch freuen. „Wir haben zwei Fahrräder geschenkt bekommen, die sehr von ihnen gern genutzt werden“, sagt Pencov. Wenn also Leute über Drahtesel verfügen, die nicht mehr gebraucht werden, aber noch funktionstüchtig sind, so könnten sie die gern den Bewohnern der Gemeinschaftsunterkunft zur Verfügung stellen. Die würden viel stärker benötigt als Kleidung oder Spielzeug für Kinder. An Letzterem besteht kein Bedarf.