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Mord-Prozess

Jetzt spricht Leonies leiblicher Vater

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Es dürfte einer der emotionalsten Momente im Mord-Prozess um den Tod der kleinen Leonie sein: Am Dienstag tritt der leibliche Vater in den Zeugenstand.
Veröffentlicht:28.10.2019, 14:38

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Seit mehr als vier Wochen sitzen sich David H. und Oliver E. im Landgericht Neubrandenburg gegenüber – nur wenige Meter trennen den des Mordes durch Unterlassen angeklagten Stiefvater und den als Nebenkläger auftretenden leiblichen Vaters. Zu Beginn der Verhandlungen Ende September gab es zwischen den ehemals besten Kumpels heftige verbale Attacken, erst nachdem der Vorsitzende Richter Jochen Unterlöhner die beiden Protagonisten deutlich ermahnt und mit einem Verweis aus dem Gerichtssaal gedroht hatte, halten sich David H. und Oliver E. zurück.

Am Dienstag aber darf sich zumindest der leibliche Vater des am 12. Januar 2019 getöteten sechsjährigen Mädchens Schmerz und Leid von der Seele reden: Oliver E. wird ab 9.30 Uhr in öffentlicher Verhandlung als Zeuge vernommen. David H. soll Leonie und auch deren kleinen Bruder Noah-Joel über Monate schwer misshandelt haben – Leonie starb, so die Anklage der Staatsanwaltschaft, an den erlittenen Verletzungen.

Über Jahre waren David H. und Oliver E. eng verbunden, sie arbeiteten gemeinsam in der Gastronomie, zogen um die Häuser, verbrachten viel Zeit miteinander. Das freundschaftliche Verhältnis aber war abrupt zu Ende, als der Mordangeklagte dem leiblichen Vaters Leonie die Partnerin ausspannte. Zu Beginn des Jahres 2018 trennten sich Oliver E. und Janine Z., anschließend zog David H. mit Janine Z. zusammen. Leonie und Noah-Joel, die beiden gemeinsamen Kinder aus der Beziehung von Oliver E. und Janine Z., gingen mit ihrer Mutter mit. Oliver E. blieb allein zurück. Und verlor wenige Monate später seine Tochter – wahrscheinlich durch am Ende tödliche Misshandlungen von Seiten des Stiefvaters. Seit dem Tod Leonies lebt der mittlerweile dreijährige Noah-Joel wieder bei seinem leiblichen Vater.

Janine Z. dagegen ist seit den grausamen Geschehnissen in der Torgelower Wohnung der Patchwork-Familie in einer betreuten Einrichtung untergebracht – gemeinsam mit dem einjährigen Jonathan, der aus der Beziehung mit David H. stammt. Gegen Janine Z. läuft parallel zum Mord-Prozess ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung.

Offen ist bisher noch, wann der Mordangeklagte David H. selbst eine Erklärung vor Gericht abgeben wird. Ursprünglich war diese Erklärung bereits für Ende Oktober von seinen Anwälten angekündigt worden. Doch durch die viel Zeit in Anspruch nehmende nicht öffentliche Vernehmung der psychisch stark angeschlagenen Janine Z. hatten die Anwälte von David H. anschließend avisiert, dass David H. sich wohl erst im November äußern werde.