StartseiteRegionalNeubrandenburgIst wieder ein Brandstifter in Neubrandenburg unterwegs?

Laube abgebrannt

Ist wieder ein Brandstifter in Neubrandenburg unterwegs?

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

In Neubrandenburgs Norden hat ein Feuerteufel einen Garten heimgesucht und dort gezündelt. Dabei herrschte jetzt längere Zeit in den Vereinen Ruhe vor den Flammen.
Veröffentlicht:18.02.2020, 06:28

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Das „Hauptgebäude“ ist in Mitleidenschaft gezogen, aber gerettet. Doch der Anbau der Laube mitten in dem hoch gelegenen Kleingartenverein „Eschenhof“ am Datzeberg brannte bis auf die Grundmauern nieder. Der schnelle Einsatz der Neubrandenburger Berufsfeuerwehr hat in der Nacht zu Montag noch Schlimmeres verhindert. Den Kameraden gelang es, das Feuer zu löschen – auch weil ein Zeuge Gott sei Dank die Flammen rechtzeitig bemerkte und Feuerwehr und Polizei alarmierte. Die Kripo ist sich schon wenige Stunden nach dem Feuer ziemlich sicher gewesen, dass hier jemand absichtlich Feuer gelegt hat. Eine technische Ursache für den Brand konnte ausgeschlossen werden.

Bernd Neumann ist der Vorsitzende des Gartenvereins und schon zu früher Stunde am Tatort und hat sich Unterstützung mitgebracht. Zu zweit räumen sie an der Brandstelle noch einiges auf und bangen. Hoffentlich bleibe das eine einmalige Angelegenheit, heißt es. Zu gut ist allen Neubrandenburger Kleingartenpächtern noch die Serie von Brandstiftungen im Gedächtnis, als in den ersten Wochen des vergangenen Jahres acht Brände in leer stehenden und verwahrlosten Gärten am Reitbahnsee ausbrachen. Bis heute konnte dafür niemand zur Verantwortung gezogen werden – obwohl die Polizei die Gegend seinerzeit ganz besonders unter die Lupe nahm.

Aber genau diese Gemeinsamkeit eint den jüngste Neubrandenburger Laubenbrand mit den vorsätzlich gelegten Feuern vor einem Jahr: Immer brannte es in leer stehenden oder bereits völlig verwahrlosten ehemaligen Kleingärten. Denn auch der Garten im Eschenhofer Verein war verlassen, der Vorstand musste dem Pächter kündigen, der sich nicht an seinen Vertrag hielt. Im Gegensatz zu anderen Neubrandenburger Kleingartenvereinen spielt Leerstand auf den Parzellen bei den Eschenhofern aber noch keine entscheidende Rolle. Gerade mal sieben von mehr als 100 Kleingärten liegen gegenwärtig ohne Pächter brach.

Von den 5200 Gärten im Verband sind 1500 verlassen

Noch immer hängt der Kreisstadt Neubrandenburg der Titel von der „Gartenhauptstadt“ Deutschlands an. Nirgendwo anders, so heißt es seit vielen Jahren, gebe es im Verhältnis zur Einwohnerzahl so viele Gärten wie in der drittgrößten Stadt Mecklenburg-Vorpommerns. Mittlerweile kommt man aber nicht mehr umhin, hier von einer Überversorgung zu sprechen. Denn das Resultat der früheren eifrigen Planung und Erschließung von Beeten, Lauben und Parzellen muss – aus heutiger Sicht – als handfeste „Missernte“ bezeichnet werden. Von den gut 5200 Gärten, die zum Regionalverband der Gartenfreunde in Neubrandenburg zählen, sind mehr als 1500 verlassen – teilweise stehen die schon seit Jahren leer. Über 20 Prozent, weit mehr als im Durchschnitt in Mecklenburg-Vorpommern. Landesweit klagen Kleingarten-Vereine „nur“ über rund zehn Prozent brachliegende Parzellen. Die meisten Liebhaber von selbst geerntetem Obst und Gemüse aber hauen nicht in den sprichwörtlichen Sack, weil ihnen die Lust am Gärtnern vergangen ist, sondern weil dem Alter Tribut gezollt werden muss.