StartseiteRegionalNeubrandenburgHat der Wolf bei Friedland wieder ein Schaf gerissen?

Halter verzweifelt

Hat der Wolf bei Friedland wieder ein Schaf gerissen?

Glienke / Lesedauer: 3 min

Die Schafzucht Genzkow hat erneut ein Schaf verloren. Es sieht wieder nach einem Wolf aus – und wieder können die Halter wohl nicht auf einen Ausgleich vom Land hoffen.
Veröffentlicht:13.08.2020, 21:00

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Sabine und Justus Weiß von der Schafzucht Genzkow wissen nicht weiter: Ein Wolf hat es vermutlich zum zweiten Mal auf ihre Tiere abgesehen. Binnen weniger Wochen hat das Paar erneut ein Schaf verloren. Erst im Juni war nahe Eichhorst ein Schaf zu Tode gekommen, fünf weitere verletzt worden. „Als jetzt unser Schäfer anrief und von einem komplett ausgehöhlten Schaf und liegen gelassenem Pansen sprach, da ahnten wir, dass es höchst wahrscheinlich wieder ein Wolf war“, so Sabine Weiß.

Dass der den Pansen oftmals liegen lasse, haben sie kürzlich gelernt – beim ersten Wolfsriss in der Firmengeschichte. Auch jetzt wurde wieder eine DNA-Probe entnommen, um in wenigen Wochen hoffentlich Gewissheit zu haben.

Schutz vor Wolf in Datzeniederung praktisch unmöglich

Momentan sieht es laut Sabine Weiß wieder so aus, als hätte ein Wolf Jagd auf ihre Schafe gemacht. „Doch wir sind nicht dazu da, um dem Wolf Futter zu bieten“, sagt sie. Gemeinsam mit ihrem Mann wünscht sie sich mehr Hilfe und Unterstützung vom Land. Doch genau das lasse zu wünschen übrig. „Wir stehen vor einem großen Fragezeichen“, sagt sie.

Bisher wurden die Schafe gesichert, damit sie nicht aus der Weide ausbrechen können, berichtet sie. Jetzt sollen sie aber so gesichert werden, dass kein Wolf auf die Weide gelangt. „Genau da liegt das Problem, da es Geld und Arbeitsaufwand kostet und in unserem Fall an der Umsetzbarkeit fehlt“, meint sie. Um einen Schadenersatz zu bekommen, müssten die Anforderungen an einen Grundschutz gegen den Wolf erfüllt sein. „Das können wir aber gar nicht leisten“, so Sabine Weiß. Ein derart geforderter Grundschutz sei in der Datzeniederung „praktisch unmöglich“. Bei mehreren Herden würden die Zäune regelmäßig zum Weideumtrieb neu gesetzt, insgesamt über eine Länge von etwa 20 Kilometer.

Viel aufwendigere Arbeit für den Schäfer

Ein fester Zaun könne aufgrund der Pflegearbeiten für die Gräben in der Datzeniederung nicht gezogen werden. Der zuständige Wasser- und Bodenverband mitsamt Technik könne dann nicht mehr ausbaggern und mähen. Es gebe dann noch die Möglichkeit eines mobilen Netz-Zauns, der aber wesentlich arbeitsaufwendiger sei, sagt sie. Eine Arbeit, die für den jetzigen Schäfer alleine nicht zu schaffen wäre. Auch über Herdenschutzhunde hat sich die Familie informiert. „Weil der Bau eines festen hohen Zauns aus besagtem Grund nicht möglich ist und die Gefahr für Spaziergänger in der Datzeniederung ohne diesen zu groß wäre“, sagt Sabine Weiß.

Diesen Sonderfall möchte das Paar beim Landwirtschaftsministerium beachtet wissen. Momentan sei es aber so, dass sie auf allen Kosten sitzen blieben. „Wir tolerieren den Wolf gern, aber nicht wenn er unser Eigentum vernichtet“, so Justus Weiß. Wenn die Gesellschaft den Wolf wolle, dann sei es auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, mit ihm zu leben und die Kosten zu tragen.

Ministerium verweist auf Fördermöglichkeiten

Aus dem Landwirtschaftsministerium heißt es, dass Ausgleichszahlungen für von einem Übergriff betroffene Schafe in einem „Wolfsgebiet“ nur gewährt werden, „wenn zum Zeitpunkt des Übergriffes zumindest ein Grundschutz gewährleistet war“, so Sprecher Claus Tantzen. Allerdings sei dieser Grundschutz im Falle der Familie Weiß eben nicht gewährleistet gewesen. Dem Betrieb seien im Zuge des ersten Rissgeschehens Materialien eines Notfallsets durch das Wolfsmanagement zur Verfügung gestellt worden. Weiterhin könnten über den Grundschutz hinausgehende Maßnahmen zur Abwehr von Übergriffen gefördert werden.