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Corona-Krise

Fußballtrainer sorgt sich um chinesische Freunde

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Robert Kautz, ein in der Region bekannter Trainer, verbrachte die vergangenen Jahre als Fußball-Nachwuchs-Förderer in China.
Veröffentlicht:25.03.2020, 09:11

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Es vergeht kaum ein Tag, an dem Robert Kautz nicht in Kontakt mit seinen Freunden in China ist. „Alle sorgen sich. Die Corona-Krise ist natürlich das beherrschende Thema. Ich bin ständig im Austausch mit zwei Dolmetscherinnen und meinen Trainerkollegen. Das funktioniert über die chinesische Variante von WhatsApp gut“, erzählt der Coach, der in dem Örtchen Wischershausen, nahe Neubrandenburg und Altentreptow, wohnt. Dort hielt er sich in den vergangenen Jahren eher selten auf, denn Kautz war zwei Mal für längere Zeit mit Fußball-Nachwuchs-Projekten im Reich der Mitte beschäftigt.

Das jüngste währte elf Monaten und endete am 15. Januar 2020 – eine Woche, ehe die chinesische Stadt Wuhan, aus der die ersten am Corona-Virus Erkrankten stammen, unter Quarantäne gestellt wurde. Wuhan gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Pandemie.

Mitte Januar noch gerade rechtzeitig ausgereist

„Ich arbeitete in der 12,5-Millionen-Metropole Shenzhen, die liegt 1000 Kilometer südlich von Wuhan. Da ist es nicht so dramatisch gewesen, es gab vergleichsweise wenige Fälle. Als Wuhan dicht machte, hatte man in Shenzhen offiziell sechs Infizierte“, berichtet Robert Kautz. „Die Schutzmaßnahmen, die in Shenzhen seit einiger Zeit in Kraft sind, ähneln den neuesten in Deutschland. Die Leute sollen nicht ins Freie, sondern in den Wohnblocks bleiben. Wer doch das Haus verlassen muss, dem wird von Polizisten bei Aus- und Eingang Fieber gemessen. Vieles läuft dort ja auch per Kameraüberwachung. Eine unserer Dolmetscherinnen ist Kindergartenerzieherin, ihre Einrichtung ist vorerst bis zum 7. April geschlossen.“

Der 54-Jährige – in unserer Fußball-Region früher Trainer vom SV Siedenbollentin, FSV 90 Altentreptow und im Juniorenbereich – denkt an die Zeit um dem Jahreswechsel zurück: „Da sprach man in China über Corona wie über eine Grippe. Man ahnte nicht, welche Entwicklung das nehmen würde.“ Er selbst habe sich in deutschen Nachrichtenmagazinen informiert.

Mitte Januar, gerade noch rechtzeitig, ging es für ihn über Moskau und den Flughafen Schönefeld, wo er keiner Gesundheitskontrolle unterzogen wurde, heimwärts. Nach der Ankunft meldete er sich beim Amtsarzt. „Der meinte, wenn es nach zwei Wochen keine Auffälligkeiten gäbe, sei bei mir alles in Ordnung. Und so ist es auch“, sagt Robert Kautz.

Wunderbare, sehr freundliche Gastgeber

Ein wenig vermisst er die asiatischen Freunde, gibt der Trainer zu. „Ich bin ein Reisemensch, aber in China war ich vor den Fußball-Aufenthalten noch nicht gewesen. Das reizte mich. Die Leute dort sind Fremden gegenüber zunächst etwas distanziert, doch ist das Eis gebrochen, erweisen sie sich als wunderbare, sehr freundliche Gastgeber.“

Sein erstes Engagement in der Volksrepublik hatte Robert Kautz 2018, das war in Nanjing, 300 Kilometer östlich von Shanghai. „Der Norddeutsche Fußballverband hatte einen Trainer-Austausch mit Ostchina vereinbart, und ich gehörte zu dieser Projektgruppe in Sachen Nachwuchsförderung“, so der Mittfünfziger.

Kicker-Ausbildung von drei Schulmannschaften

Kautz bekam Lust auf mehr, darum folgte kurz darauf der Einsatz in Shenzhen. Der kam über Bundesligist Eintracht Frankfurt zu Stande. Die Mission: Kicker-Ausbildung von drei Schulmannschaften und Formen eines Distrikt-Teams. „Das ist eine andere Fußball-Welt. Wir fingen praktisch bei Null an“, sagt Kautz. Die „super Disziplin“ der Kinder, die alle freiwillig mitmachten, beeindruckte ihn.

Ebenso die Dimensionen des 1,4-Milliarden-Einwohner-Landes. „Shenzhen ist voller Wolkenkratzer, das geht bis 600 Meter hoch. Wir konnten einige Abstecher nach Hongkong machen, außerdem eine herrliche Rundreise, als meine Frau mich im Sommer besuchte.“

Eintracht Frankfurt habe ein weiteres Junioren-Projekt in China ins Auge gefasst, erneut mit ihm an Bord, teilt der reisefreudige Fußball-Fachmann mit. „Bis dahin sollte es nicht mehr lange dauern – eigentlich.“ Nun gelte es allerdings abzuwarten.