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Helfen in Neubrandenburg und Umgebung

Einkaufshelden bleiben oft unsichtbar

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Die Zahl derer, die anderen in schweren Zeiten helfen wollen, steigt schneller als die Zahl der mit dem bösen Virus Infizierten. Dabei bekommen viele ihre Unterstützer gar nicht zu Gesicht.
Veröffentlicht:25.03.2020, 12:12
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Björn Bromberger weiß genau, wem er am Wochenende den Einkauf besorgt hat – wie die ältere Dame allerdings aussieht, davon hat er keine Ahnung. Denn der Neubrandenburger, einer der Organisatoren der Initiative „Neubrandenburg hilft“, hat die vollen Einkaufstüten nur vor die Wohnungstür der Seniorin gestellt. Das Geld, das Bromberger vorgeschossen hatte, lag in einem Kuvert an der selben Stelle. „Kontaktlose Hilfe“, nennt der junge Mann das. Zustandegekommen ist der Kontakt durch die in der Ferne lebenden Tochter der betagten Neubrandenburgerin. Die hat, im Namen der Mutter, um Unterstützung gebeten.

87 Freiwillige haben sich bis zum Wochenbeginn dem parteiübergreifenden Neubrandenburger Aufruf bereits angeschlossen, mit dem Unterstützer für ältere und kranke Neubrandenburger in der gegenwärtigen Corona-Krise gesucht werden. Die Freiwilligen unterstützen bedürftige Mitbürger beim Einkaufen oder bei anderen notwendigen Gängen und bieten ihre Hilfe an.

Das Beispiel macht Schule. Christian Konkel, Vize-Bürgermeister der Gemeinde Wulkenzin bei Neubrandenburg und Einwohner von Neuendorf, hat eine solche Initiative in seinem Heimatdorf ins Leben gerufen. 15 Frauen und Männer sind es hier schon, die älteren und kranken Nachbarn deren notwendige Gänge abnehmen wollen. Konkel hat Flyer in jeden Neuendorfer Briefkasten geworfen und die Hilfe so publik gemacht.

Gegenwärtig, so der Initiator, werde sogar darüber nachgedacht, in der Dorfgaststätte hinter abgeschlossenen Türen zu kochen und Mittagsportionen auszuliefern an alle, die sich das wünschen. Andernorts war die Idee der Nachbarschaftshilfe schon Anfang vergangener Woche geboren. Doch die Bereitschaft der Menschen auf dem Land wurde bislang noch kaum getestet.

Ganz im Osten der Seenplatte warb Bürgermeister Jörn Steike offiziell für ein „Solidarisches Galenbeck“, sagt allerdings nach den ersten eineinhalb Wochen: „Der Bedarf lässt sich bislang gut durch die Nachbarn abdecken, ohne dass die Gemeinde dazwischengeschaltet ist.“ Das Angebot stehe aber weiterhin. Auch in Neverin war die Reaktion verhalten, auch wenn sich direkt mehrere freiwillige Helfer gemeldet hatten. Es fehle aber noch an Hilfsbedürftigen, sagt Bürgermeister Nico Klose. „Ich kann aber nachvollziehen, dass sich damit einige schwertun“, fügt er an. Zumal Neverin als eine von ganz wenigen Ortschaften noch einen Nahkauf im Ort hat, der fußläufig zu erreichen ist.