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Die Caritas und der Rassismus-Vorwurf

Friedland / Lesedauer: 3 min

Die Caritas arbeitet mit einem Unternehmen in Friedland zusammen, dessen Inhaber rassistische und antisemitische Bilder postet. Der Verband weiß bereits seit Monaten von den Inhalten.
Veröffentlicht:17.06.2019, 09:47

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Links: Ein Schwarzer mit einem T-Shirt, auf dem das Wort „Cat“ steht. Rechts: Eine Katze, die ein Shirt mit der Aufschrift „Nigger“ trägt. Kommentiert ist der Facebook-Post mit dem Wort „Gleichberechtigung“. Nur ein Beispiel von vielen mehr als grenzwertigen fremdenfeindlichen und antisemitistischen Beiträgen.

„Man kann das durchaus geschmacklos finden“, sagt Lars Wassenaar, Inhaber einer Autowerkstatt, als der Nordkurier ihn auf die Bilder anspricht, die auf seiner privaten Facebook-Seite zu sehen sind. Thomas Witkowski hat eine andere Meinung. „Rassistisch“, seien die Bilder. Er wisse, was sie zeigen und wolle sie kein weiteres Mal sehen. Witkowski ist Regionalleiter der Caritas Neubrandenburg – und die ist seit August 2018 Vertragspartner von Wassenaars Autowerkstatt. „Wir sind uns der Brisanz bewusst“, sagt Thomas Witkowski. Ilka Hinrichs, Leiterin der Caritas-Sozialstation in Friedland, stimmt zu. Beide betonen, dass solche Bilder nicht mit den Werten der Caritas zu vereinbaren sei. Ein Verband, der von sich selbst sagt, dass Menschen „ohne Ansehen der Nation, des Status oder der Konfession mit Liebe und Achtung begegnen“ will. „Wir durchleuchten unsere Partner nicht vorher“, gibt Witkowski zu bedenken.

Gänzlich neu ist das vergangene Treiben Wassenaars in den sozialen Netzwerken dennoch nicht. „Wir wurden im Frühjahr durch eine anonyme Quelle darauf aufmerksam gemacht“, erzählt der Regionalleiter. Dann habe man das Gespräch gesucht. „Wir haben Herrn Wassenaar aufgefordert sich von den Inhalten schriftlich zu distanzieren.“ Sonst werde die Zusammenarbeit beendet. „Wir schließen niemanden aus und geben jedem eine zweite Chance“, fügt Witkowski hinzu. So sei es mit dem in Schwerin ansässigen Verband des Erzbistums Hamburg auch abgesprochen.

Facebook-Profil nicht mehr öffentlich sichtbar

Der Aufforderung ist Wassenaar nachgekommen. Somit bleiben drastischere Konsequenzen durch die Caritas aus. Das hat Gründe: Die Beiträge sind nicht auf dem Profil der inhabergeführten Firma erschienen, sondern auf der privaten Seite. „Die Werkstatt ist ein zuverlässiger und wichtiger Partner“, hebt Stationsleiterin Hinrichs hervor. Der Alten- und Pflegedienst sei auf eine funktionierende Mobilität angewiesen. Zudem sind es keine aktuellen Beiträge, sondern zwischen den Jahren 2014 und 2018 erschienen.

Lars Wassenaar, der in Friedland bei der Kommunalwahl die meisten Stimmen aller Kandidaten für die Stadtvertretung bekam, sieht seinerseits eine „gezielte politische Kampagne, die mich wirtschaftlich kaputt machen soll.“ Wären seine Beiträge strafrechtlich relevant, hätte Facebook sie gesperrt, so sein Argument. Die Anschuldigungen führe er auf seine Kandidatur über die AfD-Liste zurück. Die Bedenken der Caritas könne er trotzdem verstehen.

In seiner offiziellen Stellungnahme an den Sozialverband, die dem Nordkurier in Auszügen vorliegt, ist der Ton etwas rauer. Aus seiner Sicht war die „konkrete Ansage von Herrn Witkowski eine politische Erpressung mit wirtschaftlichen Folgen“, schreibt er darin. Weiter kommentieren will er diese Aussage nicht. In jedem Fall kündigt Friedlands designierter Stadtvertreter Konsequenzen an: „Was ich finde, lösche ich.“ Das private Facebookprofil werde zudem künftig nicht mehr für jedermann sichtbar sein. „Dass das keine gute Idee war, habe ich jetzt auch gemerkt“, sagt er. Zuletzt konnte er all diese Unternehmungen noch nicht durchführen, da das soziale Netzwerk wegen seiner Aktivitäten ihn nun doch für 30 Tage gesperrt hat.