StartseiteRegionalNeubrandenburgCleverness oder Wählerbetrug?

Stadtvertreter-Roulette nach den Wahlen

Cleverness oder Wählerbetrug?

Altentreptow / Lesedauer: 3 min

Die Altentreptower Wählergemeinschaft hat bei der aktuellen Wahl vermeintlich alles richtig gemacht. Plötzlich aber verzichten eigentlich Gewählte und es folgen Nachrücker, die es mit ihren Zahlen nie in die Stadtvertretung geschafft hätten.
Veröffentlicht:22.06.2019, 09:02

Artikel teilen:

Dienstag trifft sich die neue Altentreptower Stadtvertretung zu ihrer konstituierenden Sitzung. Dass die Altentreptower Wählergemeinschaft mit ihren neun Sitzen ohne Widerspruch herrschen kann, ist bei insgesamt 17 Stadtvertretern unbestritten. Aber gerade die Wählergemeinschaft ist bei Treptowern nach der Wahl in den Fokus geraten. Denn wenn die Gerüchte, die in der Stadt kursieren, stimmen, haben zwei Kandidaten von der Liste mit ausreichenden Stimmen ihr Mandat nicht angenommen. Es geht um Jörg Heibel und Dirk Wanka. Beide wären mit ihren 89 beziehungsweise 124 Stimmen durchaus in die Stadtvertretung gewählt. Doch die beiden verzichteten auf ihre Mandate.

Das heißt, es kommen Nachrücker zum Zuge. Aber auch hier gibt es ein wundersames Nachrückerkarussell bei der Wählergemeinschaft. Einer verzichtet, der zweite sagt ebenfalls nein, der dritte wieder ja: Am Ende sind dann plötzlich Franziska Renger (71 Stimmen) und Anette Beutler (58 Stimmen) Stadtvertreterinnen, obwohl zumindest Steffen Reinhardt mit 88 Stimmen, Eckhard Kurse mit 84 Stimmen eher zum Zuge hätten kommen sollen.

War der Mandatsverzicht geplant?

Das Wahlgesetz lässt es zu, dass auf Mandate verzichtet wird und dass Nachrücker die Aufgabe übernehmen, bestätigt die Verwaltung. Allerdings ist es schon sehr merkwürdig, wenn plötzlich so viele verzichten. Bleibt die Frage, war die Wählergemeinschaft im Vorfeld der Wahlen cleverer als alle anderen, wusste sie, wie man viele Stimmen bekommt? War das schon so geplant? – Diese Fragen kursieren jedenfalls im Ort.

Denn eigentlich ist es doch so, dass gerade in einer Kleinstadt vor allem Personen gewählt werden und zweitrangig die Parteien und Gemeinschaften zählen. Wenn also Jörg Heibel und Dirk Wanka gewählt werden, dann wollten diejenigen, die ihnen die Stimme gaben, auch, dass sie im Parlament mitarbeiten. Und ist es nicht so, dass, wenn man sich entscheidet zu kandidieren, dann doch auch weiß, ob man die Zeit findet, dieses Amt auszuüben.

Verteilung der Lasten wurde als Team besprochen

Mirko Renger von der Wählergemeinschaft kennt die kursierenden Gerüchte und hält dagegen. Er verweist auf den Slogan auf den Wahlplakaten. „Wir für euch – die Altentreptower Wählergemeinschaft“ war da zu lesen. Mit den neun Sitzen sei die Arbeit in der zurückliegenden Legislatur honoriert und ein klarer Wählerauftrag erteilt worden, argumentiert er.

„Wir sind als Team angetreten.“ Es seien eben nicht 20 Einzelkämpfer auf ihrer Liste zu finden gewesen. Deshalb habe man auch als Team entschieden, wie die Sacharbeit in der Zukunft in der Stadtvertretung zur Zufriedenheit aller ausfallen kann. Es gehe darum, das allerbeste für die Stadt zu erreichen. Das sei nun mal ihr erklärtes Ziel. Als Team habe man ebenfalls miteinander besprochen, in welchem Umfang wer welche Aufgaben übernehmen kann. Dabei hätten auch die Gesundheit und die Arbeitsbelastungen eine Rolle gespielt. Dirk Wanka werde zwar nicht Stadtvertreter, aber im Finanzausschuss mitarbeiten und Jörg Heibel im Bauausschuss.

Jetzt mit drei Frauen im Stadtparlament

„Wir wollen breit aufgestellt sein.“ Und es gab noch einen weiteren Aspekt: Andere haben eine Frauenquote, darauf habe die Wählergemeinschaft verzichtet, sagt Renger. Aber es wäre entsprechend der Stimmenzahl nur Christiane Porwollik im Stadtparlament. Jetzt sind es mit Anette Beutler und Franziska Renger drei Frauen. Außerdem habe die Bevölkerungssituation eine Rolle gespielt. Es gebe nicht nur „alte“, sondern eben auch junge Leute. „Wenn wir was bewegen wollen, ist es wichtig, einen jungen Ansprechpartner zu haben.“ Der sollte Franziska Renger sein. Anette Beutler hat Erfahrungen im Baubetrieb und sei fachlich kompetent. „Sie ist ein Mehrgewinn für die Stadtvertretung“, so jedenfalls sehen es die Mitglieder der Wählergemeinschaft.