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Eurofighter-Unglück

Warum untersucht die Bundeswehr den Absturz selbst?

Malchow / Lesedauer: 2 min

Nach dem Absturz von zwei Eurofightern am Fleesensee zogen am Montagabend 200 Polizisten ab und 300 Soldaten rückten an. Ist es wirklich günstig, dass die Bundeswehr ihre Unfälle selbst aufklärt?
Veröffentlicht:25.06.2019, 18:25

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Die Absperrungen sind massiv – auf Hinweisschilder wird deutlich gemacht, dass die Region zwischen Silz, Nossentiner Hütte und Malchow im Norden der Müritzregion größtenteils und auf unbestimmte Zeit militärisches Sperrgebiet ist. Offenbar möchte die Bundeswehr bei der Bergung von Geräten und der Aufklärung des verheerenden Absturzes von zwei Eurofighter unter sich sein.

Hat die Bundeswehr Macht und Kompetenz, die in der Akutphase unmittelbar nach dem Absturz am Montagmittag vor Ort tätige Polizei in die heimischen Reviere zurückzuschicken? Ein Blick in das Aufgabenportfolio des Luftfahramtes der Bundeswehr gibt gewährt einen ersten Hinweis: „Die Gesamtaufgabe militärische Flugsicherheit wird im Luftfahrtamt der Bundeswehr von der Abteilung General Flugsicherheit in der Bundeswehr wahrgenommen.“ Weiter heißt es: „Eine wesentliche Aufgabe ist die Unfall- und Zwischenfalluntersuchung bei Vorkommnissen mit militärischen Luftfahrzeugen in der Bundesrepublik Deutschland sowie Luftfahrzeugen der Bundeswehr im Ausland.“

Untersucht jetzt die Bundeswehr ihren eigenen Unfall? „Auf keinen Fall“, betont ein Sprecher der Luftwaffe auf Nordkurier-Anfrage. Der Pressesprecher versucht, die Zuständigkeiten zu erläutern: „Die ,Abteilung General Flugsicherheit‘ ist Teil des Luftfahrtamts der Bundeswehr, folglich von der Luftwaffe losgelöst und dieser nicht unterstellt.“ Eilig fügt der Mann von der Luftwaffe hinzu: „Zu den laufenden Ermittlungen der Flugunfalluntersuchung können wir Ihnen keine Auskunft geben.“

Ist die Absturz-Untersuchung unabhängig?

Ist die Unabhängigkeit der Untersuchung denn gesichert? Auf der Homepage des Luftfahrtamtes der Bundeswehr werden die Aussagen des Luftwaffensprechers ergänzt: „Im Aufgabenbereich der Zwischenfall- und Unfalluntersuchung arbeitet der General Flugsicherheit in der Bundeswehr unabhängig und weisungsungebunden“. Hinzu komme die Unterstützung bei Untersuchungen der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen bei zivil- und militärischen Vorkommnissen sowie bei der Erstellung von Gutachten für die jeweils zuständige Staatsanwaltschaft.

Doch nicht nur die Zuständigkeiten bei den Ermittlungen zur Unglücksursache warfen am Dienstag Fragen auf, auch die apokalyptisch anmutenden Schutzanzüge, mit den Mitarbeiter des Luftfahrtamtes der Bundeswehr durch Kornfelder und Wälder streiften, um Wrackteile zu sichern, verursachten bei dem einen oder anderen Einheimischen Magengrummeln.

„Es wurde doch betont, dass keine scharfen Waffen an Bord der Eurofighter gewesen seien“, so der Tenor bei Teilen der Bevölkerung. Den Hintergrund der angsteinflößenden Schutzanzüge erklärte der Sprecher der Luftwaffe so: „Im Eurofighter sind Kohle- und Glasfaser sowie weitere Verbundwerkstoffe verbaut. Hinzu kommen Betriebsmittel wie Öle, Kerosin und Kühlmittel. Wenn das alles brennt, können auch giftige Dämpfe entweichen – und dagegen müssen sich die Mitarbeiter entsprechend schützen.“