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Protest-Aktion

Warener Klinikmitarbeiter trommeln für mehr Geld

Waren / Lesedauer: 3 min

Sie haben sich in der Krise tapfer für die Patienten eingesetzt. Doch eine Corona-Prämie gab es für die Mitarbeiter der AHG-Klinik Waren bisher nicht. Nicht nur das sorgt für Unzufriedenheit.
Veröffentlicht:28.10.2020, 22:13

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Trommeln statt Hackbraten: In der Mittagspause haben sich am Mittwoch viele Mitarbeiter der AHG Klinik Waren zu einem Drum-Circle vor dem Klinikgelände zusammengefunden. Knapp jeder Dritte der 120 Mitarbeiter ist Mitglied bei der Gewerkschaft Verdi, die zu dieser Aktion aufgerufen hatte. „Wir sind systemrelevant“ stand auf einem roten Plakat, das der Betriebsratsvorsitzende Steffen Krüger auf das große Firmenschild der Klinik klebte. Obwohl die Mitarbeiter während der Krise Kurzarbeit akzeptiert und den Laden am Laufen gehalten hatten, gab es bisher keine Corona-Prämie und auch die Tarifverhandlungen seien ins Stocken geraten, obwohl der Arbeitgeber Anfang des Jahres signalisiert hätte, dass es 2020 keine Nullrunde geben würde, wie Steffen Krüger sagt. „Wir wollen die Einführung einer Entgelttabelle für eine gerechte Verteilung mit gleichem Lohn für gleiche Arbeit und Qualifikation unabhängig vom Standort der Klinik“, sagte Haustechniker Steffen Krüger.

Die Klinik auf dem Warener Nesselberg gehört zur Median-Gruppe, dem größten privaten Anbieter von Rehabilitationsbehandlungen in Deutschland mit 125 Kliniken in 13 Bundesländern. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es neben der Klinik in Waren noch Einrichtungen in Schwerin, Wismar, Kühlungsborn, Bad Sülze, Neukloster und Vitense. Die Warener Klinik wurde 2000 eröffnet und behandelt als psychosomatisches Behandlungszentrum Patienten mit depressiven Störungen, Angst- und Panikstörungen, somatoformen Störungen, chronischen Schmerzsyndromen, Essstörungen, posttraumatische Belastungsstörung, Persönlichkeitsstörungen und Störungen der Impulskontrolle, Erschöpfungssyndromen und psychischen Faktoren und Verhaltenseinflüssen bei körperlichen Erkrankungen.

Das Gerüst für eine Einigung steht bereits

Median sei nicht der einfachste Verhandlungspartner, sagte Friedrich Gottschewski vom Verdi-Bezirk Neubrandenburg/Greifswald. Eine Nullrunde sei eine Verharmlosung, weil man tatsächlich von einer Minusrunde sprechen müsste. „Die Kollegen im öffentlichen Dienst bekommen eine Corona-Prämie. Hier wird sich geweigert. Das kann man nicht hinnehmen“, sagte Friedrich Gottschewski.

Am 16.  Dezember soll die nächste Tarifverhandlungsrunde per Videokonferenz stattfinden, wie Betriebsrat Steffen Krüger informierte. Bei einigen Punkten habe man immerhin schon eine Einigung erzielen können. „Das Gerüst steht. Nun muss es noch mit Zahlen gefüllt werden“, sagte Krüger. Zusammen mit dem Musiktherapeuten und stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden Matthias Hübner verteilte Krüger viele Trommeln, Rasseln und Büchsen und nach und nach wurde der Kreis immer größer und lauter. „Der Drum-Circle soll Menschen miteinander verbinden und zu einem Zusammenspiel bewegen“, sagte der Musiktherapeut und hofft, dass dieses Signal gehört wird. Das Betriebsklima in der Klinik sei toll, so Matthias Hübner. „Wir machen gute Arbeit und wollen dafür gute Bezahlung. Wir sind das wert.“

„Haben die Verluste längst wieder reingeholt”

Eine andere Mitarbeiterin wies darauf hin, dass die Patientenzahlen nach der Corona-Krise im Sommer schnell wieder nach oben gegangen seien und die Arbeitsbelastung stark zugenommen habe. „Wir sind vollbelegt und haben längst die Verluste wieder reingeholt“, sagte die Mitarbeiterin.

Die kaufmännische Leiterin der AHG-Klinik, Dr.  Sophie Muriel Giessner, war aufgrund von Urlaub am Dienstag nicht zu erreichen. Kurzfristig gab es auch von der Zentrale in Berlin noch kein Statement zu den Forderungen der Mitarbeiter.