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Krebskranke Röbelerin

Tod erlöst krebskranke Röbelerin

Röbel / Lesedauer: 4 min

Der Tod hat Beate Lorbeer von ihrem Kampf gegen den Krebs befreit. Nordkurier-Leser halfen, dass die 54-Jährige am Ende ihres Lebens noch einmal in die Gesichter ihrer Familie schauen konnte.
Veröffentlicht:07.10.2019, 18:31

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Nico Lorbeer hat das Wichtigste in seinem Leben – seine Frau Beate – ziehen lassen müssen. Die 54-Jährige ist am 3. Oktober verstorben. Tapfer kämpfte sie seit 2016 erst gegen den Brustkrebs, überstand die Amputation der linken Brust, und stellte sich mutig der traurigen Diagnose im Dezember 2018. Damals wurde bei ihr Lungen- und Leberkrebs festgestellt, der im Körper bereits Metastasen streute.

Nico Lorbeer muss nun damit leben, dass seine Ehefrau nicht mehr an seiner Seite ist. Am Freitag, dem 11. Oktober, um 11.30 Uhr tragen Nico Lorbeer und Stiefsohn Kai Beate Lorbeer zu Grabe. Eines hilft ihm allerdings, dass er genauso wie der Sohn seiner Frau die Situation halbwegs verarbeiten kann.

„Bestimmt ist sie jetzt an einem besseren Ort, ohne Schmerzen“, glaubt Lorbeer, der seiner krebskranken Frau in ihren letzten Momenten die Hand gehalten hat. Am 3. Oktober brach der 36-Jährige ins Krankenhaus des saarländischen Neunkirchen auf. Im Bauch ein mulmiges Gefühl. Nicht ohne Grund, wie sich am Krankenbett herausstellen sollte. Denn seine Frau lag an jenem Morgen im Sterben.

Tod erlöste Krebskranke von ihrem Leiden

Am 3. November 2017 schloss das Paar den „Bund für‘s Leben“, den der Tod nun ausgerechnet am Tag der Deutschen Einheit trennte. „Sie hat aber auf mich gewartet“, erinnerte sich Lorbeer an den bisher emotionalsten Moment seines Lebens zurück. „Sechs Atemzüge hat sie noch gemacht, als ich an ihrem Bett stand“, zeigte er sich nach dem Tod der geliebten Beate tief bestürzt. Danach sei seine Frau eingeschlafen. Friedlich. Einerseits erlöste sie das von ihren krebsbedingten Schmerzen, der Asthmaerkrankung und den körperlichen Gebrechen. Andererseits vereinte es die zweifache Mutter mit ihrem verstorbenen Sohn, der vor Jahren ebenfalls an Krebs starb.

Die gebürtige Saarländerin, die 2013 der Liebe wegen ihren Heimatort Neunkirchen für Nico Lorbeer verließ und für die Ehe mit ihm nach Röbel an die Seenplatte zog, starb mit einem „glücklichen Herzen“. Davon ist Nico Lorbeer fest überzeugt. Anteil an diesem „glücklichen Herzen“ haben auch Nordkurier-Leser. Als nämlich das Schicksal der Frau an die Öffentlichkeit drang, erfuhr das Paar (es lebte zu diesem Zeitpunkt noch in Röbel) eine überwältigende Anteilnahme. Spenden von mehreren Hunderten Euro wurden auf das Konto des Paares überwiesen oder entsprechende Kuverts landeten im Briefkasten. Allein 1000 Euro überwies Sebastian Kairies von der Hilfsorganisation „Tätowierte gegen Krebs“.

Damit halfen Leser, Privatpersonen und insbesondere der Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) der schwerkranken Frau ihren damals sehnlichsten Wunsch zu erfüllen. Die zweifache Mutter wollte vor ihrem Ableben noch einmal ihren ihr verbliebenen, aber kranken 25-jährigen Sohn wiedersehen.

Der wohnt allerdings etwa 830 Kilometer von Röbel entfernt. Dem Paar selbst und auch Beates Sohn fehlten die finanziellen Mittel und auch die Mobilität, um zueinander zu kommen. Sechs Jahre hatten sich Mutter und Sohn nicht gesehen. Der Wünschewagen konnte helfen.

Neun Stunden Fahrt überstand Beate Lorbeer im Februar tapfer. Normales Reisen war wegen des aggressiven Krebses nicht mehr möglich. Doch bei einem Wiedersehen blieb es nicht. Im April folgte der Umzug des Paares nach Neunkirchen – die neue Wohnung war nur ein paar Straßen von der des Sohnes entfernt. Auch dabei unterstützten Spender. „Dafür möchte ich mich bedanken“, kann der nun verwitwete Ehemann seine Tränen kaum zurückhalten. Ohne die Hilfe aus der Seenplatte hätte er den Wunsch seiner Frau nicht erfüllen können.

Ab Freitag ruht sie auf dem Furpacher Zentralfriedhof, wo bereits ihr ältester Sohn und ihr Bruder beigesetzt wurden. Witwer Nico Lorbeer übernimmt fortan die Pflege des Grabes. „Das habe ich meiner Frau versprochen“, sagte er. Deshalb werde er in der Heimatstadt seiner verstorbenen Frau wohnen bleiben.