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Urlaub in Deutschland

Nachfrageboom bei Hausbooten an Müritz, Havel und Ostsee

Rechlin / Lesedauer: 4 min

Nach zwei Monaten ohne Gäste erleben Hausbootverleiher gerade einen noch größeren Anfrage-Ansturm als sonst. Doch der Aufwand durch die Corona-Maßnahmen ist gestiegen. Abgerechnet wird im Herbst.
Veröffentlicht:08.08.2020, 09:42
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Der coronabedingte Trend zum Urlaub in Deutschland hat den Hausboot-Verleihern zwischen Berlin und der Ostsee einen Nachfrageboom beschert. Bis Ende August sind die Flotten zwischen Zeuthen, Potsdam sowie an Havel, Müritz und der Ostsee bereits ausgebucht, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei mehreren Anbietern ergab.

„Derzeit könnten wir das Drei- bis Vierfache an Schiffen vermieten“, sagte Steffen Schulz, Geschäftsführer von Bootsurlaub.de in Waren an der Müritz. Das Unternehmen hat auch zwei Standorte in Brandenburg. „Ab Mitte September ist bei uns erst wieder etwas frei“, heißt es beim führenden Anbieter an der Müritz, der Kuhnle Gruppe (Rechlin), und bei Le Boat bei Rheinsberg. Bisher seien die Ausfälle durch das Corona-Einreiseverbot von Mitte März bis kurz vor Pfingsten aber noch nicht aufgeholt.

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Hoffen auf keine neuen Corona-Infektionen

„Buchungstechnisch sieht es aber so gut aus, dass wir das im Herbst aufgeholt haben könnten“, sagte Schulz. Es dürfe aber keine Corona-Infektionen oder eine erneute Landessperrung, wie im Frühjahr in MV, dazwischenkommen. Die drei Anbieter haben von Zeuthen bis zur Ostsee 13 Häfen mit Ausleihstationen und fast 400 Booten, auf denen Hobbykapitäne derzeit die Ruhe der Flüsse und Seen genießen oder an Schleusen warten.

„Wir kommen derzeit an unsere Kapazitätsgrenzen“, sagte Dagmar Rockel, Sprecherin bei Kuhnle mit Hauptsitz in Rechlin und mehr als 100 Mitarbeitern. Wurden sonst in der Hochsaison samstags bis zu 40 Boote am Wechseltag übergeben, sind es nun drei Tage lang je 50 Boote. Diese müssen gereinigt und gewartet werden, und die Urlauber seien anspruchsvoll. „Wir müssen schon aufpassen, dass sich die Beschäftigten auch noch genug erholen können“, sagte die Fachfrau. Dass noch Ferien im Süden Deutschlands und in Nordrhein-Westfalen sind, sei deutlich zu spüren

Der durch die Coronalage nötige hygienische Zusatzaufwand sei enorm: Hunderte Desinfektionsflaschen und Pumpspender, neue Industriewaschmaschinen und zusätzlicher Einweisungsaufwand. „Wir müssten bei einem großen Boot, was 3000 Euro die Woche kostet, eigentlich zehn Prozent mehr nehmen“, sagte Rockel. Das sei aber nicht drin.

„Gezählt wird erst im Herbst“

Am liebsten buchen die Urlauber Sieben-Tage- oder Drei-Tage-Fahrten, sagte eine Sprecherin bei Le Boat in der Marina Wolfsbruch an der Landesgrenze Brandenburgs. Im Zuge der Corona-Krise wurde der Standort Jabel bei Waren geschlossen. Die Gäste schipperten aber gern in den Rheinsberger Gewässern herum oder in Ruhe nach Süden über die Havel nach Potsdam, wo die nächste Basis liegt.

„In der Hochsaison waren wir sonst auch ausgebucht“, sagte Rockel. Diesmal hätten man die doppelte Zahl an Booten, egal welcher Komfortklasse, vermieten können. Aber dann bräuchte die Firma mehr Mitarbeiter, dass sei bereits schwierig. Mit Hilfe von Kurzarbeit haben die Vermieter das Frühjahr überbrückt, aber „das waren ganz unsichere Zeiten“. Deshalb hält Rockel wenig davon, jetzt bereits davon zu sprechen, dass entgangene Buchungen aufgeholt sind: „Gezählt wird erst im Herbst.“

Um den Einweisungsaufwand gering zu halten, schickt Schulz von Bootsurlaub.de seinen Kunden bereits ein Video zu, wo sie die Handhabung der Hausboote erlernen. 90 Prozent seiner 150 Schiffe sind führerscheinfrei nutzbar. Am liebsten buchen die Hobbykapitäne hier Zwei-Paar- oder Ein-Paar-Boote. Der September sei schon zu 80 Prozent voll. „Die großen Boote mit bis zu zehn Leuten werden in der Vor- und Nachsaison aber schwieriger voll.“

Wer noch Anfragen hat, dem empfehlen alle Anbieter Geduld und lieber, auf eine E-Mail auszuweichen. Wegen der hohen Nachfrage könne es einige Zeit dauern, bis jemand ans Telefon gehen kann, kann man auf allen Internetseiten lesen. Kunhnle-Sprecherin Rockel empfiehlt, auch auf Frankreich auszuweichen. In der Flotte in Niderviller, knapp eine Autostunde von Deutschland, sehe es noch etwas übersichtlicher aus. Auch in Polen sei die Nachfrage an seiner dortigen Basis inzwischen wieder gestiegen, vor allem von Deutschen, sagte Schulz.

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